Der oberste UBS-Investmentbanker Andrea Orcel öffnet talentierten Mitarbeitern einen neuen Karriereweg. Was er damit bezweckt.

Wer bei einer Grossbank nach oben klettern will, muss in der Regel jede Sprosse der Karriereleiter nehmen. Dies ist allerdings nicht jedermanns Sache. Deshalb hat nun UBS-Investmentbankchef Andrea Orcel einen alternativen Karrierepfad geebnet.

Zusätzlich zum traditionellen Dienstweg hin zum begehrten Titel des Managing Director bietet sich bei der UBS neu eine Art Blitzaufstieg für jene Investmentbanker, die sich ausschliesslich Grosskunden widmen wollen. Dies berichtete das britische Branchenportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) mit Verweis auf ein internes Memo an die Belegschaft.

Näher an den Kunden rücken

Die besten auf Kunden fokussierte Berater können so den Titel eines Vice-Chair und Executive Vice-Chair erlangen. Auf dieser Stufe rapportieren sie dann direkt an Chef Orcel und können so die Strategie mitbeeinflussen, hiess es weiter.

Damit wolle man näher an den Kunden rücken, seine stets im Wandel befindlichen Bedürfnisse schneller erfassen und so neues Geschäft an Land ziehen, erklärt Orcel. Gleichzeitig hegt Orcel wohl auch das Kalkül, durch die neuen Titel und die damit verbundenen Lohnerhöhungen die besten Talente bei der Stange zu halten. In den letzten Jahren hat bei Investmentbanken ein wahrer Exodus hin zu agilen Boutiquen wie Moelis & Co, Perella Weinberg und Centerview Partners stattgefunden.

Derzeit zählt die UBS fünf Vice-Chairs innerhalb des Firmenkundengeschäfts. Es sind dies Catherine Cai für Asien-Pazifik, William Vereker und Piero Novelli für Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) sowie Mike Santini und Ros L’Esperance für die USA.

Die richtigen Fahrer für den Ferrari

Der neu eingerichtete Karrierepfad passt zur Neuausrichtung der UBS-Investmentbank, die nicht auf Volumen aus ist, sondern auf hochmargige Beratungsmandate. Vor diesem Hintergrund will er aus der UBS-Investmentbank einen Ferrari machen, wie auch finews.ch berichtete. 

In diesem Sinne sucht Orcel Investmentbanker, die Beziehungen und Ideen haben und diese auch zu nutzen wissen. Binnen drei bis fünf Jahren soll der Pool an M&A-Bankern verdoppelt werden, und zwar nur mit den besten «Regenmachern».

Frust wird in Kauf genommen

Das verstärkte Elitedenken führt zwangsläufig zu Frust beim Rest der Belegschaft. Doch wer sich im neuen Leistungsumfeld nicht wohl fühlt, der ist frei, anderswo sein Glück zu finden, liess kürzlich ein UBS-Sprecher verlauten. 

Eine Personalie, die exemplarisch für den neuen Kurs der UBS-Investmentbank steht, ist jene von Marco Illy. Der ehemalige Leiter der Schweizer Investmentbank der Credit Suisse zählt zu den dienstältesten seiner Zunft. Der 60-Jährige breit vernetzte Illy wird ab kommenden Dezember die Schweizer Investmentbank der UBS führen. 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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