Andrea Orcel auf Überzeugungstour in Frankfurt
Unicredit ist auf gutem Wege bis Jahresende seinen Anteil an der Commerzbank bis an die Marke von 30 Prozent aufzustocken. Das sagte CEO Andrea Orcel am Donnerstag an einem Banken-Gipfel des «Handelsblatt» in der Main-Metropole. Nur einen Tag zuvor hatte Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp an dem gleichen Event noch die Eigenständigkeit ihres Instituts verteidigt.
Andrea Orcel hat nach eigenen Aussagen bereits konkrete Vorstellungen, wie es nach einer Übernahme der Commerzbank durch die Unicredit für das deutsche Institut weitergehen könnte.
Dabei versuchte er explizit die Befürchtungen innerhalb der Bank und auch der deutschen Politik zu zerstreuen, dass eine Übernahme zu einem massiven Arbeitsplatzabbau führen könnte. «Ich denke, dass in der Zentrale eine grosse Zahl Arbeitsplätze wegfallen würde, aber weitaus weniger, als herumerzählt wurde», sagt der Unicredit-CEO. «In fünf oder sieben Jahren würden sie wahrscheinlich mehr Jobs streichen als bei einer Konsolidierung mit uns, weil sie es müssen.»
Auch beim Filialnetz sei kein Kahlschlag zu befürchten. «Für uns geht es um mehr Erträge. Wir werden das Filialnetz nicht antasten, wir werden in das Netz investieren.»
Die laufende Restrukturierung der Commerzbank mit einem aktuell geplanten Stellenabbau von rund 3'900 Stellen bis Ende 2027 reiche nicht aus. «Sie dürfen nicht schwächer werden, weil niemand als Bank in Deutschland überleben kann mit einem Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 57 Prozent, wenn die Wettbewerber unter 40 sind.»
Konstruktiver Dialog
Orcel will auch die Politik stärker in die Diskussion einbeziehen. Der deutsche Staat hält derzeit noch 12 Prozent der Commerzbank-Anteile. Ein weiterer Verkauf wird derzeit ausgeschlossen. «Wir sind hier und sind froh über jeden konstruktiven Dialog mit jedem, der das möchte», zeigte sich Orcel offen für Gespräche.
Abhalten werde er sich aber von Widerständen aber nicht. Die Meinung der deutschen Regierung sei ein «kritischer Faktor – aber nicht der alleinige Faktor». «Wir sind unseren Aktionären Rechenschaft schuldig, den Mitarbeitern und Kunden – aber nicht der Regierung. Aber wir respektieren deren Meinung.»
Der italienische Finanzkonzern ist am deutschen Markt seit Jahren durch die Münchner Hypovereinsbank (HVB) aktiv. Von einer Übernahme der Commerzbank verspricht man sich Chancen im Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden.
Das Management und der Betriebsrat der Commerzbank lehnen das Vorgehen von Unicredit ab. Es sei «feindlich» und «unfreundlich». Am Tag zuvor hatte CEO Bettina Orlopp noch die Eigenständigkeit der Commerzbank verteidigt.
«Wir haben viele, viele Erfolge in den letzten zwölf Monaten zeigen können», sagte sie.», Wenn man auf das Halbjahresergebnis der Bank blicke, seien die Ergebnisse «grossartig». «Und wir haben auch nicht vor, nachzulassen und konzentrieren uns eben voll auf die Umsetzung unserer Strategie.»
Entscheidung der Aktionäre
Letztlich liege die Entscheidung über eine Übernahme der Commerzbank aber bei den Aktionären und dort gehöre sie auch hin. Das werde davon abhängig sein, ob eine solche Transaktion Sinn mache. Sie selbst würde «natürlich mit Nein» stimmen.