Corporate & Investment Banking stehen tiefgreifende Veränderungen bevor
Die Banken-Studie «Corporate and Investment Banking Report 2025» der Boston Consulting Group (BCG) sagt eine grundlegende Veränderung des Geschäftsumfeldes in den kommenden fünf Jahren voraus. Die Gewichtung der Umsätze und Erträge werde sich stärker in Richtung der Nichtbank-Finanzinstitute (NBFIs) verlagern, sprich hin zu Vermögensverwaltern, Handelsplattformen und spezialisierten Fondsmanagern.
Bereits 2024 habe sich das Firmenkunden- und Investmentbanking (CIB) stark erholt, heisst es in dem jüngst veröffentlichtem Bericht. Die Gesamteinnahmen wuchsen um 4 Prozent auf 827 Milliarden Dollar. Inklusive der Nichtbanken-Finanzinstitute erreichte der Wert 989 Milliarden.
Wachstumstrend fortgesetzt
Als treibende Faktoren nennt BCG Gewinne durch gebührenbasierte Geschäfte, Aktienhandel und die Dynamik in den Schwellenländern. Die ersten Ergebnisse für 2025 würden darauf hindeuten, dass sich der Wachstumstrend fortgesetzt hat.
Hinter dem Aufschwung verberge sich jedoch ein Sektor im Umbruch. In den kommenden fünf Jahren werde sich das Corporate & Investment Banking (CIB) grundlegend verändern. Während das weltweite Ertragsvolumen bis 2030 um 20 bis 35 Prozent wachsen und die Marke von 1 Billion Dollar übersteigen dürfte, wird der Wettbewerb um diese Umsätze härter. Den Schätzungen zufolge werden NBFIs bis dahin mehr als 20 Prozent der weltweiten CIB-Erträge und 30 Prozent des Handelsvolumens auf sich vereinen.
Spezialisten und Boutiquen werden wichtiger
Der Schweizer Finanzplatz sei geprägt von einer grossen Zahl an Firmen- und institutionellen Kunden, die eine wachsende Nachfrage nach komplexen Corporate- und Investmentbanking-Dienstleistungen hätten. Diese Kunden würden zunehmend schnellere, technologiegestützte Lösungen erwarten – getrieben durch den Fortschritt bei GenAI und den wachsenden Einfluss von Nichtbanken.
Zudem befinde sich der Markt hierzulande nach der Integration der Credit Suisse in die UBS in einer Phase der Neuorientierung. Während viele Institute nach neuen Ertragsquellen suchten, gewännen spezialisierte Boutiquen und alternative Anbieter an Bedeutung, schreiben die Studienautoren weiter.
«Nichtbanken sind längst keine Randakteure mehr – sie stehen im Zentrum dessen, wie Kapital gebildet, vermittelt und gehandelt wird», sagt Julian Hein, Managing Director und Partner bei BCG. «Wenn Banken sich nicht rasch modernisieren, werden ihre Relevanz und ihre Erträge zunehmend erodieren.»
Auch BCG-Partner Christian Schmid erwartet, dass sich viele Corporate- und Investmentbanken bis 2030 strategisch neu ausrichten werden. Der Prozess werde getrieben durch die Dynamik in den Private Markets und den zunehmenden Einsatz von GenAI-Technologien.
Kapazität steigt durch KI
Die Kapazität von Bankern und Operations-Teams könnte durch den Einsatz künstlicher Intelligenz um 25 bis 40 Prozent gesteigert werden, heisst es weiter. Gleichzeitig wird eine grösser werdende Renditelücke (RoTE) zwischen führenden und zurückgebliebenen Instituten erwartet. Der Abstand könnte sich auf rund 8 Prozentpunkte ausweiten – vor allem durch Skaleneffekte und KI-getriebene Effizienz.
Zudem werde eine stärkere Ausprägung regionaler Modelle eine geopolitische Fragmentierung begünstigen. Asien werde Marktanteile hinzugewinnen, während Europa und die Schweiz ihre Wettbewerbsfähigkeit aktiv sichern müssen, betont die Studie.
Strategischer Wendepunkt
BCG liefert auch gleich ein Strategierezept frei Haus. Den führenden Banken wird ein Portfolioansatz von rund 50 Prozent Fokus auf das Kerngeschäft, 25 Prozent auf wachstumsstarke angrenzende Segmente und 25 Prozent auf gezielte Zukunftsinvestitionen empfohlen. Letzteres reiche von Technologieplattformen bis hin zu Partnerschaften mit Fintechs und NBFIs.
«Die Branche steht an einem strategischen Wendepunkt», sagt Schmid. «Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Banken mutige Schritte in den Bereichen Technologie, Infrastruktur und Kundenbetreuung setzen. Ein Mittelweg ist keine Option mehr.»