Die wirtschaftliche Bedeutung der Staatsbanken für die Schweiz ist beachtlich – und für einzelne Eignerkantone wahrhaft gigantisch, wie eine neue Studie zeigt.

Für die Gesamtheit der 24 Schweizer Kantonalbanken ist das Etikett «hidden giant», also heimlicher Riese, wohl zutreffend. Heimlich, weil die Staatsinstitute als solide bis langweilig gelten und die Kollegen bei den Gross- und Privatbanken gerne auf die «Kantonalbänkler» herabsehen.

Riesig ist die Kantonalbanken-Gruppe, wenn ihre wirtschaftliche Bedeutung für die Schweiz errechnet wird, wie es das Institut BAK Basel Economics eben getan hat.

Jeder fünfte Franken

In einer am Mittwoch im Auftrag des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) veröffentlichten Studie kommen die Basler Ökonomen zum Schluss, dass die Kantonalbanken mit 5 Milliarden Franken im Jahr 2017 jeden fünften Wertschöpfungsfranken des Schweizer Bankensektors erwirtschafteten.

Mit insgesamt 17'000 Beschäftigten zählen sie zudem zu den grössten Arbeitgebern der Branche – und sind dabei erst noch besonders effizient.

Produktiver als der grosse Rest der Banken

Laut dem BAK liegt die durchschnittliche Produktivität pro Vollzeitstelle mit 290'000 Franken rund 40 Prozent über dem Durchschnitt des Bankensektors. Während und nach der Finanzkrise von 2008 hat der Geschäftsgang der Staatsinstitute kaum gelitten, was zeigt, wie fest der heimliche Riese auf seinen Beinen steht.

Indes, Grösse gilt mindestens seit den «Too big to fail»-Erfahrungen der letzten Finanzkrise auch als handfestes Risiko. Und wie der BAK-Report eindrücklich aufzeigt, ist das wirtschaftliche Gewicht etlicher Kantonalbanken für ihre Eignerkantone geradezu erdrückend.

Appenzeller als wahre Giganten

Wird Bilanzsumme ins Verhältnis zur Einwohnerzahl eines Kantons gesetzt, erweisen sich sogar Winzlinge wie die Appenzeller Kantonalbank (Kanton Appenzell Innerrhoden) als wahre Giganten.

Auf einen Bürger des Halbkantons kommen so über 200'000 Franken. Mehr als 120'000 Franken für jeden Einwohner bringen zudem die Graubündner, Glarner sowie die Basler Kantonalbanken auf die Waage (siehe Grafik unten).

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Appenzell Innerrhoden, Graubünden und Glarus sind zusammen mit den Ständen Nidwalden, Obwalden, Schwyz und Uri besonders exponiert, wird der Beitrag zur kantonalen Wirtschaftsleistung ihrer Staatsbanken betrachtet.

Deren Anteil ist mit über 1,5 Prozent der Wertschöpfung im Kanton gewichtig (siehe Grafik unten).

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Das ist aber noch nicht die ganze Rechnung. Etliche der oben genannten Kantone proftieren in grossem Stil von den Einnahmen aus Ausschüttungen «ihrer» Banken sowie den Einkommenssteuern der dort angestellten Banker.

Gemessen am einzelnen Einwohner nehmen Appenzell Innerrhoden, Graubünden, Basel-Stadt und Schaffhausen am meisten ein (siehe Grafik unten).

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Doch die lukrativen Besteuerungs- und Dividendenrechte gibt es zumeist nicht ohne Pflicht: Für 21 der 24 Institute gilt weiterhin die unbeschränkte Staatsgarantie. Das bedeutet, dass der Kanton im Insolvenzfall für die Verbindlichkeiten seiner Bank haftet und sicherstellt, dass Gläubigern keinen Verlust entsteht.

Vom Goldesel zum bleiernen Gewicht

Dass sich die Goldesel in Windeseile in bleischwere Gewichte für die Kantonsfinanzen verwandeln können, zeigte sich in der Vergangenheit an den Beispielen der Genfer, Waadtländer und Berner Kantonalbanken. Die Solothurner Kantonalbank verschwand in den 1990er-Jahren gar ganz von der Bildfläche.

Noch 2008 musste der kleine Kanton Glarus bei seiner Kantonalbank 100 Millionen Franken abschreiben sowie 20 Millionen Franken einschiessen, weil sich diese im Kreditgeschäft übernommen hatte.

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