Stimmung bei Schweizer Regionalbanken trübt ein
Die diesjährige Branchenanalyse der Regional- und Kantonalbanken von OTC-X Research zeigt eine leicht abnehmende Stimmung. Von Pessimismus oder Beunruhigung sei die Branche aber weit entfernt, lautet das Fazit der Autoren.
Die Branchenanalyse der regional tätigen Schweizer Banken zeigt in verschiedenen Bereichen eine Verschiebung der Einschätzung der Marktsituation. Auch wenn die regional aktiven Banken nicht im Auge des globalen Zollsturms stünden, werfe die globale Zeitenwende ihre Schatten in jeden Winkel, heisst es in der am Donnerstag veröffentlichten Umfrage.
Die befragten Banken hätten ihre Hand am Puls der Unternehmen, der Zahlungsströme und der Abschreibungen und Wertberichtigungen. Entlassungen und Kurzarbeit, Konsumwünsche und Kreditrisiken würden ihre Geschäftspolitik beeinflussen.
Bei der Beurteilung der aktuellen Lage zeigen sich die 28 Banken, die sich an der Umfrage beteiligt haben, etwas kritischer. Die Einschätzung der Stressresistenz der eigenen Bank bei einem Krisenszenario zeige auf einer Skala von 1 (gering) bis 10 (hoch) mit einem Punktestand von 7,22 den tiefsten Durchschnittswert seit 2015. Im vergangenen Jahr lag der Wert bei 7,57 Punkten.
Auch die Einschätzung der Lage, sowohl für die Gesamtbranche als auch das eigene Institut, falle weniger rosig aus, heisst es weiter. Nach vier Jahren mit Durchschnittswerten, die komfortabel über 7, teilweise 8 Punkten lagen, sei es dieses Jahr zu einem deutlichen Rutsch auf 6,96 Punkte für die Branche gekommen und 7,46 für die eigene Bank. «Die Verschlechterung zeigt kein Krisenniveau an, eher, dass der Aufwind verloren geht», lautet die Einschätzung der Studienautoren.
Die Auswirkungen von allfälligen Wertberichtigungen und Abschreibungen auf die Bildung von Reserven und Rückstellungen sowie die Profitabilität werden im Trend der vergangenen Jahre nochmals geringer eingeschätzt, heisst es weiter. Die finanzielle Gesundheit der Privatkunden habe sich tendenziell etwas verbessert. Zudem würden sich die Institute nach eigener Einschätzung als gut vorbereitet auf allfällige Preisänderungen auf dem Wohnimmobilienmarkt sehen. Fast unisono werde dies als «gut» oder sogar «sehr gut» bewertet. Als Faktoren werden dabei eine tiefe Belehnung und eine konservative Kreditpolitik genannt.
Cyber-Risiken, Regulierung und IT-Kosten als Sorgenkinder
Entsprechend würden die Auswirkungen von allfälligen Wertberichtigungen und Abschreibungen auf die Bildung von Reserven, Rückstellungen sowie Profitabilität tiefer bewertet. Hier ging der Punktestand auf 3,92 von zuvor 4,30 Punkten zurück.
Die grössten Sorgen-Bereiche sind den Antworten zufolge Cyber-Risiken (8,29 Punkte), Regulierung (8,11 Punkte) und IT-Kosten (7,96 Punkte). Andere Herausforderungen sind demgegenüber auf Mehrjahrestiefs gefallen: Volatilität am Immobilienmarkt (3,82 Punkte), Wettbewerbsintensivierung (5,68 Punkte), Entwicklung von Produkten & Dienstleistungen (4,43 Punkte) und Weiterentwicklung der Unternehmenskultur (4,68 Punkte).
Raiffeisen als wichtigster Konkurrent
Als stärkster Wettbewerber wird von den Regional- und Kantonalbanken Raiffeisen wahrgenommen. Die ebenfalls vor allem im Hypothekargeschäft verwurzelte Gruppe kommt bei den Antworten auf einen Wert von 7,85 Punkten. Es folgen regional tätige Banken mit 6,42, UBS mit 4,69 und ZKB mit 4,15 Punkten. Versicherungen und Pensionskassen kommen auf rund 3 Punkte.
Bei den Wachstumserwartungen spielt die Diversifikation die wichtigste Rolle. Auch Spezialisierung und Positionierung legten an Gewicht zu.
Die Erwartungen an das eigene Hypothekengeschäft mit Blick auf Wachstum und Margenentwicklung seien auf Drei-Jahres-Sicht überraschend positiv, finden die Autoren. Rund 30 Prozent der Teilnehmer sehen eine Zunahme, und 48 Prozent erwarten, dass das Niveau gleich bleibt. Nur knapp 19 Prozent erwarten eine Abnahme.
Zinsmarge tiefer erwartet
Bei der Entwicklung der Zinsmarge in den nächsten drei Jahren sehen zwei Drittel eine Verengung, 11 Prozent eine Ausweitung und 22 Prozent keine Veränderung.
Die Frage, ob die Finanzmarktaufsicht Finma die Belange der regional tätigen Banken ausreichend versteht und berücksichtigt, wurde erneut etwas negativer beurteilt. Der Zustimmungswert bei der Zufriedenheit mit der Arbeit und Mandatserfüllung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in den letzten 15 Jahren ging leicht zurück, auf durchschnittlich 7,57 Punkte. Das liege aber im Bereich einer hohen Wertschätzung.
Wenig Berührungspunkte mit KI und Krypto
Beim grossen Branchenthema KI gebe es bei den befragten Banken derzeit noch kaum Berührungspunkte. Unter den Antworten hätten sich Aussagen gefunden wie: «aktuell noch minimal», «wir sind im Aufbau», «KI wird langsam kennengelernt und eingesetzt», «Versuchsobjekte auf allen Ebenen, mit Kunden zurückhaltend» oder «interne Initiative mit Arbeitsgruppen».
Auch Krypto ist bei den befragten Bankenk kein grosses Thema. «Von den 19 Antwortgebern gaben 14 an, keine Krypto-Anlagen anzubieten« Einer habe dabei ein «leider» hinzufügte. Ein Antwortgeber bietet Bitcoin und ETH (Ethereum) an. Drei weitere würden die indirekte Anlage über ETFs oder Fonds anbieten.
Zinspolitik und Franken
Bei der Erwartung der SNB-Zinspolitik rechnet der Grossteil (48 Prozent) mit keiner Veränderung gefolgt von «moderate Erhöhung» (30 Prozent) und Senkung (22 Prozent).
48 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten, dass der Franken in den nächsten zwei Jahren nochmals um mehr als 5 Prozent gegenüber dem Euro zulegen wird. Das ist der zweithöchste Wert seit 2020.
Die Umfrageergebnisse wurden am Donnerstag im Rahmen des von «schweizeraktien.net»«schweizeraktien.net» veranstalteten «Branchentalk Banken» am SIX Convention Point in Zürich vorgestellt.