Seit den gewissenlosen Manipulationen durch Grossbanken-Händler ist der Libor-Referenzzins auf dem absteigenden Ast. Nun schlägt die Credit Suisse als erste Bank der Welt ein neues Blatt auf.

Der Libor ist (fast) tot – lang lebe die Sofr! Die von der amerikanischen Notenbank (Fed) forcierte Secured Overnight Financing Rate hat gerade eine weitere Hürde genommen. Die Grossbank Credit Suisse (CS) hat nämlich basierend auf den neuen Referenzzinssätzen einen Cash Trade im Umfang von 100 Millionen Dollar ausgegeben.

In der Welt der Grossbanken sind das «Peanuts». Doch mit dem Zug hat die CS einmal mehr Agilität bewiesen: Wie die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, ist die zweitgrösste Schweizer Bank das erste Geldhaus überhaupt, das sich bei der Emission von Kreditpapieren nach der Sofr richtet.

Von London nach New York

Die Sofr-Rate, die sich nach den Sätzen im Repomarkt richtet, wird vom New Yorker Fed ermittelt und soll nach dem Willen der Amerikaner einst den ursprünglich in London beheimateten Libor ersetzen. Der ist ein Auslaufmodell: Nachdem 2011 ruchbar wurde, dass der für die Banken-Refinanzierung massgebliche Referenzzins in grossem Stil manipuliert worden war, diskutieren die Behörden seine Ablösung.

Ab 2022 könnte der Libor, an dem weltweit Finanzinstrumente im Gegenwert von rund 350'000 Milliarden Dollar hängen, ganz entfallen. Schon jetzt haben die Transaktionsvolumen auf Libor-Basis deutlich abgenommen.

Dies, während die Untersuchungen im Liborskandal, zumal gegen die Grossbank UBS in der Schweiz, weiter andauern. Die CS-Rivalin war tief in die Manipulationen verstrickt, zeigte sich aber frühzeitig selber an und arbeitete eng mit den Behörden zusammen.

UBS und CS nicht aus dem Schneider

Der Ex-UBS-Händler Tom Hayes sitzt eine langjährige Gefängnisstrafe ab. Bereits vor rund sechs Jahren wurde die UBS von den amerikanischen, britischen und Schweizer Behörden in dieser Sache mit einer Busse von rund 1,4 Milliarden Franken belegt.

Auch die CS kam im Libor-Skandal nicht ungeschoren davon. Gegen das Institut erliess die Wettbewerbskommission 2016 eine Busse von 2 Millionen Franken. Zudem klagen Investoren in den USA gegen das Bankhaus und weitere Institute, wie auch finews.ch berichtete.

Trotzdem darf das «Exposure» der CS gegenüber dem Liborskandal als relativ gering betrachtet werden. Das erleichtert es wohl dem Institut, in Sachen Referenzzinsen nun eine neue Seite aufzuschlagen.

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