Die Zahl der erfahrenen Banker, die sich als unabhängige Vermögensverwalter neu erfinden wollen, hat massiv zugenommen. Wie finews.ch zeigt, gleicht der Wechsel aber einem Drahtseilakt.

Die Geschäftsmodelle von Valvest, Clarus Capital, Helvetic Trust und Zwei Wealth Experts könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem haben die Firmen, welche in der Schweiz als unabhängige Vermögensverwalter und -berater unterwegs sind, eines gemeinam. Allesamt haben sie in den letzten Monaten Banker mit langer Karriere eingestellt – zumeist von den Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS).

Gestandener Grossbanker wird unabhängiger Vermögensverwalter: Zeichnet sich da etwa ein Trend ab?

Viel Interesse bei Ü50-Bankern

In der Finanzbranche mehren sich die Stimmen, die das so beschreiben. «Die Anzahl erfahrener Banker, die sich nach einer Stelle ausserhalb des Banking umsehen, hat massiv zugenommen», urteilt Patrick Müller, Chef von Zwei Wealth Experts.

Der Zuger Vermögensberater hat Anfang Monat einen ehemaligen Bankchef eingestellt. Bei der Pfäffiker Vermögensverwaltungs-Gruppe Reuss Private beobachtet derweil CEO Felix Brem, dass gerade bei den erfahrensten Kundenberatern mit 50 Jahren und älter ein zunehmendes Interesse am Übertritt besteht.

Trifft die Beobachtung zu, dann sehen sich die etablierten Privatbanken, zumal die Platzhirsche UBS und CS, mit einem Abfluss an Erfahrung und wertvollen Kundenbeziehungen an die unabhängige Konkurrenz konfrontiert.

Dies, nachdem letzterer bereits das Ende vorhergesagt wurde: Der Übergang in die Weissgeld-Ära, sinkende Margen und vor allem die steigende Compliance-Last machen den KMU des Schweizer Finanzplatzes den Garaus, glauben Auguren bis heute.

«Konsolidierung hat nie stattgefunden»

Für Totgesagte sind die Unabhängigen allerdings erstaunlich lebendig. Einer CS-Studie aus dem Jahr 2017 zufolge verwalten die rund 2'500 Einzelfirmen des Sektors in der Schweiz Gesamtvermögen in der Höhe von 400 Milliarden Franken. Tendenz steigend – laut der Studie gelang es den Firmen im Schnitt, Neugeld anzuziehen.

Das sich die Branche stabil entwickelt, stellt auch die Vereinigung Schweizerischer Vermögensverwalter (VSV). Dort halten sich die Austritte und Eintritte von Mitgliedern die Waage. «Die grosse Konsolidierung, die von gewissen Experten immer wieder angekündigt wurde, hat nie stattgefunden», kommentiert Ralph Frey, Geschäftsführer der Zürcher VSV-Geschäftsstelle.

Was gemäss Recherchen von finews.ch jedoch stattfindet, ist der Fakt, dass das Berufsumfeld für ältere Banker deutlich rauer geworden ist. Die Schätzung geht um, dass weniger als 15 Prozent der Mitarbeitenden bei den beiden Schweizer Grossbanken noch ordentlich pensioniert werden. Coachs raten Bankkadern inzwischen, sich bereits mit 40 Jahren nach einer alternativen Karriere umzusehen.

Vor diesem Hintergrund mag ein Wechsel in die unabhängige Vermögensverwalter durchaus als alternativer Karriereschritt gelten.

Drei Typen von Wechselwilligen

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.32%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.68%
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