Für Bankmanager ist das Zeitalter der politischen Korrektheit voller Fallstricke. In solch einen ist ein Spitzenmann von J.P. Morgan geraten: Ausgerechnet die Musikliebhaber bei der US-Grossbank brachte er gegen sich auf.

Derzeit tanzen Tausende Banker bei J.P. Morgan nach der Pfeife von Daniel Pinto (Bild unten). In mehr als drei Dekaden hat er sich bei der grössten Bank der USA durch die Ränge zum Chef der Investmentbank hochgearbeitet. Seit Anfang 2018 ist er Co-Präsident des Konzerns und gilt damit als möglicher Erbe für den Langzeit-CEO und Präsidenten der Unternehmung, Jamie Dimon.

Pinto 500

Das schlechteste Weihnachtsgeschenk

Pinto konnte deshalb entspannt aufs Jahr zurückblicken, als er zu Weihnachten dem bankinternen TV-Kanal ein Interview gab. Vielleicht hatte er sich dabei etwas zu sehr entspannt. Auf die eigentlich harmlose Frage nach dem schlechtesten Weihnachtsgeschenk aller Zeiten, antwortete der erfolgreiche Investmentbanker jedenfalls: Von einem Familienmitglied habe er einst ein E-Klavier erhalten, ein «sehr schönes Instrument, nur spiele ich nicht Klavier, noch werde ich es je lernen».

Damit hat er sich in Zeiten der politischen Korrektheit bereits in Schwierigkeiten geredet. Denn prompt sandte ein anonymer Angestellter die Aufnahme an das britische Branchenmagazin «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig). Im beiliegenden Schreiben enervierte er sich über die fehlende Liebe seines Vorgesetzten zum Klavier und dessen «mangelnden Respekt» vor der Musik.

Eine musikalische Bank

Damit stehe Pinto keineswegs stellvertretend für den Rest der Belegschaft, so der unbekannte Schreiber weiter. Zudem unterstütze die Bank ja Institutionen wie das New London Orchestra oder das Boston Youth Symphony Orchestra und bringe damit der Kulturform die gebührenden Wertschätzung entgegen.

Ob sich nun ein «Shitstorm» von militanten Chopin-Verehrern und Steinway-Fans über Pinto ergiesst, muss sich weisen. Nachdem schon manch ein Banker in der Ära von#MeToo stolperte, weil er seine Finger nicht bei sich behalten konnte, wäre Pinto jedenfalls der erste, der unter Druck gerät, weil er nicht in die Tasten greifen wollte.

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