Der frühere Nationalbanker und Blackrock-Vize mag nicht ins Klagelied um den Schweizer Finanzplatz einstimmen. Und doch warnt er die hiesigen Banken dringend.

Statt Hemd und Krawatte müsste Philipp Hildebrand dieser Tage eigentlich ein T-Shirt tragen – mit der Aufschrift: «Nein, ich will weder Präsident der UBS noch der Credit Suisse werden». Genau das wird der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nämlich immer wieder gefragt, zuletzt von der «Aargauer Zeitung».

Der 55-Jährige verweist dann jeweils auf seinem Job als Vizepräsident beim weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, den er gerne ausübe.

«Den Teufel an die Wand zu malen, ist Unsinn»

Dessen ungeachtet zeigt der in London wohnhafte Finanzprofi weiterhin grosses Interesse am Schweizer Finanzplatz, und hält sich damit im Rennen für Nachfolge-Spekulationen bei beiden Schweizer Grossbanken.

Im Interview mit dem Regionalblatt gab sich Hildebrand nun überraschend optimistisch. Gefragt, ob er mit ähnlich grossen Stellenverlusten im Swiss Banking rechne wie UBS-Chef Sergio Ermotti, entgegnete der Ex-Nationalbanker: «Den Teufel an die Wand zu malen ist Unsinn.»

Die Realität sei eine andere. «Kein Land hat die Finanzkrise so gut überstanden wie die Schweiz. Wir waren mitten im Sturm. Dank der Flexibilität der Wirtschaft, dank der Stabilisierung des Finanzsystems und der Geldpolitik haben wir die Krise gut gemeistert.» Damit lobte der Blackrock-Vize auch gleich sich selber, war er doch in die Staatsrettung der UBS 2008 eng involviert und als Präsident der SNB Architekt der festen Untergrenze zum Eurokurs.

Auf eigene Stärken konzentrieren

Allerdings ermahnte Hildebrand die Schweizer Banken nun, sich neu zu erfinden. Er sei dabei zuversichtlich, dass dies dem Finanzplatz gelinge, so der frühere SNB-Präsident weiter. «Obwohl das Bankgeheimnis weggefallen ist, geht es der Branche gar nicht so schlecht. Auf äussere Entwicklungen können wir mit Innovationen reagieren.»

Nur eines, warnte er, dürfen die hiesigen Geldhäuser nicht tun. Nämlich den erfolgreichen US-Investmentbanken hinterhereilen. «Wir sollten uns auf unsere eigenen Stärken konzentrieren: auf die grenzüberschreitende, steuerkonforme Vermögensverwaltung.»

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