Schweizer KMU wenden sich längst nicht mehr nur an Banken, wenn sie einen Kredit brauchen. Eine Studie leuchtet das auch in der Schweiz schnell wachsende Schattenbanking – und wer sich dort tummelt.

Knapp 3 Milliarden Franken: Auf dieses Volumen schätzen Finanzwissenschafter der Hochschule Luzern (HSLU) das Geschäft mit «private debt», also Unternehmensfinanzierungen, die nicht über Obligationen oder via Bankenkanal durchgeführt werden.

Das meist wenig transparente Business trägt noch einen weiteren, weniger schmeichelhaften Namen – «Schattenbanking» nennen Kritiker die Kreditvergabe, die abseits von den streng beaufsichtigten Bankbilanzen stattfindet.

Hungrige Geldgeber

Dieses Geschäft wächst weltweit rasant. Allein das in institutionellen Private-Debt-Fonds angelegte Volumen wird global auf 750 Milliarden Dollar geschätzt. Im Jahr 2018 wurden schätzungsweise mehr als 100 Milliarden Dollar neues Kapital aufgenommen. Für die Schweiz geht die Studie von einem zweistelligen Wachstum in den letzten drei Jahren aus – analog zum Privat-Equity-Volumen, das hierzulande um 15 Prozent zugelegt hat. Die Autoren erwarten nun, das dieses Wachstumstempo anhält.

Denn aufgrund der tiefen und negativen Zinsen bleiben die Schweizer «Schattenbanken» hungrig: Institutionelle Geldgeber wie Pensionskassen, Versicherungen und Family Offices sind – auf der Suche nach höheren Renditen – als Kreditgeber indirekt über Fondsinvestitionen oder teilweise direkt in diesen Markt eingetreten. Nachdem diese Player schon im Hypogeschäft die Margen enorm unter Druck gebracht haben, weiten sie nun ihre Position im Firmenkundengeschäft aus.

Banken dominieren – noch

Müssen Banker deshalb schlaflose Nächte haben? Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass ein Geldhaus die Studie der Luzerner Wissenschafter in Auftrag gab: die Schwyzer Kantonalbank (SZKB). Die Analyse gibt nun wenigstens zu Teilen Entwarnung. Bankkredite stellen für Schweizer Unternehmen nach wie vor die bedeutendste Quelle für Fremdfinanzierungen dar. Ende 2018 entfielen so bei heisigen Unternehmen 251 Milliarden Franken auf Hypotheken und 105 Milliarden Franken auf übrige Firmenkredite.

Und trotz aller Zwischenrufe, dass KMU bei Banken nur schwer Kredit kriegen würden: Wenn kleinere und mittlere Unternehmen eine Fremdfinanzierung benötigen, greifen sie vor allem auf Bankfinanzierungen zurück. Der Anteil anderer Fremdfinanzierungen liegt laut der Studie lediglich bei einem einstelligen Prozentsatz. Mehr noch – die Zufriedenheit mit den Banken sei unter Schweizer KMU durchaus hoch.

Rechtzeitig einklinken

Dennoch liegen Banker sicher nicht falsch, wenn sie wie die SZKB mehr über den private-debt-Markt wissen wollen. Eine These der Forscher besagt, dass die Kapitalzuflüsse in private-debt-Fonds zu anhaltend tieferen Kreditmargen führen werden. Damit käme nach dem Hypo- auch das Firmenkundengeschäft der Banken zunehmend unter Druck.

Zudem: Alternative Finanzierungsformen – gerade auch über digitale Lending-Plattformen – begünstigen der Studie zufolge eine weitere Desintermediation des Bankenmarktes. Institute, die diesen Trend rechtzeitig erkennen und sich einklinken, können dies laut den Autoren zu ihrem Vorteil nutzen.

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