Ein über zwölf Jahre zurückliegender Korruptionsskandal verfolgt die Credit Suisse noch heute. Ein früherer Angestellter und Verurteilter verlangt von der Grossbank Genugtuung im Wert von 90 Millionen Franken.

In den Jahren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs herrschten in den früheren Ostblock-Ländern Zustände wie im «Wilden Osten». Mit der Privatisierung von Staatsunternehmen wurden über Nacht Milliardäre geboren. Ganz vorne dabei: Die Investmentbanken aus dem Westen, welche die Deals einfädelten und strukturierten – auch die Credit Suisse (CS).

Es ging nicht immer mit rechten Dingen zu – und ein besonderer Fall von Staatskorruption in Rumänien verfolgt die CS noch heute. Wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtet, hat ein früherer CS-Investmentbanker seine ehemalige Arbeitgeberin auf rund 90 Millionen Franken verklagt.

Überführter und verurteilter Spion

Vadim Benyatov heisst der Mann, ein Aserbeidschanisch-Amerikanischer Doppelbürger, der für die CS in den boomenden Nuller-Jahren in den osteuropäischen Ländern Aufträge an Land gezogen hatte.

Benyatov ist in Rumänien inzwischen eine kleine Berühmtheit – er ist ein überführter und verurteilter Spion. Seine mehrjährige Gefängnisstrafe in Rumänien trat er allerdings nie an. Einer drohenden Auslieferung von Grossbritannien an Rumänien entzog er sich im Jahr 2015 durch eine Flucht nach Los Angeles.

Nicht mal für Uber fahren

Dort fristet Benyatov nun ein unbefriedigendes Dasein: Er könne nicht mal für Uber Taxifahrer sein, da der über neun Jahre dauernde Gerichtsfall und seine Verurteilung überall öffentlich einsehbar seien. Eine Bewilligung der Aufsichtsbehörden SEC oder FCA zu erhalten, um wieder als Banker arbeiten zu können, sei aussichtslos.

Schuld daran habe die CS, seine frühere Arbeitgeberin. Die CS habe ihm in den Jahren während der juristischen Auseinandersetzung keinen rechtlichen Beistand geleistet. Nun wolle er von der CS Geld für seine Lohnausfälle, 89,5 Millionen Dollar.

Privatisierungsdeal ging schief

Die CS verlangte von dem Gericht, die Klage abzulehnen. Sie habe Benyatovs Anwälte bezahlt und auch seinen Lohn, während er in Bukarest im Gefängnis sass. Dieser sagte wiederum aus, die CS habe dies nur getan, damit er zugunsten der Bank aussagen würde.

Benyatov war im Jahr 2006 im Hotel Hilton in Bukarest verhaftet worden, zusammen mit einem Berater namens Stamen Stancev. Der Vorwurf lautete Industriespionage. Die beiden hatten am Privatisierungsdeal der rumänischen Telefongesellschaft Romtelecom gearbeitet.

Die CS hatte kurz darauf einen Brief des damaligen rumänischen Ministers für Kommunikation und IT Zolt Nagy erhalten. Es sei besser, die Vereinbarung zwischen der CS und Rumänien aufzulösen – wegen möglicher Interessenkonflikte.

Sie steckten alle unter einer Decke

Wie sich im Zuge der Ermittlungen später herausstellte, war Nagy wie auch der damalige Wirtschaftsminister Codruţ Sereş Teil des Komplotts. Beide waren, wie Benyatov und Stancev, im Jahr 2015 zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt worden. Strafen waren auch gegen weitere frühere CS-Investmentbanker ausgesprochen worden, Michal Susak und Mircea Flore.

Die rumänischen Minister hatten gezielt Informationen über geplante Privatisierungen an die CS-Banker übergeben. In der Folge gewann die Schweizer Bank in Rumänien Aufträge, unter anderem jenen des geplanten Börsenganges von Romtelecom.

Die CS hielt fest, Benyatovs Forderungen seien ohne Grundlage und die Bank werde sich mit allen Mitteln verteidigen.

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