Nach dem Vergewaltigungsvorwurf einer Praktikantin bei der UBS schaltete sich mit Andrea Orcel auch der damalige Chef der Investmentbank ein. Eine verdeckte Tonaufnahme zeigt nun dessen Resignation.

«Vielleicht ist es meine Schuld... es macht mich traurig, dass ich nach fast sieben Jahren auf dem Posten noch immer eine Situation wie diese hier antreffe.» Das sagte Andrea Orcel in einem Gespräch mit einer Praktikantin, als diese im Herbst 2017 den Chef der UBS-Investmentbank über ihre mutmassliche Vergewaltigung durch einen Vorgesetzten unterrichtete.

Die junge Frau hatte, wie sich jetzt erst zeigt, das Gespräch mit dem Divsionsleiter im Geheimen aufgenommen.

Einigung erzielt

Die britische Zeitung «Telegraph» (Artikel bezahlpflichtig) veröffentlichte nun Ausschnitte daraus – und zeigt den ansonsten höchst energischen und durchsetzungsfähigen Orcel am Rande der Resignation. Man habe alles versucht, jene Kultur von Sexismus und Übergriffen bei der UBS zu verändern. «Doch ich schaffe es einfach nicht», sagte der Italiener seiner jungen Angestellten in der Unterredung in London.

Der Fall hat seit jenem Treffen im Herbst vor drei Jahren hohe Wellen geworfen und die UBS schliesslich zu einem Einlenken gebracht. Wie auch finews.ch berichtete, hat sich die Schweizer Grossbank mit der Ex-Praktikantin vergangenen Juni geeignet. Die Details der Übereinkunft sind nicht bekannt; die UBS soll aber Berichten zufolge eine fünfstellige Summe an eine britische Whistleblower-Stiftung spenden.

Gegen den einstigen Vorgesetzten der Ex-Bankerin läuft in Grossbritannien eine Strafuntersuchung. Es schied bei der Bank aus, noch bevor es zu einem Disziplinarverfahren gegen ihn kommen konnte. Zu britischen Zeitung sagte eine UBS-Sprecherin, jegliche Form von Belästigung oder Diskriminerung würden nicht toleriert.

Prozess gegen Santander vertagt

Orcel sollte derweil nicht nur den Kulturkampf im Investmentbanking verlieren. Im Januar 2019 kam sein Antritt als CEO bei der spanischen Bank Santander nicht zustande. Seitdem führt er einen Rechtsstreit gegen Santander – Orcel verklagte seine Beinahe-Arbeitgeberin auf 100 Millionen Euro, die ihm als Kompensation für entgangene Boni aus seiner UBS-Zeit und Lohn an der Spitze von Santander zugestanden hätte.

Vergangenen Frühling hätte ein spanisches Gericht darüber entscheiden müssen. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie wurde der Prozess jedoch vertagt.

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