Die Online-Bank Saxo hat im ersten Semester von der Nervosität im Börsenhandel profitiert. Viel Wachstum stammt jedoch aus einer unerwarteten Ecke, sagt Schweiz-Chef Renato Santi zu finews.ch.

Wenn die Börsen taumeln, schöpfen Online-Banken gewöhnlich aus dem Vollen: Die hektischen Transaktionen ihrer Kundschaft spülen ihnen viel Courtage in die Kassen. Das war bei der Saxo Bank (Schweiz) im abgelaufenen Halbjahr nicht anders. Vor dem Hintergrund des Corona-Crashs kletterten die Erträge aus dem Handel um 44 Prozent und jene im Kommissions-Geschäft gar um 80 Prozent.

Der Betriebsertrag fiel in der Folge mit 14,1 Millionen Franken um 50 Prozent höher aus als zum gleichen Zeitpunkt im Jahr zuvor, wie die Schweizer Tochter der dänischen Saxo am Dienstag vermeldete. Das operative Ergebnis fürs erste Halbjahr erreichte 7,6 Millionen Franken, nach einem Verlust von 1,4 Millionen Franken in der Vorjahresperiode.

Entgegen dem Mandate-Trend

Wie Saxo-Schweiz-Chef Renato Santi im Gespräch mit finews.ch erklärte, erwies sich aber nicht nur die Volatilität – also die Händler – als Treiber im Krisen-Halbjahr. «Die Mehrheit der Kontoeröffnung kam von Affluent-Kunden», so der Tessiner. Zahlen zu Kunden und verwalteten Vermögen nannte Santi nicht. Die Saxo Bank hat aber angekündigt, künftig einen Fokus auf das Segment der vermögenden Investoren mit einem längeren Anlagehorizont zu setzen.

Die Entwicklung überrascht. Ausgerechnet auf der Höhe einer so noch nie erlebten Gesundheitskrise nehmen gutverdienende Schweizer die Börse selber in die Hand und wenden sich an eine Online-Bank. Dies, während Geldhäuser landauf landab die Kunden in Mandate bewegen, bei denen das Anlegen gänzlich der Bank anvertraut wird.

Nicht nur Gebühren sparen

«In den letzten Monaten haben wir eine zunehmende Zahl von Kunden beobachtet, welche die Vermögensanlage selber in die Hand nimmt», sagt Santi. Er erklärt sich dies nicht nur mit den günstigeren Gebühren im Online-Banking, sondern auch mit dem Umstand, dass die Kunden besser informiert sind. «Wir bieten zahlreiche Dienste an, mit deren Hilfe sich Portefeuilles zusammenstellen oder die eigene Risikofähigkeit ausloten lassen.»

Die Saxo Bank bietet solchen Investoren seit Anfang Jahr ihre «Investor Plattform» an. Die Nutzer erhalten damit eine digitalisierte und mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Lösung, mit der sie ihr Vermögen längerfristig investieren können. Zu den Diensten für die Affluent-Kunden zählt zudem eine Kompetenzabklärung , um zu evaluieren, welche Finanzprodukte für sie geeignet sind.

Viele jener Affluent-Investoren seien aber sowieso sehr konservativ, sagt Santi: Die meisten kaufen Aktien, Anleihen und Fonds, um diese dann über eine längere Frist zu halten.

Geschäft mit Tradern glätten

Solches «buy & hold» ist zwar für eine Online-Bank wie Saxo nicht besonders einträglich, hilft aber, das angestammte Geschäft mit den Tradern zu glätten. Wenn die Börsen zu ruhig sind, verkaufen diese ihre Positionen ein und begeben sich auf die Seitenlinie. Fürs zweite Semester ist dies aus Sicht der Bank aber kein Thema. Die Volatilität an den Finanzmärkten, glaubt man dort, werde weiterhin hoch bleiben, was die Handelsaktivitäten der Kunden positiv beeinflusse.

Mit den in der Krise gewonnenen Affluent-Neukunden will die Saxo Bank nun wachsen. Vorantreiben will Santi auch das Geschäft mit unabhängigen Vermögensverwaltern. Die technischen Voraussetzungen dafür würden gerade umgesetzt, berichtete er.

Alle zurück im Büro

Viel zu tun für die relativ kleine Saxo-Crew in der Schweiz – die notabene vollständig ins Büro zurückgekehrt ist. Damit stemmt sich die Online-Bank gegen den Branchentrend. Viele Konkurrenten kennen keine Eile, ihre Mitarbeitenden wieder ins Haus zu holen.

Die Regeln zur sozialen Distanz könnten gut eingehalten werden, sagt Santi zum Entscheid zur Rückkehr. Auch seien die technischen Mittel vorhanden, um von einem Tag auf den anderen die Mannschaft wieder ins Home-Office zu schicken. «Mit der Büropräsenz wollen wir auch ein Zeichen setzen hinsichtlich der Rückkehr zur Normalität», so Santi.

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