Bei der Saxo Bank Schweiz ist mit Renato Santi seit kurzem ein Private Banker am Steuer. Nun will er mit der Online-Trading-Bank ganz neue Wege beschreiten, wie er gegenüber finews.ch erklärt.

Bei diesen sommerlichen Temperaturen ist Renato Santi mit der Vespa unterwegs. In Zürich seien zwar die öffentlichen Verkehrsmittel hervorragend, sagt er beinahe entschuldigend. Doch für einen Tessiner wie ihn, der noch dazu viel Zeit in Italien verbrachte, scheint diese Art der Fortbewegung die natürlichste zu sein.

Auch als neuer Chef der Saxo Bank Schweiz macht Santi auf Tempo. Nachdem er bei der Schweizer Niederlassung der dänischen Online-Bank im vergangenen Februar die Leitung von seinem Vorgänger Patrick Hunger übernahm, hat er bereits begonnen, die Geschäftsstrategie auszuweiten: Santi will mit Saxo in die Königsdisziplin des Swiss Banking vorstossen, in die Vermögensverwaltung.

Deutlich weniger Gewinn

Das ist ein überraschender Schritt, schliesslich bedient das Institut hierzulande überwiegend Privatpersonen, die über die Saxo-Plattform auf eigene Faust traden. Das traditionell stärkste Segment ist dabei der Devisenhandel. Auch letztes Jahr wuchs Saxo in der Schweiz mit dieser Kundschaft zweistellig, musste allerdings unter anderem wegen Investitionen in die IT einen deutlich tieferen Gewinn verschmerzen.

Die sprichwörtliche Volatilität des Handelsgeschäfts mag mit ein Grund sein, weshalb es die Online-Bank in neue Gefilde zieht. Santi bringt dafür das passende Profil mit: Bei der inzwischen verschwundenen Tessiner Privatbank BSI führte er jahrelang das Geschäft in der Schweiz und in Europa. Für die BSI-Käuferin EFG International leitete er bis im September 2017 die Operationen im Tessin, in Zürich und in Italien. Zudem sitzt der Banker im Beirat diverser Beratungs- und Vermögensverwaltungsfirmen.

Zu Saxo habe es ihn gezogen, weil er in einer internationalen, stark auf die Digitalisierung ausgerichteten Firma habe tätig werden wollen – «more of the same» habe ihn karrieremässig nicht mehr interessiert, sagt Santi rückblickend.

Bei unabhängigen Vermögensverwaltern punkten

Trotzdem dürfte er nicht zuletzt wegen seinem Private-Banking-Hintergrund den Zuschlag bei den Dänen erhalten haben. Vom Hauptquartier in Kopenhagen hat der Schweiz-Chef seither den Auftrag erhalten, Unternehmenskunden für die Open-Banking-Plattform von Saxo zu gewinnen. Der Fokus liegt dabei auf anderen Banken und auf den unabhängigen Vermögensverwaltern.

Gerade bei letzteren handelt es sich um eine von Schweizer Banken stark umworbene Kundschaft. Doch Santi will bei den Unabhängigen mit den Stärken von Saxo punkten: hoher Digitalisierungsgrad – tiefe Gebühren.

Anfang 2020 soll zudem die «Investor Plattform» in der Schweiz «live» gehen. Dieses Angebot für Privatkunden hat Saxo im Heimmarkt Dänemark sowie in Singapur bereits lanciert. Die Nutzer erhalten damit eine durchdigitalisierte und mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Lösung, mit der sie ihr Vermögen längerfristig investieren können, erklärt Santi.

Investments für Trader

Das passt auf den ersten Blick wenig zum typischen Saxo-Kunden, der im Handel ein schnelles Geschäft machen will. Doch die Bank glaubt, dass selbst eingefleischte Trader mit ihren Cash-Positionen mehr anfangen wollen, als das Geld bis zur nächsten Wette einfach stehen zu lassen. Auch hier versucht Saxo, mit Technologie und günstigen Gebühren zu überzeugen – und damit Vermögen in der Schweiz einzusammeln.

Dies wird für den Gesamtkonzern immer wichtiger: Mit der Ende 2018 angekündigten Fusion mit der niederländischen Bank Binck schnellten die verwalteten Vermögen von Saxo von 15 Milliarden auf rund 39 Milliarden Euro hoch. Entsprechend steigt der Anreiz, diese Gelder auch zu bewirtschaften.

Neue Strukis für die Schweiz

Binck verkauft zudem eigene Investmentlösungen – die Strukturierten Produkte aus der Palette der Niederländer sollen künftig ebenfalls in der Schweiz angeboten werden.

Viel Arbeit also für Santi, der sich das Private Banking gewohnt ist, nun aber eigentlich eine Technologiefirma führt. Der Umgang mit der Digitalisierung sei wie das Erlernen einer Fremdsprache, findet Santi. Flüssig werde man erst, wenn man darin zu denken beginne.

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