Ökokomische Gewalt ist eine Unterform der häuslichen Gewalt – und eine Form, bei eigentlich alle Banken aktiv gefragt wären. Besonders eine britische Digitalbank sticht da positiv hervor.

Laut dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) gehört ökonomische Gewalt in der Familie zur psychischen Gewalt und beinhaltet Gewalthandlungen wie Arbeitsverbot oder Zwang zur Arbeit, weitere Handlungen wie finanzielle Kontrolle, Eingrenzung der oder Verfügung über die finanziellen Ressourcen sowie finanzielle Ausbeutung einer Person. 

Laut dem Walliser Amt für Gleichstellung und Familie ist eine Person Opfer ökonomischer Gewalt, wenn ihr der Zugang zu ihrem eigenen Geld verwehrt, oder wenn ihr Eigentum von jemandem anderen kontrolliert wird: «Ökonomische Gewalt ist eine sehr heimtückische Form der Gewalt; das Opfer kann in einem schönen Haus leben, gut gekleidet sein, Kinder mit vielen Spielsachen haben, Luxusartikel besitzen – aber keine Kontrolle über das Geld, das ins Haus kommt, haben oder bei Entscheidungen über Anschaffungen nicht mitreden dürfen.» 

Warum darf er Beträge in der Höhe von mehreren tausend Pfund abheben?

Dass gerade auch Finanzinstitutionen wie zum Beispiel Banken bei solchen Fällen in der Pflicht sind, zeigt ein Beispiel aus Grossbritannien, welches vom britischen Online-Magazin «Wired» dieser Tage dokumentiert worden: Eine Frau geht arbeiten, ihr Mann nicht. Er gibt das Geld vom gemeinsamen Konto aus, sie nicht. Und zwar zu einem grossen Teil für Designer-Anzüge und Auslandsreisen mit anderen Frauen.

Als sie ihn darauf ansprach, misshandelte er sie körperlich. Sie bemühte sich, einen sicheren Weg zu finden, um die Bank über die Geschehnisse zu informieren, wie sie dem Magazin sagte: «Ich fragte, warum sie nicht bemerkten, dass die einzige Person, die seit Jahren jeden Monat Geld eingezahlt hatte, ich war, aber sie ihm erlaubten, Beträge in der Höhe von mehreren tausend Pfund abzuheben?»

Trotz der Bitten um Hilfe gab ihr Mann über die Bank weiterhin ihr Geld aus, richtete ohne ihre Zustimmung eine gemeinsame Kreditkarte ein und nahm in ihrem Namen Kredite auf. Das dauerte 15 Jahre lang, bis sich die Frau endlich von ihm trennen konnte. 

«Mein Kartenchip ist kaputt»

Das Magazin hat mit einer Reihe von Opfern von ökonomischer Gewalt gesprochen. Sie waren sich einig, das sich besonders die britische Digitalbank Monzo mit ihrer Technologie positiv hervortut, wenn es um dieses Thema geht.

Dies, weil Monzo solche Missbrauchsopfer im Sinn hatte, als die Bank das Traceless Messaging in seine Banking-App eingebaut hat. Diese spurenlose Funktion, die einem Button mit der Aufschrift «Share with us» zugrunde liegt, ermöglicht es den Kunden, die Bank diskret über ihre Situation zu informieren oder Bedenken über bestimmte Transaktionen zu äussern.

Ob es nun um häusliche Gewalt oder um eine falsche Zahlung geht, der Kundendienst von Monzo leitet die Meldung dann zum 20-köpfigen Vulnerability-Team, das darauf spezialisiert ist, Anzeichen von Missbrauch zu erkennen und mit solchen Personen umzugehen.

Das ist nicht alles: Es besteht ausserdem die Möglichkeit, ein Codewort zu erstellen, um die Polizei zu alarmieren. Kunden können privat mit Monzo einen Satz wie zum Beispiel «Mein Kartenchip ist kaputt» vereinbaren, damit das Unternehmen im Ernstfall im Namen des Opfers Notrufdienste wie Polizei und Ambulanz alarmiert. Das Verfahren ist so gestaltet, dass es unauffällig wirkt, um potenzielle Missbraucher nicht darauf aufmerksam zu machen.

Fast 20'000 Fälle in der Schweiz

Über ökonomische Gewalt gibt es keine separaten Daten in der Schweiz, jedoch wurden im vergangenen Jahr laut EBG 19'670 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt, naturgemäss mit einer hohen Dunkelziffer. 95 Prozent der Menschen, die häusliche Gewalt erleben, sind auch in irgendeiner Form von wirtschaftlichem Missbrauch betroffen, weiss die britische «Surviving Economic Abuse»-Stiftung.

Stimmt das Verhältnis auch hierzulande, kann man davon ausgehen, dass solche Fälle in der Schweiz überhaupt keine Seltenheit sind. Deswegen sind auch Schweizer Banken und Fintechs gefordert, sich dem Thema anzunehmen.

 

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