Eine bislang kaum beachtete Liste zu Banker-Salären in Europa erregt nun grosse Aufmerksamkeit. Denn der am besten verdienende Banker musste nach einem verpatzten Börsengang den Hut nehmen. Trotzdem erhielt er doppeltes Gehaltspaket.

Der Vergütungsbericht der European Banking Authority (EBA) war lange ein kaum beachtetes Dokument. Bis jetzt: Denn nun hat die deutsche Finanznachrichten-Webseite «finanz-szene.de» auf Basis dieses anonym gehaltenen Vergütungsberichts den am besten verdienenden Banker Deutschlands im Jahr 2018 enthüllt.

Es ist der Franzose Nicolas Moreau mit 15,4 Millionen Euro. Moreau war der Chef des Asset-Management-Arms der Deutschen Bank DWS.

Mehr als John Cryan

Ein «hübsches Sümmenchen» kommentierte «finanz-szene.de». Fürwahr: Mit diesem Paket hat Moreau nicht nur den früheren Deutsche-Bank-Chef John Cryan hinter sich gelassen – der Brite verdiente 2018 12,8 Millionen Euro –, er wäre auch der am besten bezahlte Banker der Schweiz gewesen.

Die Enthüllung an sich ist weniger interessant als die Umstände, unter welchen Moreau zu dem «hübschen Sümmchen» gekommen ist. Der heute 55 Jahre alte Banker war nämlich Ende Oktober 2018 von der Deutschen Bank gefeuert worden. Moreau hatte DWS im Frühling an die Börse gebracht und die Asset-Management-Marke neu positioniert.

Geldzuflüsse versprochen, Abflüsse erlitten

Doch der Börsengang erwies sich als Flop: DWS verlor in der Folge mehr als 15 Milliarden Euro an Kundenvermögen. Der Aktienkurs brach parallel dazu ein. Moreau hatte den Investoren zuvor aber erklärt, DWS würde bis Ende 2018 mehr als 30 Milliarden Euro an Neugeld akquirieren.

Ende Oktober 2018, nach drei Quartalen mit Geldabflüssen bei DWS, zog die Deutsche Bank die Notbremse und entliess Moreau frühzeitig aus seinem bis 2019 geltenden Vertrag. Der Grund für den höchsten Bankerlohn in Deutschland liegt darin: Moreau kassierte noch eine Abfindung von über 8,8 Millionen Euro.

CEO John Cryan, der die Deutsche Bank ein paar Monate vor Moreau hatte verlassen müssen, hatte damals eine Abfindung von 8,7 Millionen Euro erhalten.

Doppelverdiener: Zwei Abfindungen, zwei Boni

Wie konnte Moreau mehr verdienen als sein Chef? Das lag an der – inzwischen geänderten –Struktur im Deutsche-Bank-Konzern. Moreau war CEO von DWS und sass damit gleichzeitig in der Konzernleitung der Deutschen Bank. «Der Franzose war Doppelverdiener», stellte «finanz-szene.de» fest.

Er bezog nicht nur zwei Fixlöhne und zwei Boni, er erhielt auch zwei Abfindungen, eine von der Deutschen Bank und eine von DWS. Die Deutsche Bank hat diesen Konflikt nach Moreaus Rausschmiss gelöst: Der neue DWS-Chef Asoka Wöhrmann gehört der Konzernleitung der Deutschen Bank nicht mehr an.

Jetzt bei HSBC auf der Teppichetage

Moreau heuerte 2019 bei der britischen Grossbank HSBC an. Er ist dort nun CEO des Asset Managements, das mit 500 Milliarden Dollar Kundengeldern nicht zu den besten Performern im Markt gilt. Der Konzernleitung von HSBC gehört Moreau nicht an.

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