In der Aufarbeitung des Greensill-Skandals nimmt der eilends gebildete Krisenausschuss unter der Ägide von Urs Rohner auch die Rolle von Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein unter die Lupe.  

Im anhaltenden Skandal um die verlustreichen Greensill-Fonds der Credit Suisse untersucht nun ein Krisenausschuss die Rolle diverser Führungskräfte innerhalb der Bank – darunter auch jene von CEO Thomas Gottstein, wie die internationale Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Donnerstagabend berichtete. 

Das Augenmerk der Untersuchung liegt auf der Frage, wie die sogenannten Supply-Chain-Finanzierungsfonds an Investoren verkauft wurden, und wie die Bank mit allfälligen Interessenkonflikten im Zusammenhang mit dem Unternehmer Lex Greensill, der mehrere Geschäftsbeziehungen mit der Schweizer Grossbank unterhielt.

Diverse Spitzenleute im Einsatz

Dem weiteren Vernehmen nach steht der Krisenausschuss unter der Leitung von Verwaltungsratspräsident Urs Rohner und den jeweiligen Verantwortlichen einzelner Ausschuss im Verwaltungsrat. Eine wichtige Rolle spielt unter anderem auch CS-Verwaltungsrat Richard Meddings, der unter anderem auch den Audit-Ausschuss leitet und zudem im Governance-Komitee sitzt. Zentral in der Untersuchung sind auch der langjährige Finanzchef David Mathers sowie Chefjurist Romeo Cerutti, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Ein Sprecher der Bank lehnte eine Stellungnahme ab.

Teure Klagen befürchtet

Bis jetzt deutet nichts darauf hin, dass Gottstein etwas getan hat, das seine Position gefährden könnte, heisst es bei «Bloomberg». Dennoch sei der Ausschuss besorgt über die möglichen Verluste in den Fonds und den daraus entstehenden Folgen, wie Klagen von Investorinnen und Investoren.

Die Untersuchung werde feststellen, ob es Mängel Kontroll- oder Aufsichtsmängel gab, sagte Gottstein in einem Interview mit «Bloomberg Television». Es sei aber zu früh, über allfällige Konsequenzen zu sprechen, oder wer konkret verantwortlich gemacht werden könnte, so der CEO der Credit Suisse weiter.

Ein Lernprozess

Wie erinnerlich hatte die Credit Suisse vergangene Woche den bisherigen Asset-Management-Chef Eric Varvel mit Ulrich Körner ersetzt. Der frühere CS- und spätere UBS-Manager nimmt seinen neuen Job Anfang April 2021 auf, wie auch finews.ch berichtete. 

«Ich bin eigentlich ziemlich zuversichtlich, dass wir aus dieser Episode gestärkt hervorgehen werden», sagte Gottstein am Fernsehen, «es ist ein Lernprozess.»

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