Nach dem abrupten Rücktritt des ehemaligen Bankpräsidenten António Horta-Osório treten Klüfte innerhalb der Bank zutage. Einmal mehr scheint sich die Credit Suisse als Haifischbecken zu erweisen.

Schon die Enthüllungen zu António Horta-Osórios Verstössen gegen Schweizer Corona-Regeln liessen eine Kampagne gegen den erst vergangenen April als Bankpräsidenten der Credit Suisse (CS) installierten Banker vermuten.

Im Nachgang seines abrupten Abgangs vom (gestrigen) Montag melden sich seine bankinternen Kritiker nun nochmals deutlicher zu Wort; laut der Agentur «Reuters» etwa soll es eine richtiggehende Kluft zwischen dem CS-Management und den früheren Präsidenten gegeben haben.

Gefürchteter Grossinquisitor

Die britische «Financial Times», die dem ehemaligen Lloyds-Bank-CEO eigentlich nahesteht und vergangenen September mit einem ätzenden Bericht den CS-Chef Thomas Gottstein in seinem Amt destabilisierte, berichtet nun ebenfalls von Grabenkämpfen innerhalb der zweitgrössten Schweizer Bank. Laut dem Blatt (Artikel bezahlpflichtig) hat sich Horta-Osório bei seinen (dringend nötigen) Aufräumarbeiten bei der CS auch hochrangige Banker vorgeknöpft; bei diesen stand er deswegen offenbar im Ruf eines Inquisitors.

Dem Bericht zufolge soll der Ex-Präsident – ein gebürtiger Portugiese – intern mit dem Spitznamen «Torquemada» belegt worden sein. So hiess ein gefürchteter Grossinquisitor im Spanien des 15. Jahrhunderts, der foltern und verbrennen liess. Das klingt einigermassen weinerlich, ist aber ein Indiz, dass dem Präsidenten innerhalb der CS die Basis wegbröckelte.

Wie ein Haifischbecken

Die kolportierten Grabenkämpfe unterstreichen zudem das Bild des «Haifischbeckens» in der Teppichetage der Bank, die nun nach dem Abgang von Horta-Osório eine brandneue Strategie ohne ihren Vordenker ausführen muss. Entsprechend wird Nachfolger Axel Lehmann bemüht sein müssen, Ruhe in die Ränge zu bringen.

Er hat sich bereits zur bestehenden Strategie bekannt und gegenüber der Zeitung «Tages-Anzeiger» (Artikel bezahlpflichtig) klipp und klar gesagt, dass er kein Übergangspräsident sein wolle.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.16%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.48%
pixel