Die drei Schweizer Bluechip-Privatbanken haben Zahlen geliefert, die auf einige Herausforderungen im operativen Geschäft hindeuten. Doch wie stehen die UBS, die Credit Suisse und Julius Bär eigentlich im ESG-Vergleich da?

Die Fakten zum Business, welche die drei grossen Schweizer Vermögensverwaltungs-Banken zum vergangenen zweiten Quartal abgeliefert haben, lassen aufmerken. Bei der UBS stagnierte der Bruttoertrag zum Vorjahr, Julius Bär vermeldete einen um 6 Prozent tieferen Betriebsertrag. Bei der Credit Suisse (CS) war der Nettoertrag gar um ein knappes Drittel rückläufig.

In Zeiten der Zinswende hängen die Früchte offenbar nicht mehr so tief für die Institute.

Noch Neuland

Doch es gibt noch anderen Zahlen, mit dem sich der Zustand der Bluechip-Privatbanken beschreiben lässt – und die ebenfalls nachdenklich stimmen. So hat sich die Fluktuation der CS-Mitarbeitenden zwischen 2020 und dem vergangenen Jahr mit 12,6 Prozent fast verdoppelt. Bei der UBS haben in dieser Frist die Rückstellungen für Rechtsfälle um mehr als 660 Millionen Dollar zugenommen. Und bei Julius Bär vergrösserte sich der Frauenanteil im höheren Kader nur minim von 27,9 auf 28,5 Prozent.

Wohlgemerkt, diese Zahlen stehen nicht in den aktuellen Quartalsergebnissen, sondern wurden aus den jeweiligen Jahresberichten der drei Banken herausgefiltert. Unternommen hat dies dasselbe Analysten-Team der britischen Bank Barclays, das die Aktien von Credit Suisse und UBS kurz vor dem Quartalsreigen zum Verkauf empfahl. Erstmals haben sie ihrem Report einen «ESG-Snapshot» beigefügt, der in einem Skore für jedes Institut in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und gute Geschäftsführung (ESG) kulminiert.

Das ist Neuland – doch mit der Transformation hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft könnte Bankaktien-Research künftig regelmässig so aussehen.

UBS punktet

Und die Frage steht im Raum: Ist die operativ erfolgreichste Bank auch die nachhaltigste? Barclays verteil für jeden «Buchstaben» im ESG-Reporting einen maximalen Wert von fünf Punkten, wobei bei allen Instituten mehrere und übereinstimmende Bewertungsgrundlagen von Dritten herangezogen wurden. Julius Bär holte so in allen drei Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance je drei Punkte. Die CS wird in Sachen Umwelt mit vier, bei Gesellschaft-Themen mit drei und angesichts der jüngsten Debakel bei der Governance nur mit zwei Punkten bewertet. Die UBS schliesslich schneidet mit je vier Punkten (Umwelt und Soziales) und drei Punkten (Governance) am besten ab.

Alle drei Häuser haben dabei diverse Nachhaltigkeits-Versprechen abgegeben, wobei sie jeweils verschieden stark aufs Tempo drücken. So wollen die CS wie die UBS die «Netto-Null» bei den eigenen CO2-Emissionen im Jahr 2025 erreichen, während Julius Bär mit Netto-Null bis 2030 auf eigenen Emissionen anstrebt.

Fragezeichen bei den Kundengeldern

Die Barclays-Analysten sind der Meinung, dass solche Ziele für die «Bären» auch erreichbar sind. Als Herausforderung betrachten die Finanzprofis die Fähigkeit der Privatbank, die Herkunft ihrer Kundengelder nach ESG-Gesichtspunkten zu bewerten – ein Fragezeichen, dass sie auch bei der UBS und der CS setzen. Bei Julius Bär moniert der Report zudem Aufholbedarf bei der Diversität des Personals und bei der Minimierung von Rechtsrisiken im Private Banking.

Bei der CS wiederum steht verständlicherweise das Risikomanagenent und die Unternehmenskultur im Fokus der ESG-Erwartungen; bei der UBS machen sich die Analysten offensichtlich Sorgen um die Gefahr eines neuen Steuerstreits.

Von der EZB getestet

Das ESG-Zusatzkapitel bloss als schönes Beiwerk zu den «hard facts» zu betrachten, wäre verfehlt. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass künftig das Nachhaltigkeit-Rating der Banken ebenso wichtig wird wie deren Bonität, Kapitalstärke und Bewertung an der Börse. In diese Richtung zeigte ein Klima-Stresstest, den die Europäischen Zentralbank (EZB) vergangenen Juli bei 41 Banken im Euroraum durchführen liess.

Der Test blieb noch ohne Konsequenzen für die Geldhäuser; in der Schweiz will es die Branche derweil nicht auf eine neuerliche Regulationswelle ankommen lassen. Schon im Juni sind sie mit eigenen Regeln gegen Etikettenschwindel mit ESG-Finanzprodukten und mit Zielen für das Hypothekengeschäft vorgeprescht.

Mit Argusaugen beobachtet

Auch ausserhalb der Schweiz haben die Banken begriffen, dass sie in Sachen Nachhaltigkeit proaktiv verhalten müssen. Dabei sind Versprechungen schnell gemacht. Die Umsetzung hingegen ist kompliziert und teuer – und steht erst noch unter den Argusaugen von Umweltaktivisten und Grossaktionären.

Eine branchenintere Nabelschau, die auch von Schweizer Instituten unterstützt wurde, kamen jüngst zum Schluss: Die Banken müssen ihre Klima-Anstrengungen erheblich beschleunigen, wenn der globale Temperaturanstieg innerhalb der Ziele des Pariser Abkommens gehalten werden soll.

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