Das Private Banking in den USA glich bei der UBS lange einem Durchlauferhitzer. Der scheidende Manager Tom Naratil versuchte, den Trend zu brechen. Nun ist die Rede von einer Kehrtwende.

Die Zahlen aus dem Private Banking der Region Americas, der nach Vermögensvolumen wichtigsten Marktregion der UBS, waren zuletzt nicht berauschend. Im abgelaufenen zweiten Jahresviertel ging der Vorsteuergewinn dort aufgrund niedriger Kundenaktivität und Rückstellungen für Rechtsrisiken zum Vorjahr um mehr als einen Fünftel auf 397 Millionen Dollar zurück. Von den gebührengenerierenden Vermögen flossen 3,5 Milliarden Dollar ab bei der grössten Schweizer Bank.

Eine weitere wichtige Kennzahl erwies sich hingegen als stabil: Die Anzahl der in der Region tätigen Kundenberater, die so genannten Advisor, kam zur Jahresmitte 2022 bei 6’139 zu liegen (die Kollegen in Kanada und Lateinamerika sind hier mitgezählt). Dies gegenüber 6'218 Advisor Ende 2021.

Interne Zahlen deutlich tiefer

Wie nun aber das amerikanische Branchenportal «Advisor Hub» aus anonymen Quellen erfahren hat, soll die bankintern geführte Zahl der Kundenberater in den USA deutlich unter 6’000 liegen, nämlich bei 5’612 per Anfang August. Die UBS wollte dies gegenüber dem Portal nicht kommentieren; aus Sicht des Instituts gelten die internen Erhebungen als bedingt aussagekräftig.

Trifft die Zahl jedoch zu, hätte die UBS in den Vereinigten Staaten seit Anfang 2018 rund 14 Prozent ihres Beraterbestands verloren. Dies, während Bankchef Ralph Hamers klipp und klar erklärt hat, dass das grösste Wachstumspotenzial für die Bank in Amerika und Asien liege. Doch um dieses Potenzial zu heben, wird es auch in der Ära der Digitalisierung erfahrenes Personal brauchen – und vermutlich mehr davon.

Gegen ausufernde Kosten

Der Ball liegt hier künftig bei Iqbal Khan, der ab Oktober die alleinige Führung der Globalen Vermögensverwaltung (GWM) übernimmt. Der Sparte ist auch das Geschäft mit reichen US-Kunden unterstellt.

Sinnigerweise hat sich der scheidende GWM-Co-Leiter Tom Naratil (Bild unten) einen Namen gemacht als jener UBS-Manager, der die ausufernden Personalkosten im US-Advisor-Geschäft in den Griff kriegen und das für die Banken teure Stellenkarussell in diesem Markt unterbrechen wollte. Dies unternahm er teils auch mit harter Hand und riskierte Auseinandersetzungen mit seinen Untergebenen.

Naratil 500

(Bild: UBS)

«Sie sind zurück»

Im Kern hatte der damalige Americas-Chef Naratil entschieden, keine teuren Rekrutierungen mehr vorzunehmen und dagegen die bestehenden Berater so zu belohnen, dass sie der UBS die Stange halten. Als das nur mässig funktionierte, verlegte sich die Grossbank auf die Anwerbung besonders umsatzstarker Advisor und auf die Ausbildung eigener Jungbanker. Als kleinstes der «Wirehouses» im amerikanischen Private Banking – Konkurrenten sind hier etwa Morgan Stanley, Wells Fargo oder Merrill Lynch – sind dem Institut dabei aber Limiten gesetzt.

Wie «Advisor Hub» nun weiter berichtet, zeichnet sich bei der UBS nun eine Kehrtwende gegenüber der Ära Naratil ab. Angesichts eines ausgetrockneten Marktes für Kundenberater sei auch die UBS zuweilen bereit, dass teure Rekrutierung-Spiel wieder mitzumachen.

«Sie sind zurück», wird ein US-Headhunter zur UBS zitiert. «Wenn alles zusammenpasst, sind sie bei der Rekrutierung genauso aggressiv wie alle anderen auch.» Man darf gespannt sein, wie sich der Personalaufwand der Grossbank in der Region Americas unter diesen Prämissen entwickelt.

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