Die Schweizer Bankensoftware-Schmiede Avaloq dockt an die viel beachtete Investmentmaschine Aladdin von Blackrock an. Gemeinsam wollen die Partner ihre Dienste auch kleineren Privatbanken und Vermögensverwaltern zugänglich machen, wie finews.ch erfahren hat.

Avaloq und Blackrock sind eine strategische Partnerschaft eingegangen, wie die Schweizer Banken-IT-Dienstleisterin und der weltgrösste Vermögensverwalter am Mittwoch mitteilten. Ziel des US-Riesen und der sich in Besitz der japanischen IT-Firma NEC befindlichen Softwareschmiede ist es, Privatbanken und Vermögensverwaltern umfassende «End-to-end»-Lösungen im Bereich Technologie und Investments anzubieten.

Beteiligung an Avaloq

Konkret wird die Kernbanken-Software von Avaloq, die bei Instituten mit insgesamt rund 4 Billionen Dollar an verwalteten Vermögen im Einsatz ist, mit der renommierten Investmentmaschine Aladdin von Blackrock verbunden. Um die Partnerschaft zu vertiefen und deren Langfrist-Charakter zu unterstreichen, hat das US-Unternehmen eine Minderheitsbeteiligung an Avaloq erworben. Deren Ausmass bleibt geheim.

Wie finews.ch erfahren hat, ist die gemeinsame Lösung, die als reines «Software as a Service»-Angebot aus der Datenwolke bezogen wird, bereits startbereit und wird bereits bei zwei Kunden von Avaloq eingeführt. Die beiden Partner wollen mit dem neuen Angebot sowohl Neukunden wie bestehende Nutzer von Aladdin und der Avaloq-Software ansprechen.

Schon fast mystische Fähigkeiten

Aladdin werden im Finanzwesen beinahe mystische Fähigkeiten zugeschrieben. Die Technologietochter von Blackrock sammelt Daten von beinahe sämtlichen zugänglichen Investments und wird Schätzungen zufolge zur Risikoberechnung von rund 10 Prozent aller verwalteten Vermögen der Welt verwendet. Zu den Nutzern zählt in der Schweiz unter anderem die Grossbank UBS.

Aladdin Wealth, wie der mit Avaloq kooperierende Dienst heisst, wurde vor acht Jahren lanciert, um institutionelle Kunden mit ganzen Anlageportefeuilles zu beliefern. Mittlerweile will Aladdin Wealth Vermögensverwalter und Privatbanken auch bei der Transformation ihres Geschäftsmodells unterstützen und ihnen möglichst viele Aufgaben abnehmen, damit sie sich idealerweise nur noch auf die Kundenberatung konzentrieren können.

Ein Coup für die Schweizer

«Wir wollen die Vermögensverwaltung schneller, besser und günstiger machen», wirbt Venu Krishnamurthy, der globale Leiter von Aladdin Wealth Tech, für die Zusammenarbeit. Um dies zu erreichen, müssten jedoch zwingend die Kernbanken-Systeme mit einbezogen werden. «Sie sind das schlagende Herz von Privatbanken», weiss Krishnamurthy.

Mit der Avaloq-Partnerschaft gewinnt Blackrock nun Zugang zu einer in Europa und Asien verbreitet eingesetzten Kernbanken-IT. Umgekehrt können die Schweizer die als extrem «mächtig» geltende Investmentmaschinerie von Blackrock nutzen. Insbesondere für Avaloq stellt die Zusammenarbeit mit dem US-Riesen ein Coup dar und markiert auch eine Premiere für die neue Art von Angeboten, an denen die Firma unter den Fittichen des Mutterhauses NEC mit Hochdruck arbeitet.

Wie in einem Orchester

Denn Avaloq betrachtet sich nicht mehr als blosser Softwarelieferant, sondern als koordinierende Kraft, die entstehende digitale Ökosysteme im Finanzwesen orchestriert. Das mag etwas esoterisch klingen. Doch laut Martin Greweldinger, dem Co-CEO von Avaloq, sind durchaus handfeste und massentaugliche Anwendungen in Planung.

So soll die bisher als komplex und aufwändig geltende Aladdin-Integration dank dem Software-as-a-Service-Angebot von Avaloq auch für mittlere und kleine Akteure im Wealth Management zugänglich werden. Grösseren Akteuren winkt hingegen die Möglichkeit, zusätzliche Dienste zu erschliessen und ihr Mid-Office zu automatisieren, stellt Greweldinger in Aussicht.

Datenschutz als Killerkriterium

Der Schutz der Kundendaten, der insbesondere für Schweizer Banken ein Killerkriterium sein dürfte, bleibe dabei auf jeden Fall gewährleistet, versprechen die beiden Partnerunternehmen. So würden sämtliche Angebote Schweizer Datenschutzauflagen genügen; darüber hinaus anonymisiert Aladdin Wealth die Kundenportefeuilles, welche die Technologie im Dienste Dritter erstellt.

Mit der UBS fühlt sich jedenfalls die führende Privatbank der Welt sicher genug, um das Aladdin-Angebot des US-Finanzriesen seit Jahren zu nutzen.

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