Märkte auf Rekordniveau – laut Blackrock steht das Beste erst noch bevor
Trotz geopolitischer Unsicherheiten, Zöllen, Inflation und steigender Anleiherenditen haben die globalen Aktienmärkte im zweiten Quartal 2025 neue Höchststände erklommen. Dies zeigt eine aktuelle Studie von Blackrock.
Äusserst robuster Finanzsektor
Entscheidend dafür waren robuste Unternehmensgewinne: In den USA stiegen die Gewinne um 11 Prozent, in Europa um 5 Prozent, auch wenn ein starker Euro die Umsätze belastete. Damit setzte sich ein seit zehn Quartalen anhaltender Gewinntrend fort.
Besonders stark zeigte sich der Finanzsektor. Über 80 Prozent der europäischen Banken übertrafen die Erwartungen. Trotz der achten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank im vergangenen Juni bewertet Blackrock Banken weiter als attraktiv: «Wir bleiben trotz der starken Performance seit Jahresbeginn positiv für europäische Banken. Die Bewertungen sind im historischen Vergleich nach wie vor attraktiv, gestützt durch hohe Ausschüttungsrenditen und überdurchschnittliche Gewinne», sagt Helen Jewell, CIO Fundamental Equities EMEA bei Blackrock.
Unsicherheitsfaktor regulatorisches Umfeld – die USA im Vorteil
Ein potenzieller Unsicherheitsfaktor ist ihrer Meinung nach jedoch das regulatorische Umfeld: Die Forderungen nach einer Vereinfachung des komplexen europäischen Finanzaufsichtssystems sind zwar laut, doch bislang wurden kaum Fortschritte erzielt. Einige Länder, darunter die Schweiz, bewegen sich sogar in die entgegengesetzte Richtung und verschärfen die Vorschriften. Wir glauben, dass dies einen gewissen Abwärtsdruck auf die Aktienbewertungen ausüben könnte, insbesondere im Vergleich zu den USA, wo wir ein potenziell günstigeres regulatorisches Umfeld sehen», hält sie fest.
Auch Versicherer bieten Chancen – ihre stabilen Einkommensströme gelten als weitgehend resistent gegen handelspolitische Belastungen.
Helen Jewell, CIO Fundamental Equities EMEA bei Blackrock. (Bild: zVg)
Luftfahrt weiter im Steigflug
Äusserst dynamisch und überraschend stark entwickelte sich zudem die Luft- und Raumfahrtindustrie, während das Wachstum bei der Rüstungsindustrie weniger verblüfft. «Es wird immer wieder unterschätzt, wie lange es dauert, bis ein Jet gebaut ist», sagt Helen Jewell. «Was wir momentan erleben, ist der Nachholbedarf als Folge der Covid-Pandemie», führt sie aus. Jewell geht denn davon aus, dass sich die Wachstumsraten in die Zukunft fortschreiben, solange die Nachfrage das Angebot übersteigt.
Im Rüstungsbereich haben die Firmen durch steigende Ausgaben der Militärallianz Nato Rückenwind. «Das ist ein langanhaltender Prozess, insbesondere in Europa, wo der Nachholbedarf gross ist», sagt sie. Dies mache den Sektor insbesondere für Langzeitinvestoren interessant.
Energiebedarf wird das grosse Zukunftsthema
Zentrales Thema bleibt jedoch die künstliche Intelligenz. US-Hyperscaler planen allein in diesem Jahr Investitionen von rund 375 Milliarden Dollar. Der Ausbau von Rechenzentren und Cloud-Infrastruktur treibt die weltweite Energienachfrage, die laut der Weltenergie-Agentur IEA bis 2027 jährlich um 4 Prozent zulegen dürfte – ein Zuwachs, der dem Energieverbrauch Japans entspricht.
Damit rücken nachhaltige Energiewerte und Versorger in den Fokus. Unternehmen wie Vestas meldeten Rekordauftragsbestände, während Versorger ihre Gewinnprognosen anheben und massiv in Netzausbau investieren – etwa National Grid mit 35 Milliarden Pfund bis 2031. Trotz starker Kursgewinne im ersten Halbjahr werden diese Titel laut Blackrock weiterhin mit einem Bewertungsabschlag gehandelt.