Bilanzkorrektur: Globalance zurück auf Feld 1

finews.ch konfrontierte Globalance-Gründer und CEO Reto Ringger mit einer Reihe von Fragen zum Jahresabschluss 2024 und den Abschreiber auf Go4Balance.

Im Mittelpunkt steht die Aktivierung eines Goodwills von 12,375 Millionen Franken, der beim Erwerb von Go4Balance im Jahr 2020 in der Konzernbilanz erfasst wurde. Die Position sei, so Ringger, über mehrere Jahre jährlich durch die externe Revisionsstelle auf Werthaltigkeit überprüft und bestätigt worden, wie es die Impairment-Vorschriften des IFRS-Standards vorschreiben.

Aufsichtsrechtliche Rückmeldung 

Erst ein Kontakt mit der Finanzmarktaufsicht Finma im Jahr 2024 habe den Handlungsbedarf ausgelöst:

«Im Zuge einer aufsichtsrechtlichen Rückmeldung im Jahr 2024 stellte die Finma klar, dass diese Praxis nicht mit den Rechnungslegungsvorschriften für Schweizer Banken vereinbar ist. Diese verlangen – in Abweichung ausländischer Regelung – eine lineare Abschreibung über fünf Jahre. Nach dieser Klärung haben wir die Regelung umgehend und konsequent umgesetzt.»

Kapitalisierung, Liquidität und Ertragskraft nicht tangiert

Die Abschreibung erfolgte rückwirkend für die Jahre 2021 bis 2023, für das Jahr 2024 ordnungsgemäss. Der Restwert des Goodwills werde bis Ende 2025 vollständig abgeschrieben. Die Korrektur betrifft ausschliesslich den konsolidierten Abschluss, nicht aber den Einzelabschluss der Bank.

«Die Kapitalisierung, Liquidität und operative Ertragskraft der Globalance Bank bleiben davon unberührt», schreibt der Globalance-Gründer.

Sachverhalt blieb unentdeckt

Auf die Frage, warum weder die Revisionsstelle noch Geschäftsleitung oder Verwaltungsrat die Abweichung von den Vorschriften erkannt hatten, erklärt Ringger: «Eine Abweichung zu den spezifischen Schweizer Vorschriften wurde weder von der Geschäftsleitung noch vom Verwaltungsrat oder der Revisionsstelle erkannt. Die Finma-Rückmeldung war für uns Anlass, die Praxis der Goodwillabschreibung neu zu beurteilen und umgehend korrekt abzubilden und die relevanten Anspruchsgruppen zu informieren.»

Dass die Aktivierung des Goodwill ursprünglich nach internationalen IFRS-Standards anstatt nach Swiss GAAP FER für Banken erfolgte, begründet Ringger mit der strategischen Ausrichtung: «Bei der Abschreibung des Goodwill haben wir uns an internationalen Standards orientiert – im Hinblick auf unsere Partnerschaften im Ausland. Rückblickend war diese Anwendung nicht konform.»

Kein Zusammenhang mit Verkaufsabsichten

finews.ch hat Ringger auch gefragt, ob die Bewertungspraxis auch im Zusammenhang mit Verkaufsbemühungen des Unternehmens zu sehen sei: «Unabhängig davon, ob es in den vergangenen Jahren vereinzelte Interessensbekundungen gab oder nicht: Abschreibungsfragen gegenüber potenziellen Investoren bewusst anders darzustellen, wäre für uns keine Option. Eine professionelle Due Diligence hätte Unregelmässigkeiten ohnehin rasch offengelegt.»

Ringger betont, dass ab 2020 jährliche, IFRS-konforme Impairment-Tests durch den externen Revisor durchgeführt worden seien. «In keinem der geprüften Jahre gab es Anzeichen für eine Wertminderung der Beteiligung. Die wirtschaftliche Substanz und Werthaltigkeit waren gemäss den Tests jederzeit gegeben. Daher waren keine Abschreibungen erforderlich.»

«Zum Erfolg führen»

Aktuell ist die Beteiligung an Go4Balance per Ende 2024 mit 8,637 Millionen Franken bilanziert. Globalance hält an der Tochtergesellschaft fest: «Die mittelfristigen Perspektiven bleiben intakt. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir die Unternehmung – trotz schwierigem Marktumfeld – zum Erfolg führen können.»

Die Aktionäre seien im September 2024 schriftlich über die rückwirkende Abschreibung informiert worden. Die Genehmigung des Geschäftsberichts 2024 durch die Generalversammlung im April 2025 sei einstimmig erfolgt. «Ein klares Zeichen des Vertrauens. Die schnelle Umsetzung der aufsichtsrechtlichen Rückmeldung unterstreicht unseren Anspruch an professionelle Führung, regulatorische Konformität und transparente Kommunikation mit allen Anspruchsgruppen.»

Auch zu einer personellen Frage nimmt Ringger auf Anfrage Stellung: Dass sein im Sommer 2023 berufener Deputy CEO Jürg Furrer das Unternehmen per Ende Februar verlassen habe – er wirkt nun beim Vermögensverwalter Aquila als CEO, wie finews.ch kürzlich vermeldete – habe nichts mit den Geschehnissen rund um den Jahresabschluss 2024 zu tun: «Das Ausscheiden von Herrn Furrer erfolgte unabhängig von dieser Angelegenheit.»