Der Tessiner Finanzplatz hat schwierige Zeiten hinter sich. Jetzt scheint eine Gegenbewegung einzusetzen. Das Banking stösst in neue Domänen vor – und geht in die Luft.

Das dramatische Verschwinden der einstmaligen Banca della Svizzera Italiana (BSI) im Strudel des 1MDB-Skandals hat im Selbstverständnis der Tessiner Finanzbranche eine klaffende Wunde hinterlassen. Die Einführung des Automatischen Informationsaustausches (AIA) und das faktische Ende des Bankgeheimnisses mit dem Ausland haben zusätzlich dazu geführt, dass der südlichste Finanzplatz der Schweiz in die Krise geriet.

Zögerlich zeichnen sich nun aber Bestrebungen ab, den Neubeginn einzuläuten. Ein Beispiel dafür liefert Colombo Wealth Management. Das ursprünglich als Family Office gegründete und heute als unabhängiger Vermögensverwalter tätige Finanzinstitut gab am Donnerstagabend in Lugano eine Partnerschaft mit der luxemburgischen Privatluftfahrt-Gruppe Luxaviation bekannt.

Plattform für Neukunden

Hansen Colombo 521

(Patrick Hansen, Luxaviation, und Dario Colombo, Colombo Wealth Management)

Die Kooperation zielt einerseits darauf ab, der internationalen Klientel von Luxaviation den Zugang zu unabhängigem Schweizer Finanz-Know-how anzubieten. Andererseits kann Colombo Wealth Management seinen Kunden Dienstleistungen im Bereich der Charter- und Geschäftsreise-Luftfahrt vermitteln, wie Flotten-Management, Flugzeug-Finanzierungen, Unterhalt oder die Organisation von individuellen Business-Charterflügen, beispielsweise an nur schwer zugängliche Destinationen.

Gleichzeitig hoffen die beiden Partner, dass sie sich den einen oder anderen Neukunden zuführen können. Das am Donnerstag gemeinsam in Lugano eröffnete Büro leitet Alessandro Barizzi, der im Bereich Luftfahrt langjähriges Know-how mitbringt. Die Partnerschaft ist auch ein Beispiel dafür, wie Schweizer Finanzinstitute heute proaktiv Möglichkeiten ausschöpfen, um neue Kunden zu gewinnen, wie Firmengründer Dario Colombo gegenüber finews.ch erklärte.

Volkswirtschaftliche Bedeutung für Lugano

Colombo Wealth Management besteht seit 40 Jahren und verwaltet heute rund 2,5 Milliarden Franken an Kundengeldern. Das Unternehmen beschäftigt gut 50 Personen und verfügt neben dem Hauptsitz in Lugano über Niederlassungen in Zürich, Genf und in Luxembourg, wo es Anfang 2018 mit einem lokalen sowie mit einem französischen Partner ebenfalls eine Zusammenarbeit einging, um den Kunden im EU-Raum Finanzdienstleistungen anzubieten, wie finews.ch berichtete.

Lugano Airport 521

Die neuste Partnerschaft hat für Lugano auch einen wichtigen volkswirtschaftlichen Hintergrund. Dabei geht es um den Flughafen in Lugano-Agno (Bild oben) respektive um dessen Existenz, die aufgrund des beschränkten Flugangebots immer wieder in Frage gestellt wird. Insbesondere Geschäftsleute klagen, dass es beispielsweise keine direkten Verbindungen nach Genf oder London gebe. Sie müssen einen Umweg via Mailand oder Zürich machen. 

Aufschwung für Lugano Airport?

Vor diesem Hintergrund wollen Colombo Wealth Management und Luxaviation einen regelmässigen Business-Charter-Verkehr an bestimmte Destinationen prüfen, wie am Donnerstag weiter zu erfahren war. Eine geplante Kundenumfrage soll dabei die Nachfrage, die Reisebedürfnisse und Flugziele in Erfahrung bringen. Sollte das Potenzial vorhanden sein, könnte die weltweit tätige Luxaviation-Gruppe relativ einfach das erforderliche Fluggerät sowie die damit verbundenen Dienstleistungen zur Verfügung stellen.

Eine solche Aufwertung des Lugano-Airports begrüsst auch dessen CEO. «Ich bin sicher, dass sich die Zusammenarbeit von Luxaviation und Colombo sehr positiv auf den Ausbau der Aktivitäten am Flughafen von Lugano auswirken wird», sagte Maurizio Merlo.  

Globaler Partner

Mit Luxaviation hat Colombo Wealth Management einen grossen Namen nach Lugano geholt. Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen ist eine der bedeutendsten privaten Luftfahrtgruppen der Welt und verwaltet aktuell eine Flotte von mehr als 250 Flugzeugen. Luxaviation unterhält 25 fixed-base-operator-Standorte und 15 Wartungszentren global, die für die meisten Business-Jets zertifiziert sind, und beschäftigt derzeit mehr als 1'700 Mitarbeiter auf der ganzen Welt.

«Die Zusammenarbeit im Büro von Lugano wird uns Gelegenheit geben, unser Angebot um weitere Dienstleistungen zu erweitern und zu beweisen, dass Luxaviation mit der Geschäftsluftfahrt bestens vertraut ist,», sagte Patrick Hansen, CEO der Gruppe, gegenüber finews.ch.

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.01%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.75%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.39%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.48%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.37%
pixel