Die GAM-Führungsriege steht unter dem Druck eines einflussreichen US-Investorenberaters, wie finews.ch erfahren hat. Die Nachwehen des Whistleblowing-Skandals um Tim Haywood werfen neue Fragen auf.

Die Aktionäre der in Zürich ansässigen GAM sollen dem angeschlagenen Vermögensverwalter die Décharge des Verwaltungsrats und der Konzernleitung für 2018 verweigern, fordert der amerikanische Aktionärsberater Glass Lewis, wie finews.ch in Erfahrung bringen konnte. Das oberste Aufsichtsgremium des Unternehmens steht unter der Leitung von Hugh-Scott Barrett.

Der US-Berater stellt zwar fest, dass es keine «substanziellen Hinweise» gebe, wonach der Verwaltungsrat oder das Management ihre Treuepflicht verletzt hätten. Die Kritik an GAM beruht vielmehr auf der Tatsache, dass aufgrund der Whistleblower-Affäre rund um den geschassten Portfolio-Manager Tim Haywood sehr viel Aktionärswert vernichtet wurde. In der Zwischenheit hat Haywood zudem seine Entlassung angefochten. Laut Glass Lewis wirft dies Fragen zum Risikomanagement und zur -kontrolle auf.

Kritik an den Löhnen

Unabhängig voneinander sagten zudem zwei andere, einflussreiche Aktionärsberater zu finews.ch, dass sie die Vergütungspraktiken von GAM ablehnten. Die Firma ISS und die in London ansässigen Pensions and Investment Research Consultants, kurz PIRC, wollen beide, dass die Investoren dem Asset Manager GAM die Genehmigung ihres Vergütungsberichts verweigern.

Bereits vor zwei Jahren hatte der Schweizer Vermögensverwalter nach einer Investorenschelte Verbesserungen zugesagt. Trotzdem lehnten immer noch ganze 42 Prozent der Aktionäre die Lohnpraktiken des Unternehmens im vergangenen Jahr ab.

Fragwürdiges Bonusmodell

Die Änderungen, die GAM seit dem letzten Jahr vorgenommen hat, sind nicht genug, so die ISS. «Bedenken bestehen nach wie vor hinsichtlich des Schutzes vor überhöhten Auszahlungen an Führungskräfte, die nicht der CEO oder der Finanzchef sind.»

Tatsächlich hat GAM keine Obergrenze festgelegt, und ein langfristiger Bonusplan ist nur vage skizziert, so dass das Unternehmen genügend Flexibilität hat, um die Bezahlungen zu erhöhen. PIRC wiederum argumentiert, dass Investoren ohne die Offenlegung von Zielen nicht beurteilen könnten, ob ein vorgeschlagener Bonus der Leistung angemessen sei.

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