Das Open Banking könnte Fintech in der Schweiz in eine neue Dimension katapultieren. Das glaubt Deutschbanker Joris Hensen, der das Konzept hierzulande verbreiten will.

Die Deutsche Bank macht gerade unschöne Schlagzeilen. Wirtschafts-Leitmedien wollen von der Abwicklung des Handelsgeschäfts und von einem Köpferollen im Management erfahren haben. Während sich die Gerüchte rund um die grösste Bank im nördlichen Nachbarland jagen, gehen Tausende Deutschbanker ihrer gewohnten Arbeit nach. Im Fall von Joris Hensen besteht die zurzeit darin, Schweizer Fintechs als Kunden zu gewinnen, wie er gegenüber finews.ch erklärt.

Genauer: Der Gründer des Bank-Schnittstellen-Programms (API) der Deutschen Bank hat es sich zur Mission gemacht, das Konzept des Open Banking – und natürlich die Lösung seiner Arbeitgeberin – in der Schweiz zu verbreiten. Im Speziellen richtet er sich dabei an Schweizer Startups, die bereits erste Berührungspunkte mit Open Banking hatten und sich nicht nur im Heimmarkt breiter aufstellen, sondern auch nach Europa expandieren möchten.

Schweizer Grossbanken bewegen sich

Denn dort müssen die Banken ihre Schnittstellen gemäss der PSD2-Richtlinie bis im Herbst vollständig öffnen gegenüber Drittanbietern wie Fintechs öffnen. Die EU-Richtlinie gilt zwar nicht für die Schweiz. Die hiesige Finanzbranche weiss jedoch, dass sie sich dem Paradigmenwechsel nicht entziehen kann.

Entsprechend ist auch in der Schweiz Bewegung ins Feld gekommen. Einige der grössten Banken des Landes entwickeln mit der Börsenbetreiberin SIX eine Open-Banking-Plattform. Schon früher gestartet ist der Telekomkonzern Swisscom mit einer eigenen Open-Banking-Lösung. Das Münchner Fintech Ndgit kann ebenfalls hiesige Kunden vorweisen.

Demgegenüber ist Bitsaboutme das erste Startup aus der Schweiz, das die Open-Banking-Lösung der Deutsche Bank, kurz «dpAPI», bereits nutzt. Das soll aber nur der Anfang sein, wie Hensen festhält. Erst kürzlich weilt er in Zürich auf der Finance-2.0-Konferenz und lernte «dort viele spannende Fintechs» kennen. Im Gespräch mit diesen wirft Hensen nicht nur die dreijährige Erfahrung der Deutschen Bank mit Open Banking in die Waagschale, sondern auch das riesige Kundennetz des Instituts in Deutschland.

Alleingänge bremsen nur

Scheuklappen kennt Hensen dabei keine, auch nicht gegenüber der Schweizer Konkurrenz. «Unser Verständnis von Open Banking zielt darauf ab, gemeinsam mit externen Partnern – vom Startup bis zum etablierten Player – partnerschaftlich zusammenzuarbeiten. Insofern lohnt hier der enge Austausch mit jenen, die man erreichen will.»

Der Deutschbanker bringt eine interessante Aussensicht in diesen Austausch mit. Er habe sich, sagt Hensen, kürzlich mit einem erfolgreichen Fintech darüber unterhalten, warum die Schweiz für deren Expansion keinen hohen Stellenwert hatte. «Die Antwort: weil die Expansion in andere europäische Länder dank einheitlicher Standards wie PSD2 im Copy-Paste-Verfahren machbar ist.» Für den Deutschen ist dabei mit Blick auf den Schweizer Finanzplatz klar: Proprietäre Alleingänge können Investitionen und Innovation hemmen.

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