Studie zu internationaler Bankenregulierung sieht UBS im Nachteil
Die am Montag vorgelegte Studie von Alvarez & Marsal trägt den Titel: «Bank Deregulation Primer». Ziel dabei sei es aufzuzeigen, wie sich die regulatorischen Anforderungen für Banken weltweit entwickeln.
Die Schweiz differenziere sich mit höheren Kapitalanforderungen, strengeren Regeln für die UBS und mehr Aufsicht deutlich von anderen Märkten, heisst es weiter.
Alvarez & Marsal war zuvor bereits im Auftrag des Bundesrates aktiv und hatte eine Kosten-Nutzen-Analyse der vorgeschlagenen Änderungen der aufsichtsrechtlichen Kapitalbehandlung von Beteiligungen an ausländischen Tochtergesellschaften von systemrelevanten Banken erstellt. Das 56-seitige Papier war Anfang Juni zusammen mit den konkretisierten Massnahmen zur Bankenstabilität veröffentlicht worden.
Während in den USA, Grossbritannien und der EU eine Lockerung der Kapitalanforderungen für die Banken geplant sei, gehe die Schweiz in die entgegengesetzte Richtung. Der Bundesrat hat, zusammen mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), ein zusätzliches Too-big-to-fail-Massnahmenpaket ausgearbeitet, das v.a. die UBS trifft – die einzige in der Schweiz ansässige global systemrelevante Bank.
Schweizer Niveau deutlich höher
Die Experten von Alvarez & Marsal rechnen damit, dass das Mindestniveau für das CET1-Kapital der UBS um 769 Basispunkte auf 19,2 Prozent angehoben wird. Zum Vergleich: In den USA werden die Anforderungen im Zuge der Deregulierung um 168 Basispunkte auf 9,8 Prozent sinken und in Grossbritannien um 102 Basispunkte auf 11,3 Prozent.
In der EU werden die Anforderungen leicht um 104 Basispunkte auf 13,0 Prozent steigen, heisst es weiter. Dennoch wolle die EU ihren Aufsichtsrahmen in allen Mitgliedstaaten vereinfachen und vereinheitlichen.
Insgesamt liege das Schweizer Niveau für Kapitalanforderungen demnach fast doppelt so hoch wie das der US-Grossbanken, etwa 70 Prozent über dem britischen und rund 50 Prozent über dem EU-Standard.
Auswirkungen auf Eigenkapitalrendite
Anhand einer Modellrechnung übersetzen die Berater die geänderten Kapitalanforderungen in die Auswirkungen auf die erwartete Eigenkapitalrendite (ROTCE) in den einzelnen Märkten. «Für die UBS schätzen wir, dass die strengere Regulierung eine Einbusse von -8,3 Prozent bedeutet. In den USA dürfte die ROTCE hingegen um 5,8 Prozent zulegen, in Grossbritannien um 3,2 Prozent. In der EU wird ein leichter Rückgang um -1,0 Prozent erwartet.»
«Wir glauben, dass ein vertieftes Verständnis für neue Kapitalvorgaben hilfreich für alle Marktteilnehmer, Regulierungsbehörden und Regierungen sein kann, insbesondere aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Schweiz», sagt Giuseppe Di Riso, Head Financial Services Industry bei Alvarez & Marsal. «Mit dem Leitfaden zur Bankenliberalisierung bieten wir einen unabhängigen, faktenbasierten Rahmen und ein Instrumentarium, das dem gesamten Finanzsektor dabei hilft, sich in diesem beispiellosen und komplexen regulatorischen Umfeld zurechtzufinden.»