Während die 1970er- und 1980er-Jahre Zeugen wichtiger Veränderungen wurden, dargestellt im dritten Teil dieser fünfteiligen Serie exklusiv für finews.ch-Leserinnen und Leser, war der Finanzmarkt in den nächsten zwei Jahrzehnten von Vorfällen geprägt, die bis heute die Gesetzgebung und das Marktverhalten beeinflussen.

Die Zeiten waren turbulent und alles andere als einfach. Einige Unternehmen wurden stark in Mitleidenschaft gezogen, bei anderen machte sich ihr diffiziles Risikomanagement und ihre fundamentale Recherchearbeit bezahlt.

Annual Report 501

(Das Management von T. Rowe Price in den späten 1980er Jahren)

Struktur der Asset-Management-Industrie in den 1990er-Jahren

Die 1990er-Jahre stellten eine gute Dekade für die Asset-Management-Branche dar. Steigende Aktien und Obligationen dominierten das Geschehen. Insbesondere Private Equity und Hedgefonds erzielten beeindruckende Gesamtrenditen.

Das CAPM (Capital Asset Pricing Model) und die Modern Portfolio Theory, die in Teil zwei dieser Serie vorgestellt wurden, dominierten in diesem Jahrzehnt die Anlagestrategien. Harry Markowitz, der die Modern Portfolio Theory 1952 entwickelt hatte, erhielt 1990 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften für seine Theorie.

Was den Handel betrifft, erlebten die 1990er-Jahre einen der «grössten Bullenmärkte» der Geschichte. Im Februar 1997 stieg der Dow Jones Industrial Durchschnittswert auf über 7'000 Punkte.

Trotzdem richtete die Branche ihre Investmentarbeit eher auf traditionelle Asset-Klassen – mit einem Fokus auf Equities und Bonds – aus. Alternativen Investmentmöglichkeiten wurde wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

Bulle 501

(Der «Bullenmarkt» dominierte die 1990er-Jahre)

Asset Management und Digitalisierung

Die 1990er-Jahre waren aber auch eine Zeitspanne, in der nicht nur Technologiefonds, sondern die Technologie als Ganzes auf dem Vormarsch war. Unternehmen stellten ihre Verfahren von papierbasiert auf virtuell um.

Während immer mehr Kunden Zugang zum Internet bekamen, begannen Asset Manager ebenfalls damit, ihre Präsenz im Web auszubauen. So startete T. Rowe Price 1996 seine Corporate Website. Fast zur selben Zeit überstieg das Unternehmen 100 Milliarden Dollar an verwalteten Vemrögen (Assets under Management, AUM).

Eine Industrie schaut in den Abgrund

Das neue Jahrtausend brachte dann grosse Veränderungen für die gesamte Branche. Viele Unternehmen liefen dem Hype hinterher und wendeten sich, getrieben von Gier, unethischen Praktiken zu, um schnellstmöglich Profit zu machen. Andere Firmen, wie T. Rowe Price, lehnten dieses Vorgehen ab, wie es zunächst schien, zu ihrem eigenen Nachteil.

Bereits in den Jahren 2000 und 2001 kam der Hype um übertriebene Spekulationen im Internetbereich abrupt zum Stillstand. Der so genannte Dot-Com-Crash - oder das Platzen der New-Economy-Blase waren die Folge. T. Rowe Price weigerte sich aufgrund der Einschätzung der internen Analysten, dem gefährlichen und überteuerten Trend zu folgen.

Zusammenbruch von Lehman Brothers

Diese Analyse zeigte sich rückblickend als richtig. Denn der Markt brach schliesslich zusammen. Zwar fiel auch der vormals mit 12 Milliarden Dollar dotierte Science und Technology Fund von T. Rowe Price auf 3,2 Milliarden Dollar ab. Aber die Strategie des Unternehmens hatte dieses und andere Produkte durch die Vermeidung einer Partizipation beim Dot-Com-Hype besser geschützt als andere Wettbewerbsprodukte.

Im Jahr 2008 ereignete sich dann der Zusammenbruch von Lehmann Brothers – ein Ereignis mit verheerenden Konsequenzen: Fast hätte es das Finanzsystem der Welt zum Erliegen gebracht. Die Volkswirtschaften rund um den Globus standen vor der schwersten Rezession seit 80 Jahren. Nur durch massive monetäre und fiskalische Impulse wurde die Entstehung einer weiteren Great Depression wie 1929 verhindert.

Welchen Effekt hatte die Finanzkrise auf die Asset Management Branche?

Der Gesamtwert der professionell verwalteten Vermögen (AUM) sank im Zuge der Finanzkrise immens. Der globale Wert reduzierte sich um 18 Prozent auf 48,6 Billionen Dollar. Darüber hinaus flohen die Anleger aus Anlageklassen, die sie für zu riskant, illiquide oder intransparent hielten – ein Beispiel waren insbesondere Hedgefonds.

Stattdessen konzentrierten sich die Investoren auf «sicherere» Anlageklassen wie ETFs. ETFs waren eines der Produkte, die tatsächlich von der Finanzkrise profitierten. Zusätzlich zur Reduktion des verwalteten Vermögens war das Vertrauen in die Asset Management Industrie durch die Krise stark geschädigt worden – Investoren zeigten sich über zweifelhafte Beratung und unvorhergesehene Marktbeziehungen besorgt.

Starke Bilanz

Für T. Rowe Price war die Situation ein wenig anders. Die Experten des Unternehmens hatten sich geweigert, den Mitbewerbern in ihren Aktionen zu folgen und dies positionierte die Firma trotz der veränderten Marktbedingungen grundsätzlich positiv. Aufgrund der angeschlagenen Märkte auf der ganzen Welt wurden die AUM von T. Rowe trotzdem von 400 Milliarden Dollar im Jahr 2007 auf 276,3 Milliarden Dollar im darauffolgenden Jahr reduziert.

Gleichzeitig verfügte das Unternehmen über eine starke Bilanz sowie ausreichend Liquidität. In der Krise stellte das Unternehmen sogar Mitarbeiter ein, während sich viele andere Wettbewerber zurückzogen.

Susan Troll 501

(Susan Troll sah die Finanzkrise im Jahr 2008 kommen)

Dank der Kreditanalystin Susan Troll, die heute noch für T. Rowe Price arbeitet, hat sich die Firma vom Subprime-Kreditmarkt distanziert und Massnahmen ergriffen, um auch andere Risiken zu reduzieren.

Aussergewöhnliche Recherchen

Sie hatte dank ihrer aussergewöhnlich rigorosen Recherchen eine mögliche Krise vorausgesehen. In einem Interview in «Kiplinger» mit dem Titel «She called the mortgage mess», erklärte Troll 2008, dass sie im Hinblick auf den Subprime-Markt viele «Warnzeichen» erkannt habe.

«Der Subprime-Markt war so irrational, dass eine massive Korrektur absolut notwendig war», erklärt Troll: «Aber, was mich überrascht hat, war die Geschwindigkeit und Schwere des Abschwungs.»

Und die Schweiz?

Auf die Frage, ob sie eine Antwort darauf geben könne, warum es für andere so schwierig gewesen sei, die Risiken zu sehen, erklärte Troll: «Einige Leute sahen es kommen. Aber es ist nicht einfach, sich von einem Markt zurückzuziehen, der boomt.»

Eine Frage bleibt jedoch offen: Wie ist das Asset Management in die Schweiz angelangt? Wo hat es angefangen und wo steht es jetzt? Der fünfte und letzte Teil dieser Serie wird Antworten auf diese Fragen geben.

 

 

 

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.8%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.84%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.37%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
pixel