Haben Sie persönlich mit dieser Eruption jetzt gerechnet?

Ja, aus den vorhin erwähnten Gründen und eins dürfen Sie nie vergessen: Freiheit ist eine Droge, Demokratie ist eine Droge. Viele Leute sind richtiggehend euphorisiert, nach dem, was sie in den vergangenen Wochen erlebt haben.

«Die Protestbewegung ist sich uneins, was sie genau will»

Allerdings darf man nie vergessen, dass Hongkong alleine nicht überleben kann. Die Stadt hängt viel zu sehr von China ab, nur schon in der Wasser- und Stromversorgung.

Mit anderen Worten: Hongkong ist auf verlorenem Posten?

Ja, zumal sich die Protestbewegung auch uneins ist, was sie genau will, oder zumindest hat sie dies meines Erachtens noch nie klar zum Ausdruck gebracht. Will sie mehr Freiheit, mehr Demokratie, oder «One vote for all», Unabhängigkeit? Da vermischt sich einiges. Und klar ist auch: Unabhängigkeit wird sie nie kriegen, «One vote for all» vielleicht, Demokratie..., naja.

Hat sich Ihre Bank seit dem Beginn der Protestbewegung Anfang Juni jemals mit irgendwelchen Anweisungen an die Mitarbeitenden gerichtet?

Nein, nie. Man könnte das auch dahingehend deuten, dass sie etwas liberaler ist als andere Institute.

Sind Sie selber auch auf die Strasse gegangen?

Nein, das ist nicht mein Kampf. Meine Vorfahren in der Heimat haben sich schon vor Jahrhunderten die Köpfe eingeschlagen.

Gibt es Dinge, die Sie in Ihrem Alltag bis auf weiteres nicht mehr tun können?

Nein, aber gemeinsam mit meiner Frau haben wir einige Vorkehrungen getroffen. Sie hat jetzt Vollmachten auf allen meine Konten und umgekehrt. Und wir haben auch Kontakte geknüpft, um uns notfalls relativ rasch in ein anderes Land in Asien absetzen zu können. Vielleicht bin ich da etwas paranoid.

«Für die Demonstrationen gibt es sogar eine Art Fahrplan»

Ich habe allerdings auch gehört, dass beispielsweise die thailändische Regierung zehn Flugzeuge bereitgestellt hat, um die eigenen Landsleute bei Bedarf schnell evakuieren zu können. Letztlich werden wir, falls es brenzlig wird, die Instruktionen der Behörden befolgen müssen.

Vorläufig ist aber alles ruhig. Für die Demonstrationen gibt es sogar eine Art Fahrplan, damit jedermann weiss, wann und wo was los ist. In gewisser Weise ist die Protestbewegung fast schon so pedantisch und korrekt wie wir Schweizer.

Wie lange wird der Ausnahmezustand noch dauern?

Keine Ahnung. Es kann jeden Moment explodieren. Aber genauso könnte sich die Situation wieder beruhigen. Viele Demonstranten sind noch sehr jung und müssen bald wieder zur Schule gehen oder an die Universität. Es ist alles möglich. Die Demonstranten wollen «wie Wasser» sein. Sie beziehen sich mit dieser Parole auf den legendären asiatischen Kampfkunstkünstler Bruce Lee, der einmal gesagt hat, er wolle gestaltlos und formlos sein wie Wasser, um den Gefahren im Leben zu begegnen.


Der Schweizer Max H. (Name von der Redaktion geändert) arbeitet seit mehr als zehn Jahren in der Finanzbranche in Hongkong. Er ist mit einer Asiatin verheiratet und war schon für verschiedene Institute tätig. Für dieses Interview wollte er anonym bleiben.

 

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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