Wie setzen sich Politikerinnen und Politiker für den hiesigen Finanzplatz ein? finews.ch hat in einer Serie verschiedene Volksvertreter befragt. Im ersten Beitrag steht FDP-Nationalrätin Regine Sauter Red und Antwort.


Frau Sauter, was sind Ihrer Meinung nach die derzeit wichtigsten politischen Themen für den Finanzplatz?

Es sind primär die gleichen Themen, die für den Wirtschaftsstandort im allgemeinen dringend sind: Liberale und wirtschaftsfreundliche gesetzliche Rahmenbedingungen, eine zurückhaltende Regulierung und ein freier Zugang zu den internationalen Märkten. In allen drei Bereichen haben wir erheblichen Handlungsbedarf.

Wie haben Sie sich in den vergangenen vier Jahren als Nationalrätin konkret für den Finanzplatz eingesetzt?

Ein gerade für den Finanzplatz wichtiger und hart errungener Erfolg ist sicher die Unternehmenssteuerreform und deren Umsetzung im Kanton Zürich. Zudem konnte ich dazu beitragen, dass die Finanzmarktregulierung mit Augenmass und ohne unnötigen Swiss Finish an die internationalen Standards angepasst wurde.

«Gleiches Rentenalter für Männer und Frauen ist selbstverständlich»

Ebenfalls wichtig für den Finanzplatz ist das Verhältnis zur EU, deshalb musste die Masseneinwanderungsinitiative vernünftig umgesetzt werden, was gerade dank den liberalen Kräften im Parlament gelungen ist.

Was waren Ihre prägendsten Erfahrungen in der jüngsten Legislaturperiode?

Es war bedauerlich zu realisieren, dass eine vernünftige Lösung für die Sicherung der Altersvorsorge nicht möglich war, die linke Seite will immer noch einen Ausbau der AHV. Es muss das Ziel der kommenden Legislatur sein, sowohl die AHV als auch die zweite Säule, die berufliche Vorsorge, nachhaltig zu sichern. Ein gleiches Rentenalter für Männer und Frauen ist selbstverständlich.

Wo wollen Sie sich in den nächsten vier Jahren engagieren?

Für den Finanzplatz entscheidend wird es sein, die bilateralen Abkommen mit der EU zu sichern und weiterzuentwickeln. Das setzt voraus, dass die Stimmberechtigten der Kündigungsinitiative eine klare Absage erteilen und dann rasch das Rahmenabkommen mit der EU abgeschlossen werden kann. Dann sind weitere Marktzugangsabkommen anzustreben.

«Es braucht zwingend eine Stärkung der liberalen und wirtschaftsfreundlichen Kräfte»

Eine grosse Herausforderung wird es sein, die Versuche von Hochsteuerländern abzuwehren, international tätige Unternehmen am Ort des Konsums zu besteuern.

Und nicht zuletzt wird es darum gehen, den Klimaschutz so voranzutreiben, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz nicht leidet, sondern zum Beispiel die Anstrengungen des Finanzplatzes im Bereich Sustainable Finance unterstützt werden. Damit das gelingt, braucht es zwingend eine Stärkung der liberalen und wirtschaftsfreundlichen Kräfte im Parlament.


Die 53-jährige Regine Sauter ist seit Mitte 2012 Direktorin der Zürcher Handelskammer. In dieser Funktion nimmt sie Einsitz im Stiftungsrat der Greater Zurich Area, der Stiftung Technopark Zürich und dem Geschäftsführerausschuss von Economiesuisse. Sie ist in Zürich-Höngg sowie in Flurlingen aufgewachsen und ging auf die Kantonsschule Schaffhausen. Von 1986 bis 1991 studierte sie Staatswissenschaften an der Universität St. Gallen, 1995 promovierte sie. Im Jahr 2002 liess sie sich für einen Executive MBA in St. Gallen und Berkeley weiterbilden. Bevor sie zur Zürcher Handelskammer stiess, arbeitete sie in verschiedenen Funktionen bei Behörden, im Generalsekretariat der FDP Schweiz sowie für eine Kommunikationsagentur. 

Bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober 2015 wurde sie als Vertreterin der FDP in den Nationalrat gewählt. In diesem Jahr stellt sie sich zur Wiederwahl.