Kein Bankgeschäft wächst so schnell wie die von Frauen gehaltenen Vermögen. Trotzdem scheinen die meisten Finanzinstitute dies noch kaum bemerkt zu haben. Das müsse sich ändern, schreibt der Headhunter Ivor Alex exklusiv für finews.ch.

Die moderne Welt ist zunehmend polarisiert: Arm gegen reich, «Fox News» gegen «CNN», Frauen gegen Männer – innerhalb ihrer Filterblasen sehen sich alle in ihren Vorurteilen bestätigt, entsprechend heftig werden die Konflikte zwischen den verschiedenen Gruppen ausgetragen.

Spätestens mit der #MeToo-Bewegung ist deutlich geworden, dass auch die Diskriminierung auf der Basis des Geschlechts gesellschaftlich immer relevanter wird. Geschlechterfragen waren noch nie so wichtig, sei es in Schwellenmärkten oder in Industrienationen. Tatsächlich muss man nur auf Länder wie Indien und Saudi-Arabien schauen, um zu erkennen, dass die Auswirkungen weltweit spürbar sind.

Kunde ist nicht gleich Kunde

In der Vermögensverwaltung gibt es zwei verbreitete Ansätze zum Umgang mit dem Geschlechterthema: Einerseits sind manche Leute der Ansicht, dass Kunde gleich Kunde ist. Jede und jeder mit Eigenheiten, die aber grundsätzlich keine unterschiedliche Herangehensweise bei Frauen und Männern rechtfertigen.

Der zweite Ansatz ist, dass Kundinnen nicht gleich behandelt werden sollten wie (männliche) Kunden, um gewisse anerkannte Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu berücksichtigen. Bei Norman Alex vertreten wir diese Ansicht. Wir sind überzeugt, dass Privatbanken und Vermögensverwalter mehr Kundenberaterinnen einstellen sollten, um diesen Markt besser zu bearbeiten.

Weibliche Bedürfnisse werden ignoriert

In der Vergangenheit hiess es oft, dass brasilianische Kunden aus Vertraulichkeitsgründen Schweizer Banker bevorzugen würden. Das mag zu Zeiten des Bankgeheimnisses richtig gewesen sein – heute stimmt es nicht mehr. Die meisten Menschen sind mehr oder weniger ethnozentrisch und umgeben sich lieber mit Leuten ihrer eigenen Kultur.

Ich glaube, dass dieser Effekt bei Frauen noch stärker ist. Frauen werden in der Geschäftswelt immer erfolgreicher. Ihr Wohlstand wächst schneller als jeder Schwellenmarkt und trotzdem werden ihre spezifischen Bedürfnisse oft ignoriert.

Eine andere Einstellung zu Geld

Laut dem diesjährigen «Global Wealth Report» der Credit Suisse halten sie 40 Prozent der weltweiten Vermögen. Die Hälfte der Frauen glaubt, dass es für sie schwieriger ist, als Managerin oder Unternehmerin erfolgreich zu sein als für Männer. Falls der Reichtum aus einer Scheidung stammt, kann man sich gut denken, dass die Haltung gegenüber Männern noch negativer ist.

In einem Bereich kommen zudem alle Erhebungen zu diesem Thema zum gleichen Schluss: Frauen haben in der Regel eine andere Einstellung zum Geld als Männer. Sie sind weniger risikofreudig, weniger selbstbewusst bei Investitionsentscheidungen und haben ein grösseres Kommunikationsbedürfnis mit ihren Beratern.

Beraterinnen gesucht

Deshalb sollten Banken und unabhängige Vermögensverwalter unbedingt mehr erfahrene Beraterinnen einstellen. Nur 5 Prozent unserer Kunden gehen dieses Problem ernsthaft an und nur bei einem Kunden herrscht wirklich Parität zwischen den Geschlechtern. Wir würden das sehr gerne öfters sehen.


Ivor Alex ist Gründer des französischen Headhunters Norman Alex. Der Brite hat in Oxford Russisch und Französisch studiert und danach seine Karriere als Wirtschafsprüfer begonnen. Bevor er sein eigenes Unternehmen aus der Taufe hob, führte er für den Personalvermittler Robert Half die Geschäfte in Frankreich.

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