Schillingreport 2025: Hälfte der Führungskräfte hat keinen roten Pass

Schweizer Pässe sind bei den Führungsspitzen der Finanzbranche längst keine Voraussetzung mehr. Laut dem Schillingreport 2025 verfügen 49 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder in Banken und Versicherungen über keinen Schweizer Pass. Bei den neu berufenen Führungskräften liegt der Ausländeranteil sogar bei 63 Prozent.

Besonders stark zeigt sich dieser Trend in börsenkotierten Unternehmen: In den Unternehmen, deren Aktien im Swiss Market Index (SMI) enthalten sind – darunter UBS, Zurich Insurance Group, Swiss Re, Swiss Life und Partners Group – beträgt der Ausländeranteil in der Geschäftsleitung über 70 Prozent. Deutsche, amerikanische und britische Führungskräfte dominieren in vielen Schlüsselpositionen.

Mit der wachsenden internationalen Durchmischung steigen auch die Anforderungen an Führungskultur, Sprachkompetenz und kulturelle Integration, eine Herausforderung, der sich viele Institute organisatorisch erst annähern.

Externe Stars oder interne Talente?

Trotz der Globalisierung erfolgt der Grossteil der CEO-Besetzungen nicht durch externe Zugänge, sondern durch interne Beförderungen: 66 Prozent der CEOs wurden aus den eigenen Reihen rekrutiert. Bei Unternehmen wie der Zürcher Kantonalbank, Raiffeisen Schweiz oder Helvetia zeigt sich, dass der interne Karriereweg weiterhin bevorzugt wird.

Auch in der Geschäftsleitung macht sich dieser Trend bemerkbar: Die Hälfte der neu ernannten Mitglieder war zuvor bereits im Unternehmen tätig. Im Durchschnitt dauert es zehn Jahre, bis intern beförderte Männer in die Geschäftsleitung aufsteigen (siehe Tabelle ganz unten). Frauen schaffen es im Schnitt nach acht Jahren.

Bildschirmfoto 2025 05 23 um 13.59.54

(Tabelle: Schillingreport 2025)

Versicherungen haben die Nase vorn

Zwischen den Branchen wird ein klarer Unterschied ersichtlich: Versicherungen schneiden beim Thema Diversität deutlich besser ab als Banken – sowohl auf Stufe Geschäftsleitung als auch in der Gesamtbelegschaft. Im Bericht werden die Werte auch mit denjenigen des öffentlichen Sektors verglichen (siehe Tabelle oben).

In Versicherungsunternehmen wie CSS, Mobiliar, Swiss Life, Baloise oder Axa liegt der Frauenanteil in der Belegschaft bei rund 50 Prozent, in der Geschäftsleitung bei durchschnittlich 23 Prozent. Banken hingegen kommen nur auf 46 Prozent in der Belegschaft und 16 Prozent im Führungsgremium, selbst in grossen Häusern wie UBS, Julius Bär, ZKB oder Banque Pictet.

Auch bei den CEO-Posten setzen Versicherungen häufiger auf weibliche Führung. Mit Philomena Colatrella (CSS), Michèle Rodoni (Mobiliar) und Sabine Keller-Busse (UBS Schweiz) sind derzeit drei grosse Finanzinstitute (bzw. bei der UBS ein Teil davon) unter weiblicher Leitung.

Verwaltungsräte: internationaler, aber männlich dominiert

Bei den Verwaltungsräten der Finanzbranche lässt sich ebenfalls eine zunehmend internationale Besetzung feststellen. Der Ausländeranteil liegt bei 37 Prozent, bei den SMI-Unternehmen sogar bei 59 Prozent. Auffällig ist dabei, dass der Frauenanteil bei den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern höher liegt als bei den Schweizer Pendants.

Dennoch bleibt der Frauenanteil insgesamt niedrig: Nur 16 Prozent der Verwaltungsratsmitglieder in Banken und 23 Prozent bei Versicherungen sind Frauen.

In den Präsidien der Unternehmen dominieren generell nach wie vor Schweizer Männer. Beispiele wie Ursula Nold (Migros), Suzanne Thoma (Sulzer) oder Petra Rumpf (Straumann) bilden die Ausnahme. Insbesondere in den Verwaltungsräten der Bank Vontobel,  Swiss Re oder Zurich sind weiterhin männliche Netzwerke tonangebend.

Bildschirmfoto 2025 05 23 um 14.02.03

(Tabelle: Schillingreport 2025)

Gender Diversity bleibt ausbaufähig

Zwar machen regulatorische Vorgaben wie die gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent für Verwaltungsräte von grösseren kotierten Unternehmen ab 2026 langsam Druck, doch viele Institute bewegen sich nur zögerlich. Vor allem in umsatzverantwortlichen Funktionen sind Frauen unterrepräsentiert. Häufig leiten sie Servicebereiche wie Kommunikation oder HR.

Die Gender-Diversity-Pipeline, also der Anteil von Frauen im mittleren und im Topmanagement, ist zwar vorhanden, verjüngt sich aber stark nach oben hin. Selbst bei Unternehmen mit hoher Frauenquote in der Belegschaft wie Swisscom, Axa, Swiss Life oder Mobiliar gelingt der Aufstieg an die Spitze bislang nur selektiv.

Bildschirmfoto 2025 05 23 um 14.02.58

(Grafik: Schillingreport 2025)