Durch die Covid-19-Pandemie stehe auch das Asset Management auf dem Prüfstand, schreibt Schroders-CEO Peter Harrison in einem Essay auf finews.ch. Wie man den lebensfähigen Unternehmen helfen könne, sei ein Praxistest. Ob die Branche auch langfristig agiere, sei  ein Charaktertest.

Von Peter Harrison, Group CEO des britischen Vermögensverwalters Schroders

Als Hüter privater Ersparnisse haben Asset Manager die Aufgabe, das Kapital auf Unternehmen mit langfristigen, nachhaltigen Geschäftsmodellen zu verteilen. Aber selbst die vorausschauendsten Firmen sehen sich aktuell mit beispiellosen kurzfristigen Schocks konfrontiert. Für einige werden sie zur existenziellen Bedrohung werden.

Eines ist klar: Es gibt zahlreiche herausragende Unternehmen, die ihren Aktionären im Vorfeld der Krise Mehrwert bieten konnten. Für den künftigen Wohlstand der von uns betreuten Sparer ist es unabdingbar, dass diese Firmen auch die aussergewöhnliche Situation überstehen, in der wir uns zurzeit befinden. Fondsmanager können dabei helfen. Als Branche sollten wir mit den Geschäftsleitungen der Unternehmen offen und ehrlich über die Probleme sprechen, vor denen sie nun stehen. Wir sollten zusammenarbeiten, um neue Lösungsansätze zu finden.

«Die algorithmische Anlageverwaltung wird keine Antworten liefern»

Ich möchte die Unternehmen dazu ermutigen, sich an uns zu wenden. Ausserdem habe ich unsere Portfoliomanager gebeten, diese entscheidenden Gespräche mit den Unternehmen zu suchen, um die dringlichsten Probleme zu benennen. Wir werden den persönlichen Dialog aufnehmen, um sie zu lösen. Mit Sicherheit werden einige dieser Lösungen äusserst kreativ ausfallen, und sie werden nur durch diese Art der menschlichen Interaktion zu erreichen sein.

Dagegen werden die Schwächen des mechanischen Handels stärker in den Fokus rücken. Die algorithmische Anlageverwaltung nach dem Fremdvergleichsgrundsatz wird keine Antworten liefern.

«Wir müssen zusammenarbeiten»

Auch die Fondsmanager können diese Herausforderung nicht alleine bewältigen. Wir müssen mit den Regierungen, mit anderen Anteilseignern und mit den Banken zusammenarbeiten. Wir können bei der Eigenkapitalbeschaffung für Unternehmen behilflich sein, aber das funktioniert nur, wenn neben den Kreditgebern auch die Behörden eingebunden sind. Wie wir selbst müssen auch sie einen gewissen Einfallsreichtum entwickeln.

Es steht viel auf dem Spiel. Die Existenzgrundlage von Millionen von Menschen wird davon abhängen, wie wir in den nächsten Monaten agieren. Ich sehe unsere Aufgabe darin, einen kurzfristigen Opportunismus abzulehnen, der von Preisturbulenzen profitieren will. Unternehmen mit langfristig robusten Aussichten sollte geholfen werden.

«Diese Unterstützung wird jedoch nicht vorbehaltlos gewährt werden»

Erstens sollten alle Hilfsmassnahmen sorgfältig abgestimmt sein. Als Repräsentanten der Anleger haben wir dafür zu sorgen, dass gut gemeinte Finanzhilfen zum Beispiel nicht den Chefetagen zugutekommen, sondern die Zukunft der Angestellten sichern. Die unterstützten Firmen müssen demonstrieren, dass sie ihre gesellschaftliche Verantwortung für verschiedene Interessengruppen ernst nehmen. Wenn die Anleger Flexibilität beweisen, sollte das auch für die Führungskräfte in den Unternehmen gelten, was die Behandlung von Mitarbeitern, Zulieferern und Kunden betrifft. Wir werden dies aufmerksam beobachten und uns im Bedarfsfall aktiv einbringen.

Zweitens sind wir dafür verantwortlich, langfristige Erträge für die Sparer zu erzielen, die wir vertreten. Das gelingt nicht durch die Kapitalvergabe an Unternehmen, die es versäumt haben, grundlegende Mängel in ihren Geschäftsmodellen anzugehen. Dieser Grundsatz muss stets gelten.

«Heute liegt es in unserer Verantwortung, für die Unterstützung ganzer Branchen zu sorgen»

Alle Beteiligten werden zwangsläufig in Mitleidenschaft geraten. Anleger mussten inzwischen Wertverluste ihrer Aktieninvestitionen hinnehmen. Unvermeidbar ist, dass viele Unternehmen auch die Ausschüttung von Dividenden werden aussetzen müssen – eventuell sogar diejenigen, die bereits festgesetzt wurden.

Trotz der Intensität der gegenwärtigen Ereignisse ist jetzt der richtige Zeitpunkt für einen langfristigen Anlagehorizont. Schroders hat in seiner mehr als 216-jährigen Firmengeschichte schon viele Marktkrisen überlebt, weil wir dieser Philosophie gefolgt sind. Heute liegt es in unserer Verantwortung, für die Unterstützung ganzer Branchen zu sorgen, damit sie in den kurzfristigen Turbulenzen nicht untergehen. Langfristigkeit muss sich durchsetzen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.23%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.78%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.96%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.63%
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