Der Kontrast könnte nicht grösser sein: Hier die Grossbanken, die immer noch einen guten Teil der Angestellten im Homeoffice haben. Dort der Staat, der seinen Beamten die technischen Lösungen fürs Arbeiten zu Hause bis heute nicht bereitstellen kann.

Diese Studie wird für Stirnrunzeln sorgen. Gemäss einer Umfrage des Beratungskonzerns Deloitte konnte lediglich jeder Dritte Bundesangestellte während dem Lockdown problemlos von zu Hause arbeiten.

Die bundesrätliche Aufforderung, doch möglichst nicht ins Büro zu gehen, scheint also gerade in der höchsteigenen Verwaltung ins Leere gezielt zu haben. Noch schlimmer stand es um das Homeoffice bei Kantonen (27 Prozent) und vor allem bei Gemeinden (15 Prozent), wie Deloitte in einer Mitteilung am Freitag weiter schreibt.

Teure IT-Projekte

Hier klingen natürlich auch die vielen schwierigen IT-Projekte nach, die gerade beim Bund regelmässig für rote Köpfe sorgen. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist Insieme, das die Systeme der Schweizerischen Steuerverwaltung hätte einheitlich ersetzen sollen und 2012 nach Ausgaben in der Höhe von mehr als 100 Millionen Franken beerdigt werden musste.

Ganz anders die bürobasierten Branchen in der Privatwirtschaft. Die Informations- und Kommunikationstechnologie (65 Prozent) und das Finanz- und Versicherungswesen (50 Prozent) schnitten in der Deloitte-Umfrage besonders gut ab.

Spitzenposition für Banken

Dabei nehmen die Schweizer Banken eine Spitzenposition ein. So berichtete die Grossbank Credit Suisse (CS) Ende Juli, dass vier von fünf ihrer Angestellten immer noch zu Hause arbeiteten – also satte 80 Prozent.

Die Grossbanken hatten offenkundig weit vorgesorgt, so dass sie ihren Betrieb vergleichsweise reibungslos örtlich verschieben konnten. Mit anderen Worten: Sie blieben in Krisenzeiten «durchhaltefähig» – eine Qualität, die man sonsten eher vom Staat erwartet.

Warten auf die Tools

Die UBS hat schon seit geraumer Zeit die technischen Voraussetzungen geschaffen, damit die meisten Angestellten ihre Arbeit nicht mehr orts- und zeitabhängig verrichten müssen. Erste Berechnungen bei der grössten Schweizer Bank gehen davon aus, dass auch nach der Pandemie künftig bis zu ein Drittel der Angestellten jeweils an einem anderen Ort arbeiten wird als im Büro – wobei dieses Drittel nicht immer die gleichen Mitarbeiter betrifft, sondern immer wieder andere Leute.

An ebendiesen technischen Voraussetzungen scheitert es offenkundig beim Staat, wie die Deloitte-Studie beweist, die auf einer Umfrage bei 1'500 Personen beruht. So mussten zum Beispiel fast drei Viertel der Angestellten in der öffentlichen Verwaltung während Tagen oder Wochen auf technische Ausrüstung warten – oder erhielten diese schon gar nicht.

Es mangelt beim Staat an den Tools, aber auch an der nötigen Schulung des Personals, wie Deloitte schreibt.

Zeitpunkt für intensive Digitalisierung günstig

Die Corona-Krise könnte der Digitalisierung der Verwaltung allerdings einen ordentlichen Schub geben, wie die Auswertung der Umfrage auch ergeben hat. Dafür müssten die Schweizer Behörden die rechtlichen Rahmenbedingungen (Beispiel: elektronische Unterschrift) schaffen und technische Ausrüstung bereitstellen. Gleichzeitig gilt es natürlich, dem Datenschutz die entsprechende Beachtung zu verschaffen.

Die Mehrheit der Verwaltungsangestellten (56 Prozent) wäre jedenfalls für eine stärkere Digitalisierung ihres Arbeitsumfeldes zu haben. «Die Corona-Krise hat gezeigt, dass es möglich ist, Veränderungen sehr schnell umzusetzen», sagt Rolf Brügger, Director for Government & Public Services bei Deloitte Schweiz.

«Es gilt jetzt, dieses Momentum zu nutzen und nachhaltig in die Digitalisierung zu investieren», so der Fachmann

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