Während Banker im Corona-Jahr hart um ihren Bonus kämpfen mussten, nahmen Family-Office-Manager teils das Dreifache ihres Fixsalärs nach Hause. Dennoch sorgt die Entlöhnung in den Family Offices zum Teil für hohe Unzufriedenheit.

Das vergangene Jahr bot nervenstarken Anlegern hervorragende Chancen – und unter den institutionellen Investoren, welche diese Chancen wohl am besten genutzt haben, sind die Family Offices.

Das Headhunter- und Beratungsunternehmen Agreus ist in einem jüngst veröffentlichten Report jedenfalls zum Schluss gekommen, es sei ein sehr erfolgreiches Jahr für Family Offices gewesen – auch für die Manager der Familienvermögen.

Bis zu 300 Prozent des Fixlohnes

Der Report taucht tief in die Salär- und Bonusstrukturen von Family Offices weltweit ein. Im Kern steht das Ergebnis: Family-Office-Angestellte haben für 2020 gut und gerne 100 bis 200 Prozent ihres Fixlohnes als Bonus ausbezahlt erhalten, Family-Office-CEO gar 300 Prozent.

Der Fakt, dass über drei Viertel aller befragten Executives angegeben hätten, die Corona-Pandemie habe ihren Bonus nicht beeinträchtigt, zeige einmal mehr, wie widerstandsfähig Family Offices sich in schwierigen Märkten jeweils erweisen würden, so die Autoren.

Benchmarks zählen wenig

Die Anforderungen in einem Family Offices sind auch andere als in einem gewöhnlichen Finanzinstitut. Anlagechefs müssen sich nicht nur in allen Assetklassen, liquiden wie illiquiden, bestens auskennen. Sie können die Performance in der Regel auch nicht nach irgendwelchen Benchmarks ausrichten, weil solche die Interessen und Bedürfnisse von Familien in keiner Weise repräsentieren. CEO werden auch an Parametern gemessen wie Effizienz, Kostenmanagement, Rekrutierung oder IT-Sicherheit.

Die Anforderungen in Family Offices sind unverhandelbar, so Agreus: Diskretion, Loyalität sowie herausragende Leistungen und Fähigkeiten seien unabdingbare Voraussetzungen für Family-Office-Executives. Im Gegenzug erhielten sie Respekt, Autonomie und eine sehr gute Kompensation.

Je grösser, desto mehr

Die effektiven Angaben zu den Salären zog Agreus aus Gesprächen mit Family-Office-Angestellten in Grossbritannien und in den USA: Die angegebenen Durchschnittswerte für Pakete in der Höhe von 200'000 bis 400'000 Dollar für Anlage- und Finanzchefs sowie CEO sehen nicht nach exorbitanten Salären aus.

Doch hebt Agreus hervor, dass die Salärpakete wie auch die Bonuskomponente umso höher seien, je grösser das Vermögen in einem Family Office ist. Zweitens, so Agreus, arbeite man bei einem Family Office nicht nur des Geldes wegen. 

Leben im Luxus als Bonuskomponente

Vielfach kommt der Bonus auch in «Naturalien» als diskretionäres Element. Ein Family-Office-Angestellter wird in dem Report zitiert, wenn er gewisse Zielvereinbarungen erreiche, könne er am Luxus der Familie teilhaben. Beispielsweise dürfe er zweimal jährlich den Privatjet benützen, sich für spezielle Gelegenheiten ein Luxusauto leihen und dreimal im Jahr eine der Residenzen der Familie benutzen, sei es das Apartment in London, die Villa in der Karibik oder das Chalet in den Alpen.

Gleichzeitig hebt Agreus den Fakt hervor, dass Family Offices grundsätzlich Mühe bekundeten, ein festes Konzept für die Entlöhnung ihrer Angestellten zu finden. Der Grund dafür sei, dass in Family Offices schlicht andere Anforderungen herrschten als in der übrigen Unternehmenswelt.

Geld ist nicht das Ziel

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Feststellung von Agreus, dass Family Offices zwar grundsätzlich auf die langfristige Sicherung des Wohlstandes ausgelegt sind, ihren Angestellten dagegen mehrheitlich kurzfristige, auf ein Jahr begrenzte Anreize bieten würden.

Weniger als ein Drittel der Family-Office-Executives habe einen Vertrag mit langfristigen Bonusprogrammen. «Das hat einen zerstörerischen Effekt auf die Loyalität und die Anstellungsdauer der Angestellten», so Agreus.

In den Interviews habe Agreus festgestellt, Bonuskomponenten wie Kredite zu Sonderbedingungen oder die Möglichkeit für Co-Investments wären bei vielen Executives viel willkommener als eine simple Barkomponente.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.71%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.12%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.82%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.15%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.2%
pixel