Zwar befindet sich Weltwirtschaft nach den Covid-Massnahmen noch in einer gesunden Erholung. Doch Vontobel-Anlagestratege Sven Schubert ist im Interview mit finews.tv überzeugt, dass dies den Eintritt in ein Slowdown-Szenario darstellt.

Vor diesem Hintergrund ist für Sven Schubert, Anlagestratege bei Vontobel, auch klar, dass die Erträge im Aktienmarkt künftig tiefer ausfallen werden als in der Boom-Phase zwischen April 2020 und April/Mai 2021. Eine positive Rendite auf Dividendenpapiere liege aber allemal noch drin.

Zentral in Schuberts Einschätzung ist für Anlegerinnen und Anleger indessen die Frage, wie sich die asiatischen Märkte entwickeln werden, zumal der Wachstumsmotor dort in letzter Zeit ins Stottern geraten ist.

Gefährdete Länder

Der Ansteckungsmechanismus erfolgt dabei zumeist den Exporthandel. Entsprechend sollte man hier auf jene Länder schauen, die eine starke Exportabhängigkeit nach China hätten, sagt Schubert. Das seien Südkorea, Taiwan und Japan.

Allerdings sind das auch jene Länder, die Tech-Produkte nach China liefern. «Und diese Produkte dürften weiterhin stark nachgefragt werden in China. Deshalb dürften diese Länder den Slowdown weniger spüren», so der Vontobel-Stratege.

Blick auf die Rohstoffpreise

Ein stärkerer Einfluss könnte über den Kanal der Rohstoffpreise sichtbar werden. Denn insbesondere der chinesische Immobilienmarkt befindet sich in einem Slowdown, und hier könnten Länder wie Australien und Brasilien betroffen sein, sagt Schubert weiter.

Das grösste Risiko, das ausländische Investorinnen und Investoren dazu verleiten dürfte, dem chinesischen Finanzmarkt fernzubleiben, ist die markante verschärfte Regulation der Aufsichtsbehörden. Am stärksten davon gefährdet würden vor allem Startups sein, weil in diesen Fällen die Investorengelder für längere Zeit gebunden sind, und die wesentliche Ertragsquelle für Investoren ein Börsengang (IPO) ist.

Risiken lange Zeit unterschätzt

«Nun ist es aber auch so, dass gerade in diesen Startups Innovationen generiert werden und Produktivität. Und Produktivität wird immer wichtiger werden für China», erklärt Schubert. Mehr Produktivität werde gebraucht, um ein stabiles Wachstumsniveau zu halten.

«Für die Aktienmärkte glaube ich, dass der Markt für eine ganze Zeit die Risiken unterschätzt hat, und wenn man schaut, wie stark der Markt die ganze Zeit gewachsen ist, insbesondere die Tech-Industrie in China, und der Regulator in dieser Zeit kaum eingegriffen hat, dann kann man schon feststellen, dass in der Vergangenheit sehr wenig reguliert wurde und man nun einen gewissen Nachholbedarf sieht», folgert der Vontobel-Experte. Sobald China etwas mehr Licht in das Dunkel der Regulatorien bringt, werde auch der Investor die regulatorischen Risiken fair bewerten können, so Schubert.

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