Bei der Genfer Temenos-Gruppe ist mit Petrus Advisers ein aktivistischer Aktionär aufgetaucht. Dieser nimmt den Hersteller von Banken-Software in die Zange und bringt dabei auch den oft erwarteten Verkauf des Unternehmens wieder aufs Tapet.

Der führende internationaler Anbieter von «Core Banking Systems» gerät zunehmend unter Druck, nachdem mit dem Halbjahresausweis die Erwartungen verfehlt und sich der Aktienkurs in diesem Jahr fast halbiert hat.

Übernahmegerüchte um Temenos sind nicht neu. In der Vergangenheit wurden allerdings eher industriellen Käufern wie den beiden Softwaregiganten SAP oder Microsoft ein Interesse an den Genfern nachgesagt.

Verspieltes Vertrauen

Zuletzt wäre das Unternehmen, an dem Martin Ebner einen Anteil von über 5 Prozent hält, um ein Haar von der schwedischen Finanzinvestorin EQT gekauft worden. Der Deal platzte offenbar an den Preisvorstellungen des Temenos-Verwaltungsrates, obwohl EQT einen Aufpreis von bis zu 50 Prozent auf den damaligen Aktienkurs geboten haben.

Am Freitag betrat nun ein neuer Akteur die Arena: Der aktivistische Investor Petrus Advisers erwarb eine kleine Beteiligung von unter drei Prozent an Temenos. Diesen Einstieg verband der Investor mit einem Brief, worin er die Fähigkeit der Firmenleitung anzweifelte, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen und den Aktienkurs steigern zu können.

Vollmundige Versprechen

Der ehrgeizige Wachstumsplan, den die Genfer Softwareschmiede im Februar vorgelegt hatte, werde am Kapitalmarkt derzeit nicht als realistisch angesehen, lautete die Kritik weiter. Zudem habe das Unternehmen an Glaubwürdigkeit eingebüsst, weil es seine Prognosen für 2022 auf zwei noch zu gewinnende Aufträge stütze. Aus diesen Gründen forderte der neue Aktionär VR-Präsidenten Andreas Andreades und CEO Max Chuard auf, alle Optionen zu überprüfen, die zur Umsetzung der Strategie zur Verfügung stehen.

Dabei verwies Petrus explizit auch auf Gerüchte in der Presse, wonach es genügend Interessenten für eine Übernahme gebe. Der Aktionärsaktivist warf Temenos vor, in der Vergangenheit das Interesse von Private-Equity-Investoren ignoriert zu haben, obwohl deren Offerten offenbar deutlich über dem aktuellen Aktienkurs gelegen hätten. Seither sei der Temenos-Kurs weiter gefallen.

Zu tiefe Abo-Erlöse

Wie Petrus-Partner Till Hufnagel auf gegenüber finews.ch erklärte, ist Temenos derzeit zwar sehr gut aufgestellt. Allerdings könne das Management keine handfesten Fortschritte bei der Umsetzung weiterer ambitiöser Ziele vorweisen. Um dieses Misstrauen und die Aktienkursbaisse zu beenden, brauche es Fakten und mehr Klarheit in der Kommunikation. Petrus begleitet bei seinen Engagements die Unternehmen im Schnitt rund vier bis fünf Jahre, wie er betonte.

Ein Finanzinvestor wäre bei einer fremdfinanzierten Übernahme vor allem an den wiederkehrenden Umsätzen interessiert, heisst es aus Börsenkreisen. Der Anteil an diesen Umsätzen sei aber bei Temenos gegenüber anderen Softwareherstellern eher tief. Zudem werde die Aktie bereits mit einem Mehrfachen der wiederkehrenden Umsätze bewertet.

Vor Temenos war mit Avaloq die zweite Schweizer Bankensoftware-Schmiede ins Visier von Private-Equity-Investoren geraten. So war die amerikanische Gesellschaft Warburg Pincus im Jahr 2017 bei Avaloq eingestiegen, mit der Absicht, das Unternehmen innerhalb von drei Jahren an die Börse zu bringen. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich. Im Oktober 2020 übernahm dann der japanische Elektronikkonzern NEC Corporation die Zürcher für 2,05 Milliarden Franken.

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