Ethos-Studie: Welcher CEO/VRP verdient am meisten?
Ethos hat am Donnerstag den Bericht zu den Abstimmungsergebnissen bei den Generalversammlungen (GV) 2025 der in der Schweiz kotierten Unternehmen sowie zu den Vergütungen der beiden Schlüsselpersonen in der Führung – Unternehmenschef (CEO) und Verwaltungsratspräsident (VRP) – vorgelegt.
Eine wichtige Erkenntnis: Der seit 2020 ausgeprägte Trend zu einer durchschnittlich höheren Vergütung für die CEOs hat sich 2024 fortgesetzt.
CEO von Mid Caps verdienen deutlich mehr
Besonders akzentuiert fällt die Zunahme gegenüber 2023 bei den im Börsenindex SMIM enthaltenen Unternehmen aus. Der SMIM enthält die 30 grössten und liquidesten Mid-Cap-Titel, die nicht im Blue-Chip-Barometer Swiss Market Index (SMI) enthalten sind. Die jährliche Gesamtvergütung ist für CEOs in dieser Gewichtsklasse um 37 Prozent auf 4,3 Millionen Franken geklettert.
Hinter dem aussergewöhnlich kräftigen Wachstum steckt aber auch ein Sondereffekt. Der CEO von Galderma allein kommt auf 19 Millionen Franken; dem Unternehmen gelang 2024 den Börsengang, was dem Chef 14,3 Millionen Franken in Form von Aktien einbrachte.
(Grafik: Ethos)
Damit lässt Flemming Ornskov 2024 auch alle anderen CEOs kotierter Unternehmen hinter sich und liegt vor David Layton von Partners Group (16,9 Millionen), Sergio Ermotti von der UBS (14,9 Millionen) und Vasant Narasimhan von Novartis (14,2 Millionen). Unter den Top-25-CEOs finden sich aus dem Finanzsektor zudem Mario Greco von Zurich Insurance (9,9 Millionen), Giorgio Pradelli von EFG International (9,4 Millionen), Nic Dreckmann von Julius Bär (5,8 Millionen) und Andreas Berger von Swiss Re (5,4 Millionen).
Kleiner Trost für Ermotti aus dem Nationalrat
Apropos UBS: Die Grossbank war im März von Ethos wegen ihrer Vergütungspolitik, dem Aktienrückkaufprogramm und Mängeln im Nachhaltigkeitsbericht gescholten worden. Immerhin kann sich UBS-CEO Ermotti damit trösten, dass der vom Ständerat im Frühling beschlossene «Lohndeckel» für die Bankbranche nach der Beratung in der Wirtschaftskommission des Nationalrats von dieser Woche wohl nicht so durchkommt.
Zurück zum Bericht und zu denjenigen, die gerne die Geschlechterbrille aufsetzen: Auch die CEO ist zweimal auf der Liste der Hochverdienenden vertreten, nämlich mit Johanna Faber von Logitech (9,3 Millionen) und Géraldine Picaud von SGS (6,2 Millionen).
Hinter den Angelsachsen, vor den Kontinentaleuropäern
Ethos ordnet die Ergebnisse auch gleich ein: Die CEO-Durchschnittssaläre der grössten kotierten Unternehmen der Schweiz liegen hinter denjenigen im angelsächsischen Raum, aber im kontinentaleuropäischen Vergleich an der Spitze.
Zudem werden die CEO-Vergütungen in Relation zum Börsenwert des Unternehmens gesetzt. In dieser Disziplin verdient André Kudelski von Kudelski 724 Prozent mehr, als ein einfaches Regressionsmodell als theoretisches Vergütungsniveau nahelegen würde. Aber auch bei EFG International (390 Prozent) und Partners Group (338 Prozent) sind die Abweichungen nach oben signifikant.
Verwaltungsratspräsidenten von SMIM-Unternehmen mässigen sich
Die VRP von SMI-Unternehmen kamen 2024 ebenfalls nicht zu kurz. Die durchschnittliche Vergütung erhöhte sich von 2,1 Millionen Franken im Jahr 2023 auf 2,4 Millionen Franken im Jahr 2024, ein Plus von 13,7 Prozent. Auch bei diesem Punkt weist Ethos auf Sondereffekte hin: die Verdoppelung der Vergütung des Präsidenten von Partners Group von 2 auf 4,1 Millionen Franken und den Anstieg von 4,7 auf 5,5 Millionen Franken des UBS-Präsidenten.
Dagegen blieben die Vergütungen für das Verwaltungsratspräsidium der anderen SPI-Unternehmen ziemlich stabil. Bemerkenswert ist der längerfristige Trend bei den SMIM-Unternehmen. Hier ist die Durchschnittsvergütung seit dem Höchst 2018 von 1,4 Millionen Franken sogar 34,5 Prozent gesunken und liegt nun wie bereits 2023 erneut unter der Millionengrenze.
Grosszügige Finanzbranche
Auf Platz 1 in der VRP-Rangliste thront Severin Schwan von Roche (7,2 Millionen). Mit Colm Kelleher von der UBS (5,5 Millionen) und Steffen Meister von Partners Group (4,1 Millionen) figurieren zwei Vertreter der Finanzindustrie unter den Top-5. Unter den ersten 25 sind aus diesem Bereich zudem Swiss Re, Vontobel, Zurich Insurance, EFG International, Baloise Holding und Swiss Life vertreten.
Ethos hat des Weiteren das Abstimmungsverhalten der Aktionäre der im breiten Marktbarometer Swiss Performance Index (SPI) repräsentierten Unternehmen in der GV-Saison 2025 akribisch ausgewertet.
Vergütungsberichte als umstrittenstes GV-Traktandum
Bis Ende Juli führten 187 Unternehmen ihre ordentliche Generalversammlungen durch, dazu kamen 12 ausserordentliche. Insgesamt gab Ethos zu über 3'700 Traktanden Mitgliedern und Kunden eine Abstimmungsempfehlung ab. Ethos selbst hatte nur bei drei Vierteln aller Traktanden zu einer Genehmigung geraten.
Das umstrittenste Traktandum ab den GV waren – die Vergütungsberichte. Hier betrug die durchschnittliche Zustimmung 86,9 Prozent. Allerdings stimmten die Aktionäre insgesamt letztlich in aller Regel den Anträgen des Verwaltungsrats zu – nur zwölf wurden abgelehnt, darunter die Vergütungsberichte von Temenos, Tecan und Leonteq. Ethos hatte lediglich zwei Fünftel aller Vergütungsberichte zur Annahme empfohlen.
«Erwarten mehr Transparenz»
Ethos-Direktor Vincent Kaufmann kommentiert: «Angesichts der potenziellen Auswirkungen der Hebelwirkung langfristiger Vergütungen erwarten wir von den Unternehmen mehr Transparenz zu den tatsächlich gezahlten Vergütungen. Durch die Veröffentlichung, Erläuterung und angemessene Begründung dieser Vergütungen können die Unternehmen nicht nur Kritik, sondern auch die Gegenstimmen des Aktionariats an der Generalversammlung verringern.»
Zum Thema Nachhaltigkeitsbericht stellt Ethos fest, dass die eigene Forderung, verbindlich statt nur konsultativ darüber abstimmen zu lassen, auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Der Anteil der Unternehmen, die dies beherzigten, stieg von 56 auf 68 Prozent.
Leicht gesunkene Zustimmungsquoten zu Nachhaltigkeitsberichten
«Dies ist auch ein Resultat des Dialogs von Ethos und ihren Mitgliedern zu diesem Thema», hält die 1997 zur Förderung einer nachhaltigen Anlagetätigkeit und eines stabilen und gesunden Wirtschaftsumfelds gegründete Stiftung (der heute mehr als 250 schweizerische Pensionskassen und andere steuerbefreite Institutionen angehören) im Bericht fest.
Die Zustimmungsquote zu den Nachhaltigkeitsberichten lag in diesem Jahr erneut auf hohem Niveau, auch wenn sie gegenüber 2024 von 97,5 auf 95,1 Prozent sank. Wie bei den Vergütungsberichten hatte Ethos dabei nur in 40 Prozent der Fälle eine Genehmigung empfohlen. Vergangenes Jahr hatte die Stiftung zudem scharfe Kritik an der Qualität der Nachhaltigkeitsberichte geübt.