Carsten K. Rath: «Das pefekte Hotel für eine Hochzeit»

Gleich neben dem markanten Empfangsschild des Hotels und der Plakette der «101 Besten» prangt das Schild mit der Aufschrift «Standesamt Geisenheim, Trauort». Falls Sie vorhaben, in nächster Zeit zu heiraten, kann ich Ihnen kaum einen besseren Ort empfehlen als den Garten des Hotels mit seinem mächtigen Mammutbaum und dem Blick über die Weinreben ins Rheintal. Mit 80 Eheschliessungen von Ende April bis Ende September ist das Hotel eine der angesagtesten Hochzeitsdestinationen Deutschlands. 

Das Relais & Château «Burg Schwarzenstein» liegt inmitten bester Lagen im Rheingau. (Bild: zVg)

Eine echte Burg war «Burg Schwarzenstein» aber nie. Sie wird 1873 als künstliche Ruine im Auftrag des Frankfurter Bankiers und aufstrebenden Weinhändlers Hermann Mumm erbaut. Als die Familie danach strebt, den Hof des Kaisers mit Wein zu beliefern, wird die Burg als repräsentativer Stammsitz gebaut. 

 

Panoramazimmer in der Parkresidenz – die Farben orientieren sich an der Bruchsteinmauer der Anlage. (Bild: zVg)

Erbe bewahren und Zukunft gestalten

Die Geschichte gefällt mir, und auch, wie die Eigentümer das historische Erbe der Burg erhalten. Die Anlage wird 2004 aufwendig saniert, seitdem ist das Hotel im Besitz der Familienstiftung des Mainzer Unternehmers Ernst Udo Grossmann. Er und Michael Teigelkamp betreiben das Hotel seither gemeinsam.

Ihre Partnerschaft basiere auf Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung, erzählt der Hoteldirektor. Grossmann schaue alle paar Monate vorbei und sei glücklich mit dieser Partnerschaft. Michael und Ehefrau Stephanie leiten das operative Geschäft im Haus. Heute verteilen sich 51 Zimmer und Suiten auf das historische Burggebäude, das Gästehaus und die Parkresidenz, die 2009 angebaut wurde. Der Architekt orientierte sich am bestehenden Baustil, um den Charme der gesamten Anlage zu erhalten.

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Der Anbau Parkresidenz wurde 2009 fertiggestellt und orientiert sich am bestehenden Baustil. (Bild: zVg)

Die Gastgeberin versteht Stil und Service als Berufung

Überall im Haus erkenne ich die stilsichere Handschrift der Gastgeberin Stephanie Teigelkamp. Sie verantwortet die Auswahl der Möbel und Stoffe und der hochwertigen Materialien wie Wenge-Holz bis hin zur Klavierlack-Versiegelung. Die Farben orientieren sich mit Tönen wie Latte Macchiato, Café-Creme und Espresso an der Bruchsteinfassade der Burg. 

Dass ich in meinem Zimmer mit den bodentiefen Fenstern, hohen Decken und ausgesuchten Designerstücken so gut schlafe, ist auch ein Verdienst von Stephanie Teigelkamp. Sie googelt jeden Gast vorab nach Vorlieben und Interessen. Sie hatte gelesen, dass ich gerne sehr kalt schlafe. Ich reise am heissesten Tag des Jahres an und finde die Klimaanlage in meinem Zimmer auf 16 Grad eingestellt. Eine kleine Geste, die mir zeigt, dass sie ihren Beruf nicht als Beruf, sondern eher als Berufung versteht.

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Der Gym mit neuesten TechnoGym-Geräten garantiert schweißtreibende Workouts mit Parkblick. (Bild: Raman Photos) 

Der «Directeur de Cuisine» interpretiert französische Klassiker neu

Der Fitnessbereich am Ende der grosszügigen englischen Landschaftsgärten nachempfundenen Parkanlage ist ein echtes Highlight. Der Raum ist mit den neuesten Geräten von Techno Gym ausgestattet und bietet viel Platz für schweisstreibendes Training, wie ich es liebe. Doch was mich wirklich begeistert, ist die absolute Ruhe und der unverstellte Blick in den Park – eine Kulisse, die mein Workout zu einem grossartigen Erlebnis macht. 

Stillstand ist im Hotel «Burg Schwarzenstein» ein Fremdwort. Abends, beim Dinner mit den Gastgebern auf der Sonnenterrasse der «Brasserie Schwarzenstein» komme ich in den Genuss des neuen, authentisch französischen Küchenkonzepts. Der «Directeur de Cuisine» Christofer Kokozska und der zweite Küchenchef Marco Stenger vereinen Regionalität mit internationalen Einflüssen und kreieren französische Klassiker wie gratinierten Markknochen mit Fleur de Sel, eine hervorragende Bouillabaisse oder ein edles Plateau de Fruits de Mer.

Der Blick über die Weinberge unterhalb der Sonnenterrasse inspiriert mich bei der Wahl des Weines: Eine erlesene Auswahl an Rheingauer Spitzenlagen und französischen Weinen rundet das kulinarische Erlebnis perfekt ab. 

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Die Brasserie Schwarzenstein serviert authentische französische Küche mit Rheingau-Weinklassikern. (Bild: Raman Photos) 

Eine Hochzeit fehlt zum perfekten Besuch

Jüngst wurde das Engagement von Stephanie und Michael Teigelkamp mit dem GreenSign-Nachhaltigkeitssiegel sowie dem prestigeträchtigen Michelin-Schlüssel gewürdigt. Er zeichnet das Haus für seinen erstklassigen Service, die Gastfreundschaft und die einzigartigen Erlebnisse aus. In 20 Jahren hat das Besitzerehepaar aus einem kleinen Refugium ein über die Grenzen des Rheingaus hinaus bekanntes Hotel gemacht. 

Ich kann daher allen Schweizern einen Besuch des Hotels, des Rheingaus und des Rheins bis hoch nach Koblenz nur empfehlen. Mein Tipp: Sie landen idealerweise in Frankfurt und nächtigen zunächst in der «Burg Schwarzenstein». Dann geht es den Rhein hoch bis nach Boppard und für zwei Nächte ins «Hotel Klostergut Jakobsberg», das nächstes Jahr wiedereröffnet – mit einem hervorragenden Golfplatz, einer Jagd, fantastischem Wein und einer großartigen Gastronomie. Ihre Reise endet in Koblenz im Hotel Fährhaus mit dem fantastischen Gourmetrestaurant «Gotthardt’s by Yannick Noack». Dort können Sie auch sehr stilvoll heiraten – wenn Sie es demnächst vorhaben. 

Ich habe mich im Relais & Châteaux «Burg Schwarzenstein» von Beginn an wohlgefühlt habe und werde wiederkommen. Aber dann am Wochenende, wenn geheiratet wird. Eine Hochzeit ist das einzige, was ich vermisst habe. Aber so ist das, wenn man unter der Woche reist. 


Als früherer Grandhotelier und Betreiber des Hotel Rankings «Die 101 besten Hotels» ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für finews.ch schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.

Rath ist zudem Autor des Buches «Iconic Hotels of the World»