Klarna-CEO rechnet nicht nur in der Finanzbranche mit AI-Schock

«Die Welt hat sich noch nicht mit den Folgen auseinandergesetzt, die künstliche Intelligenz durch den Wegfall zahlreicher Arbeitsplätze mit sich bringen wird», sagt Sebastian Siemiatkowski, CEO der Klarna Group in einem Interview mit dem TV-Sender «Bloomberg».

«Ich habe den Eindruck, dass viele meiner Kollegen aus der Tech-Branche dieses Thema etwas vernachlässigen. Ich glaube, dass sich im Bereich der Wissensarbeit ein massiver Wandel vollziehen wird. Und das nicht nur in der Finanzindustrie, sondern in der Gesellschaft insgesamt», sagte er.

«Lieblings-Versuchskaninchen» von OpenAI

«Die Gesellschaft muss sich überlegen, was wir tun wollen. Ja, es werden neue Arbeitsplätze geschaffen, aber kurzfristig hilft das dem Übersetzer in Brüssel nicht weiter. Er wird nicht von heute auf morgen zum YouTube-Influencer», fügte er hinzu.

Klarna, bekannt für seine «Buy-now-pay-later»-Angebote, hat selbst stark in künstliche Intelligenz investiert. Siemiatkowski hatte zuvor erklärt, dass er Klarna zum «Lieblings-Versuchskaninchen» von OpenAI machen wolle.

Das Unternehmen, das im vergangenen September in New York an die Börse gegangen war, hatte die Zahl der Mitarbeitenden von 7’400 auf etwa 3’000 reduziert, während gleichzeitig die Gehälter erhöht wurden. Seitdem habe sich gezeigt das einige der verwendeten Tools Grenzen haben. Seit Jahresbeginn wurde wieder die Zahl der Mitarbeitenden insbesondere in der Kundenbetreuung erhöht.

Auch AI hat Grenzen

Siemiatkowski betonte, dass man sicherstellen wolle, dass die Kundinnen nun Kunden auch weiterhin mit einem Menschen sprechen können. Auch bei Kreditentscheidungen werde AI nur begrenzt eingesetzt.

Der CEO ist jedoch nach wie vor davon überzeugt, dass KI bei der Bearbeitung von Kundenanfragen ebenso gute oder sogar bessere Arbeit leisten kann. «Man kann viel Vertrauen aufbauen, indem man bestimmte Aufgaben von KI ausführen lässt, da diese konsistent und qualitativ hochwertig sind», sagte er.

Klarna hat mehr als 114 Millionen Kunden. «Natürlich nutzen diese Kunden noch nicht unbedingt ihre Bankdienstleistungen ausschliesslich bei uns, aber das muss unser Ziel sein», sagte Siemiatkowski

Verschärfter Wettbewerb

Klarna hat in Grossbritannien in diesem Jahr eine E-Geld-Lizenz erhalten und kann damit ihr Angebot ausweiten.

AI werde den Wettbewerb im Banksektor verschärfen und die Kunden würden deutlich mobiler und schneller den Anbieter wechseln. «Die Leuter werden ultra-mobil und werden zu dem Anbieter wechseln, der ihnen die besten Angebote zum niedrigsten Preis liefern können.»

Laut dem CEO dürfte der AI-Boom das Ende dessen bedeuten, was er als «übermässige Gewinne» sowohl in der Banken- als auch in der Softwarebranche nennt. Die etablierten Unternehmen würden von schnelleren Herausforderern überholt.

«Die meisten traditionellen Banken werden wahrscheinlich zu reinen Banance-Sheet-Unternehmen werden, bei denen man im Grunde genommen eine grosse Bilanz hat und die Eigenkapitalrendite optimiert, und das war's dann auch schon», sagte er.