Grosse Schweizer Assekuranzkonzerne kauften sich in den letzten Tagen bei nicht weniger als fünf Startups ein. Kein einziges davon kommt direkt aus dem Versicherungsfach. Geht das gut?

Die Kadenz ist atemberaubend. Innert der letzten vierzehn Tage beteiligte sich der St.Galler Allversicherer Helvetia am Berliner Startup Chargery, die Konkurrentin Axa investierte in die Jungfirmen Accounto und Swibeco, die Basler Baloise übernahm einen Minderheitsanteil an der deutschen Brainalyzed, und die Zurich kaufte zusammen mit einem Konsortium Autosense, auch dies ein Startup.

Auffällig ist nicht nur die Zahl der Beteiligungen in kurzer Zeit, sondern noch etwas anderes: Keine der Jungfirmen ist ein «Insurtech», keines der Geschäftsmodelle zielt per se aufs Versicherungsfach.

So schickt Chargery Velokuriere mit Batterien los, um Elektroautos aufzuladen. Accounto hilft KMU bei der Buchhaltung, Swibeco bei Lohn-Nebenleistungen. Brainalyzed forscht mittels Künstlicher Intelligenz (KI) nach Börsenrisiken. Die App von Autosense schliesslich erlaubt es Autofahrern, ihr eigenes Fahrverhalten zu analysieren und Informationen übers Fahrzeug abzurufen.

Potente Sponsoren

Der Preis für den Einstieg von Axa, Baloise & Co blieb jeweils geheim. Doch ist bekannt, dass die Schweizer Grossversicherer tiefe Taschen haben. Helvetia etwa verfügt über einen 55 Millionen Franken schweren Wagniskapitalfonds. Anthemis, das Venture-Vehikel der Baloise, ist mit 50 Millionen Franken dotiert. Genügend Geld also, um auch ausserhalb des Stammgeschäfts als potente Sponsoren aufzutreten.

Doch die Frage stellt sich: Ist das eine gute Idee?

Natürlich wissen die Versicherer den Einsatz ihrer wertvollen Mittel zu begründen. Mit den Startup-Beteiligungen ausserhalb des angestammten Business spielen sie sozusagen über die Bande: Ziel ist es, über moderne Distributionskanäle neue Kundengruppen zu erreichen, die dann wiederum fürs Kernangebot gewonnen werden können. In einem weiteren Schritt – und das ist sozusagen die Kür der Übung – geht es darum, «Ökosysteme» aufzubauen, in denen die Konsumenten eine Vielzahl von Dienstleistungen abrufen können.

Probieren geht über Studieren

«Wir probieren unterschiedliche Dinge aus und versuchen, ein für unsere Kunden relevantes Servicenetzwerk um unser Kerngeschäft herum aufzubauen», erklärte Alexander Bockelmann, der Technologiechef der Baloise, das Vorgehen unlängst gegenüber finews.ch.

Dass Finanzkonzerne etwas «probieren», dem kann Peter Maas durchaus Positives abgewinnen. Der Professor an der School of Management der Universität St.Gallen (HSG) ist selber bei Versicherungsfirmen engagiert und war letztes Jahr an einer Studie zu Schweizer Insurtechs beteiligt. «Das experimentelle Vorgehen tut der Branche per se gut, und es zwingt die Assekuranz, Angebote konsequent aus Kundensicht zu betrachten und die Klientel dort abzuholen, wo sie steht.»

Das, sagt der Wissenschafter, sei bis anhin nicht unbedingt die Regel gewesen.

Keine Garantie auf Geschäftsideen

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