Anderseits gibt Maas zu bedenken, dass Experimente auch schiefgehen können. «Es gibt keine Garantie, dass eine Geschäftsidee eines Startups funktioniert und die neuen Lösungen tatsächlich die pain points eines potenziellen Versicherungskunden lösen.» Es liesse sich anfügen: Wenn die Jungfirmen ausserhalb des Versicherungsfachs arbeiten, ist es noch schwieriger für die Konzerne, die Erfolgschancen abzuschätzen.

Dabei kann beim Probieren nicht nur operativ einiges danebengehen. So stellt sich schon in der Übungsanlage die Problematik, dass die etablierten Versicherer sich nicht aus reiner Grossherzigkeit als Sponsoren aufstrebender Jungfirmen betätigen. Sondern: die Konzerne stehen unter erheblichem Druck ihrer Aktionäre, im Bereich Innovation zu handeln. So gesehen könnten Investments in Startups auch zu einer blossen «Alibi-Strategie» fürs Management verkommen, warnt Maas.

Ebenfalls ist der HSG-Wissenschafter nicht überzeugt, ob sich die Vision vom digitalen Ökosystem für die Branche so einfach auf den Boden bringen lässt. «Natürlich», sagt er, «möchten die Versicherungen spider in the web sein – die Blaupause für so etwas ist aber wohl eher im Tech-Bereich zu finden.»

«Wer nicht schnell wächst, fällt raus»

Dessen ungeachtet werden die Wagniskapital-Fonds der Versicherer, die jeweils auf mehrere Jahre hinaus angelegt worden sind, das Tempo ihrer Beteiligungen wohl kaum drosseln. Damit ist die Schweizer Assekuranz als Abnehmer am europäischen Markt für Startups gesetzt.

Und wo sich viele Käufer um ein knappes Gut streiten, steigen die Preise – was Experten wie Maas speziell für den Markt für Insurtechs beobachten. Ihm zufolge ist dort sehr viel Liquidität vorhanden. Die interessanten Startups legten in der Bewertung rasch zu. Zudem erwartet Maas, dass es im Insurtech-Bereich noch zu einer grossen Konsolidierung kommen wird. «Wer nicht schnell wächst, fällt raus», urteilt Wirtschaftswissenschafter.

Besser als Nichtstun

Ungewissheit, strukturelle Nachteile, Investitionsdruck und überhitzte Preise: Das alles kann sich bei Startup-Deals gegen die Schweizer Versicherer verschwören. Und wenn das geschieht, geht Geld verloren – letztlich auf Kosten der Eigner der Unternehmen.

Für die Aktionäre laufen die Investitionen damit auf eine Art Wette hinaus, erklärt Simon Fössmeier, Analyst bei der Zürcher Bank Vontobel. Doch das sei immer noch besser als Nichtstun. «Wenn die Versicherer gar nicht in Startups investieren würden, könnte sie das zu einem späteren Zeitpunkt teuer zu stehen kommen.»

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