«Instabilität ist man ausgesetzt. Risiko jedoch gilt es, zu kontrollieren.»

Trotz eines von internationalen Krisen, sinkenden Zinsen und einer angespannten Situation auf dem Liquiditätsmarkt geprägten Umfeldes ist es CIC (Schweiz) im Jahr 2024 erneut gelungen, einen Rekordgewinn von 47 Millionen Franken zu erzielen. Dies entspricht einer Steigerung von 15,4 Prozent gegenüber dem Gewinn des Vorjahres, der bereits aussergewöhnlich hoch war. Die im Jahr 1871 von Basler Unternehmern gegründete Bank CIC (Schweiz) beschäftigt über 480 Mitarbeitende an acht Standorten (Basel, Zürich, Genf, Lausanne, Neuchâtel, Freiburg, Sion und Lugano).

Livia Moretti, die Bank CIC (Schweiz) hat mit einem Gewinn von 47 Millionen Franken (+15,4 Prozent) zum zweiten Mal in Folge ein Rekordgeschäftsjahr verzeichnet. Wie erklären Sie diese Dynamik angesichts des komplexen wirtschaftlichen Umfeldes?

Seit 2023 haben wir eine klare strategische Wende vollzogen, die auf drei Pfeilern beruht: die deutliche Positionierung zugunsten von Unternehmen, Unternehmenden sowie Privatkundinnen und Privatkunden, die optimierte Unternehmensführung und die Fähigkeit, unsere Engagements umzusetzen. Wir können uns dabei auf unsere Hauptaktionärin Crédit Mutuel Alliance Fédérale, die zehntgrösste Bank Europas, verlassen, die uns sehr konkret unterstützt. So hat die Gruppe unser Kapital im vergangenen Jahr um 300 Millionen Franken zugunsten der Schweizer Wirtschaft erhöht. Unser Ergebnis zeugt von einer strukturierten Bedeutungszunahme, die eng mit unserer Muttergesellschaft verbunden ist. Diese Fähigkeit, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, ist unsere grösste Stärke und zeichnet uns in einem instabilen Umfeld aus.

Wie würden Sie die besondere Marktpositionierung von CIC (Schweiz) beschreiben?

2024 war das erste vollständige Geschäftsjahr nach Einführung unserer 2023 entwickelten neuen Strategie; CIC (Schweiz) schöpfte ihre Kraft dabei aus ihrer Vergangenheit. Bereits 1871, als Basler Unternehmer die Gründung unseres Instituts beschlossen, bestand das Ziel darin, die regionale Wirtschaft zu unterstützen. In über 150 Jahren haben sich die Ziele zwangsläufig verändert.

«Die Gruppe hat unser Kapital im vergangenen Jahr um 300 Millionen Franken zugunsten der Schweizer Wirtschaft erhöht.»

Nun aber kehren wir wieder zu unseren Ursprüngen zurück und tun das, was wir am besten können: Unternehmen, Unternehmende sowie Privatkundinnen und Privatkunden unterstützen. Diese klare Positionierung verdeutlicht unsere Ambitionen. Wir setzen auf ausgezeichnete Kundenbeziehungen und überzeugen durch ein hohes Reaktionsvermögen.

Wie äussert sich dies konkret?

Dies manifestierte sich 2024 in einem Anstieg der Kundenausleihungen um 640 Millionen Franken (+6,5  Prozent) auf 10,5 Milliarden, der überwiegend mittels Kundeneinlagen refinanziert werden konnte, welche um mehr als 370 Millionen Franken (+4,7 Prozent) auf 8,4 Milliarden zugenommen haben. Dieses starke Signal des Vertrauens wollen wir uns zunutze machen. Wir möchten unseren Kundinnen und Kunden hochwertige Dienstleistungen anbieten und unseren guten Ruf weiter stärken, indem wir die wirtschaftlichen Synergien mit der Gruppe nutzen.
Im derzeitigen Umfeld, das von geopolitischer Instabilität, sinkenden Zinsen, aufsichtsrechtlichen Anforderungen von Basel III und Spannungen am Liquiditätsmarkt geprägt ist, bevorzugen wir ein umsichtiges Handeln. Schliesslich ist bereits heute klar, dass diese Faktoren unbestreitbare Auswirkungen auf den Finanzsektor haben werden.

Ist CIC (Schweiz) also eine Alternative für den Unternehmenskredit?

Absolut. Zumal Unternehmen heute Schwierigkeiten haben, einen Kredit zu erhalten. Sie versuchen, ihre Risiken zu diversifizieren.
Auch wenn die Unterstützung durch unsere Muttergesellschaft entscheidend ist, verfügen wir über echtes Know-how bei der Erstellung von Finanzierungspaketen für mittlere und grosse Unternehmen. Wir können einen 360-Grad-Service bieten, der von unseren Kundinnen und Kunden äusserst geschätzt wird.

Als Hebel für den Wandel führen Sie häufig die Unternehmensführung an. Was möchten Sie damit zum Ausdruck bringen?

Die Unternehmensführung bzw. Governance ist kein hohles Wort. Es geht dabei darum, klare und stabile Prozesse einzuführen, die sich an den Best Practices orientieren. Auf diese Weise lassen sich völlig transparent Entscheidungen treffen, die zwischen Ertrag und Risiko abwägen. Das ist heute wichtiger denn je, da sich die Vorschriften verschärfen.

«Auf diese Weise lassen sich völlig transparent Entscheidungen treffen, die zwischen Ertrag und Risiko abwägen.»

Ein Kundenberater muss ein offenes Ohr für seine Kundinnen und Kunden haben, aber die Steuerung des Risikomanagements spielt eine ebenso wichtige Rolle. Sie ist der Schlüssel für Ausgewogenheit, insbesondere in diesen turbulenten Zeiten. Auch wenn wir der uns umgebenden Instabilität ausgesetzt sind, können wir doch die Risiken unter Kontrolle halten und unseren Kundinnen und Kunden einen echten Mehrwert bieten. Und hier machen wir den Unterschied: Instabilität ist man ausgesetzt. Risiko jedoch gilt es, zu kontrollieren.


Livia Moretti ist seit dem 1. Februar 2023 CEO der Bank CIC (Schweiz). Sie begann ihre Bankkarriere bei einer in Luxemburg ansässigen Privatbank-Gruppe, wo sie acht Jahre lang verschiedene Funktionen innehatte. Danach war sie fast zehn Jahre lang Mitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), unter anderem als Abteilungsleiterin, und konnte damit auf europäischer und internationaler Ebene umfassende Erfahrungen mit Bankstrategie, -praxis und -regulierung sammeln.