Warum wir langfristig investieren und nicht kurzfristig spekulieren
Es ist viel besser, ein wunderbares Unternehmen zu einem guten Preis zu kaufen, als ein gutes Unternehmen zu einem wunderbaren Preis. Diese Aussage des amerikanischen Investors Warren Buffett bringt die Investmentphilosophie von Rothschild & Co wunderbar auf den Punkt.
Von Beat Keiser, Portfoliomanager of LongRun Equity Fund and Head of Equities bei Rothschild & Co Zürich
Wir machen keinerlei Kompromisse in Sachen Qualität bei der Auswahl unserer Portfoliounternehmen. Erst wenn wir uns nach einer tiefgehenden Analyse sicher sind, dass die Qualität hoch genug ist, bewerten wir das Unternehmen mit Hilfe einer detaillierten Discounted Cash Flow-Analyse.
Sind die über die nächsten drei Jahren prognostizierten Renditen attraktiv, dann ist das Unternehmen ein Kandidat für unser Portfolio. Bei unserer Auswahl liegt die Latte sehr hoch. Wir handeln als langfristig orientierte Unternehmer und investieren das uns anvertraute Kapital in ein konzentriertes Portfolio hochqualitativer Titel.
Nachhaltige Geschäftsmodelle
Unser Ziel ist es, langfristige Eigentümer der hochwertigsten Unternehmen zu sein. Kurzfristige Kursschwankungen sind für uns von geringer Bedeutung. Im Mittelpunkt stehen die Wettbewerbsposition eines Unternehmens, ein differenziertes und nachhaltiges Geschäftsmodell sowie die Fähigkeit, durch den Zinseszinseffekt Vermögen über die Zeit zu wahren und mehren.
Wir legen Wert auf ein Management, welches das Unternehmenskapital so einsetzt, als wäre es sein Eigenes.
Unsere Investitionsentscheidungen basieren auf langfristigen Unternehmensbewertungen; während wir überbewertete Unternehmen meiden, schrecken wir nicht grundsätzlich vor optisch hohen Bewertungen zurück. Denn wenn ein grossartiges Unternehmen weiterhin erfolgreich ist, folgt der Aktienkurs in der Regel.
Wichtiger Zinseszinseffekt
Ein zu strikter Fokus auf Bewertungen könnte hingegen dazu führen, dass wir grossartige Unternehmen übersehen. Wir sind entschlossen, diesen Fehler zu vermeiden.
Wie unglaublich potent der Zinseszinseffekt ist, lässt sich anhand der meisten unserer Portfoliounternehmen zeigen. Beispiel Mastercard: dieses Unternehmen hätte man vor zwanzig Jahren zu einem, zumindest optisch, exorbitant hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von weit über 400x kaufen können. Dennoch hätte man annualisiert immer noch die Eigenkapitalkosten von 7.5 Prozent verdient; die effektive annualisierte Rendite liegt bei rund 30 Prozent.
Wir suchen Konvexität (Upside noch oben durch den Zinseszinseffekt), versuchen aber Konkavität zu vermeiden (Downside nach unten durch permanenten Kapitalverlust).
Sorgfältige Analyse
Die Vermeidung von dauerhaftem Kapitalverlust ist seit Jahrhunderten in unserer DNA verankert. Aus diesem Grund investieren wir nicht in Unternehmen, die von externen Faktoren (wie zum Bespiel Rohstoffpreisen oder Zinssätzen), auf die Sie keinen Einfluss haben, abhängig sind.
Vielmehr analysieren sorgfältig, ob ein Unternehmen auch in Zukunft Bestand haben wird und ob ökologische oder soziale Risiken bestehen. Nur Unternehmen, die ihr Schicksal selbst in der Hand haben, kommen für uns in Frage.
Diese haben typischerweise differenzierte Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. Entsprechend viel investieren Sie in Forschung, Entwicklung und Produktinnovation. So geben zum Beispiel Cadence Design, Intuit oder Relx weit über 10 Prozent ihres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus.
Um solche Unternehmen zu identifizieren, führen wir gründliche Analysen durch, um die Geschäftsmodelle zu verstehen und «Lärm» sowie vorübergehende Schwankungen der Aktienmärkte auszunutzen. Von unseren Portfoliounternehmen erwarten wir eine ähnliche Herangehensweise bei der Kapitalallokation.
Das «achte» Weltwunder
Einstein nannte den Zinseszinseffekt angeblich das «achte Weltwunder», und wir stimmen dem voll und ganz zu. Wir suchen nach Unternehmen mit überlegenen Charakteristika und der Fähigkeit, Gewinne und Vermögen langfristig zu steigern. Starke Marktpositionen, Preissetzungsmacht, hohe Margen und wenig kapitalintensive Geschäftsmodelle sind die Schlüsselelemente, die zu hohen Kapitalrenditen führen.
Gartner, Microsoft oder Moody's sind Beispiele von Unternehmen, die sowohl eine hohe Preissetzungsmacht als auch hohe Kapitalrenditen haben. Ferner ist ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil durch hohe Eintrittsbarrieren entscheidend, um im Wettbewerb hohe Renditen aufrechtzuerhalten und somit dauerhafte Wertvernichtung zu vermeiden.
Qualitative Kriterien
Die meiste Zeit investieren wir in das Lesen von Geschäftsberichten, Gespräche mit Branchenexperten und den Austausch mit Managementteams. Wir führen tiefgehende Analysen von Unternehmen und Ihrer Branchen durch, analysieren diese aufgrund sowohl qualitativer als auch quantitativer Kriterien.
Dabei sind Bücher über Unternehmen und ihre Führungskräfte, Branchen-Newsletter, Fachpublikationen und Podcasts wertvolle Informationsquellen, die vom oftmals myopischen «Markt» vernachlässigt werden.
Wir suchen nach Managementteams mit langfristig orientierten Anreizen und sogenanntem «Skin in the Game». Noch besser ist «Soul in the Game», was der Fall ist wenn Unternehmensführer auch emotional, und nicht nur finanziell, eng mit Ihrem Unternehmen verbunden sind. Dies ist entscheidend, damit sie wie Eigentümer und nicht nur wie Manager denken und agieren. Unternehmen wie Costco oder Hermès sind Beispiele dafür.
Qualität vor Quantität
Wir bevorzugen es, eine kleinere Anzahl von Unternehmen zu besitzen, welche wir dafür im Detail verstehen. Wir sehen wenig Sinn darin, einfach nach «billigen» Unternehmen zu suchen, da dies vom Fokus auf Qualität ablenkt. Da Finanzinformationen im Überfluss vorhanden sind, glauben wir nicht, dass durch rein quantitative Informationen ein nachhaltiger Vorteil erzielt werden kann.
Ein tiefes Verständnis der Geschäftsmodelle hingegen erfordert Zeit, stellt für uns aber langfristig die einzige Möglichkeit dar, eine bessere Performance zu erreichen.
Fokus im Vordergrund
Bei allem, was wir tun, steht Fokus im Vordergrund. Wir mögen fokussierte Unternehmen, die einfach zu managen und zu verstehen sind. Die Unternehmen sollen lieber nicht selbst diversifizieren, indem sie in neue Segmente vordringen. Beispiele solcher hochfokussierter Unternehmen sind ASML, Linde oder MSCI.
Denn um Diversifikation kümmern wir uns der Ebene des Gesamtportfolios. Unser Anlageuniversum und -portfolio ist ebenso fokussiert und weist einen begrenzten Umschlag von weniger als 15 Prozent auf. Auf diese Weise können wir unser Wissen stetig vermehren; ebenso erwarten wir von Unternehmen, dass sie ihre Erträge und Cashflows vermehren.
Kombination verschiedener Faktoren
Die Kombination der genannten Faktoren führt zu einem qualitativ hochwertigen Portfolio: sämtliche Unternehmen verfügen über nachhaltige Wettbewerbsvorteile, über 90 Prozent des Fonds hat Preissetzungsmacht und die Kundenloyalität ist hoch mit einem Anteil von über 75 Prozent des Portfolios welches sich durch «Switching Costs» auszeichnet.
Die wichtigsten finanziellen Kennzahlen des LongRun Equity Funds sind: ein zyklusübergreifendes Umsatzwachstum von 8 Prozent, eine operative Marge von 30 Prozent, eine operative Rendite auf das investierte Kapital von weit über 70 Prozent und ein Verschuldungsgrad von 0,5 x im Verhältnis zum EBITDA.