Mehr als nur einen Ansatz für wachstumsorientierte Aktien
Von Steve Angeli, Equity Portfolio Manager, Joe Chung, Equity Portfolio Manager, Joe Chung, Equity Portfolio Manager
Die jüngsten Marktbewegungen stellen dieses Narrativ jedoch in Frage und zeigen, dass es andere Ansätze für wachstumsorientierte Aktien gibt, die dabei helfen können, in einem Umfeld anhaltender Volatilität immer noch unterschätzte Anlagechancen zu entdecken.
Ein global diversifizierter Ansatz, der auf dynamische Art und Weise ein qualitatives Wachstumsmodell mit Erkenntnissen zu strukturellen Trends kombiniert, durch die sich Volkswirtschaften, Sektoren und Unternehmen verändern, könnte Anlegern dabei helfen, an den Bereich wachstumsorientierte Aktien anders heranzugehen.
Nachstehend erläutern wir vier mögliche Massnahmen für Anleger, um die Chancen zu nutzen, die sich durch diese neue Perspektive bieten könnten.
1. Diversifizierung auf globaler Ebene ins Auge fassen
Aktien weisen inzwischen eine stärkere Korrelation mit ihrem jeweiligen Sektor oder Thema als mit ihrer Region auf, da technische Fortschritte es den Unternehmen ermöglicht haben, global tätig zu sein und globale Umsatzquellen zu erschliessen.
Gleichzeitig sind wachsende regionale Unterschiede ein zentrales Merkmal des neuen Umfelds, in dem die Unternehmen nun agieren müssen, da Staaten aufgrund geopolitischer Rivalitäten versuchen, ihre strategischen Sektoren zu schützen.
Der Umgang mit dieser komplexen Lage erfordert unseres Erachtens ein global diversifiziertes Anlagemodell, das ein Gleichgewicht zwischen den immer noch ergiebigen Anlagechancen in den USA mit bedeutsamen Allokationen in anderen Märkten, insbesondere Europa, schafft.
Am europäischen Markt, wo der Pessimismus inzwischen seinen Höhepunkt erreicht hat, haben wir zahlreiche Qualitätsunternehmen identifiziert, die unseres Erachtens Potenzial für positive Überraschungen bieten.
Unserer Meinung nach könnte eine Diversifizierung auf globaler Ebene auch die Risiken verringern, die sich aus einer übermässigen Abhängigkeit von einigen wenigen US-Aktien und der Erwartung einer weitgehend linearen Entwicklung im Bereich KI ergeben.
Angesichts des sich verschärfenden Wettbewerbs im KI-Bereich halten wir es für wahrscheinlich, dass dieses Modell zunehmend auf den Prüfstand gestellt wird, mit potenziell negativen Folgen für weniger diversifizierte Portfolios.
2. Sich entwickelnde strukturelle Trends verstehen
Für einen Grossteil des Zeitraums nach der Pandemie war die Entwicklung an den Aktienmärkten grösstenteils durch die US-Sonderstellung und KI-Dominanz geprägt. Unseres Erachtens verdeckt dieses dominante Thema aber eine komplexere Realität von sich verändernden strukturellen Trends, die sich zunehmend auf Unternehmen, Sektoren und Märkte weltweit auswirken werden.
Da diese These nun von den Märkten auf die Probe gestellt wird, halten wir den Zeitpunkt für günstig, um zu analysieren, was uns diese strukturellen Trends sagen.
- Seit Jahresbeginn wurde das vorherrschende Marktthema wirtschaftlicher Widerstandsfähigkeit von Unsicherheit abgelöst, was auf einen Rückgang der Verbraucherausgaben, ein gedämpftes Konsum- und Industrieklima und die Möglichkeit einer dauerhaft höheren Inflation zurückzuführen ist.
- Da sich die Bandbreite möglicher Entwicklungen – vor allem aufgrund der Auswirkungen der US-Politik – wieder vergrössert hat, scheinen Unternehmen in Europa gut positioniert zu sein, um von hohen privaten Sparquoten, einer expansiven Fiskalpolitik und niedrigeren Zinsen zu profitieren, die das Binnenwachstum ankurbeln.
- Darüber hinaus sehen wir Anzeichen dafür, dass sich die KI-Revolution allmählich verbreitert und die technologischen Wegbereiter der digitalen Transformation eine zunehmend wichtige Rolle spielen.
- Andererseits unterstreicht die Volatilität, die durch die von den USA verhängten Zölle und die Vergeltungsmassnahmen anderer Länder ausgelöst wurde (auch wenn die Situation noch im Fluss ist), unserer Ansicht nach erneut, wie wichtig es ist, potenzielle Auswirkungen unter Berücksichtigung der Branchendynamik zu bewerten, anstatt sich nur auf den Standort eines bestimmten Unternehmens zu konzentrieren.
3. Die Fundamentaldaten nicht aus dem Blick verlieren
In der Praxis finden wir diese Erkenntnisse zu Trends am nützlichsten, wenn sie sich mit einem klar strukturierten fundamentalen Analysemodell kombinieren lassen.
In unserem eigenen Ansatz versuchen wir beispielsweise, systematisch die folgenden Fragen zu beantworten, mit Qualität als zugrunde liegendem Thema, um vielversprechende Wachstumsunternehmen für unser Portfolio zu identifizieren:
- Wie nachhaltig ist das Umsatzwachstum?
- Kann dies hohe oder sich verbessernde Free-Cashflow-Margen und starke Kapitalrenditen bedeuten?
- Wie attraktiv ist das Potenzial für Kapitalerträge, ob über Dividenden oder Aktienrückkäufe?
- In welchem Umfang spiegeln die Bewertungen auf Basis unseres Discounted-Free-Cashflow-Modells die Fundamentaldaten wider und besteht hier Aufwärtspotenzial?
- Verbessern sich die Fundamentaldaten und besteht Spielraum, dass die Konsensschätzungen für den Unternehmensgewinn übertroffen werden?
4. Dynamische Ausrichtung auf Bereiche mit qualitätsstarken Anlagechancen
Unserer Ansicht nach kann die Nutzung solch eines robusten Modells mit Erkenntnissen zu Trends auf einer globalen Ebene die grössere Reichweite und Flexibilität liefern, die in dem aktuell komplexeren und volatileren Umfeld erforderlich sind, mit einem Schwerpunkt auf Qualität als Stabilitätsanker.
Nach unserer Erfahrung tun sich häufig attraktive Anlagechancen auf, wenn man sich auf Aktien mit einer besonders überzeugenden Kombination aus den Merkmalen Wachstum, Qualität, Kapitalerträge und Bewertungsaufwärtspotenzial konzentriert.
Ein aktiver Ansatz bei der Portfoliokonstruktion kann darüber hinaus dabei helfen, diese Anlagechancen jeweils in den verschiedenen Sektoren und Regionen zu erschliessen.
Am Markt entstehen immer noch Chancen für qualitätsstarke Wachstumsunternehmen. Ein Beispiel ist Europa, wo niedrige Ausgangsniveaus bei den Bewertungen und hohe Sparquoten der privaten Haushalte ein attraktives Umfeld für Einzelhändler mit starken Geschäftsmodellen bieten, um ihre Umsätze zu steigern.
Weltweit dürfte die Digitalisierung dank KI für massive technologische Umwälzungen sorgen. Die diesbezüglichen Vorteile sollten aber weit über die derzeit als Gewinner wahrgenommenen Unternehmen hinausgehen. Für den Ausbau von Rechenzentrumskapazitäten ist Wachstum bei der Energieversorgung und -verteilung erforderlich, um die steigende Stromnachfrage zu decken.
Die Verfügbarkeit und Effizienz von Daten und Analysen können ebenfalls höheres Wachstum für Zahlungsdienstleister und Marktdatenanbieter bedeuten. Dies sind nur einige Beispiele, bei denen unseres Erachtens eine dynamische Kombination aus einem fundamentalen Analysemodell mit Erkenntnissen zu Trends dabei helfen kann, den Zugang zu qualitätsstarken Anlagechancen zu optimieren.
Dieser Ansatz in der Praxis: zwei Fallstudien
Deutsches Verteidigungsunternehmen
Dieses Unternehmen hat seit 2022 starkes Wachstum bei seinen Aufträgen und Free Cashflows verzeichnet und dabei auch von der Entscheidung Deutschlands profitiert, die Verteidigungsausgaben nach jahrzehntelang zu niedrigen Investitionen auf über 2 Prozent des BIP zu steigern.
Trotz der jüngsten Aktienkurstärke halten wir die Bewertung des Rüstungsunternehmens angesichts seiner Qualitätsmerkmale, einschliesslich des starken organischen Umsatzwachstums, dem sowohl zyklische als auch strukturelle Positivfaktoren Unterstützung bieten, nach wie vor für attraktiv.
Wir gehen davon aus, dass sich der Anstieg der Militärausgaben in Europa aufgrund der geopolitischen Instabilität fortsetzen könnte.
Britisches Konsumgüterunternehmen
Wir sehen unter der neuen Führung Spielraum für eine weitere Verbesserung der Kapitalrendite für die Aktionäre. Das Unternehmen hat sich von wertvernichtenden Fusionen und Übernahmen abgewandt und konzentriert sich nun auf ein organisches Gewinnwachstum im mittleren einstelligen Bereich, was unserer Meinung nach mittel- und langfristig zu einer Steigerung der Margen und der Free Cashflows führen kann.
Die dominante Marktposition, die durch starke Verbrauchermarken untermauert wird, sorgt unseres Erachtens für Stabilität, während Wachstum durch die Preissetzungsmacht und Absatzentwicklung sowie zunehmende Aktienrückkäufe zusätzliches Aufwärtspotenzial für die Bewertung bieten.
Wie geht es weiter?
Trotz der rasch gestiegenen Volatilität sind wir davon überzeugt, dass die Aktienmärkte weiterhin Chancen für wachstumsorientierte aktive Anleger bieten, die sich von der erhöhten Volatilität und Komplexität nicht beirren lassen. Um diese Anlagechancen heute zu finden, ist unserer Meinung nach jedoch ein anderer Ansatz erforderlich.
Dabei halten wir ein robustes fundamentales Analysemodell und die Fähigkeit zur dynamischen Kombination einer globalen Diversifizierung mit Erkenntnissen zu den Auswirkungen struktureller Veränderungen auf Volkswirtschaften, Sektoren und Unternehmen für entscheidend.
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