Digitale Portale wie Linkedin lassen die Visitenkarte schon länger obsolet erscheinen. Die Pandemie droht ihr nun den Garaus zu machen – oder doch nicht?

Wie es um die Zukunft der Visitenkarte steht, brachte David Snow in zwei Sätzen auf den Punkt. «Visitenkarten sind Geschichte. So wie Krawatten und Geschäftsleitungen, in denen nur Männer sitzen», sagte der Partner des New Yorker Medien-Startups Privcap Media zum Branchen-Portal «Institutional Investor».

Visitenkarten sind obsolet – jetzt erst recht, möchte man meinen: Aufgrund der Pandemie gerieten sie in den Ruch einer Virusschleuder. Und wenn alle nur noch via Apps wie Zoom konferieren, sind sie ganz zwecklos geworden.

Oder doch nicht? Im Bericht hat «Institutional Investor» Stimmen zusammengetragen, die den kleinen Rechtecken aus Karton weiterhin eine Daseinsberechtigung zugestehen. Fünf Vorschläge, wozu Visitenkarten auch in Zeiten von Corona noch gut sind:

1. Als Memento

Wer letzten Februar frische Karten drucken liess und seit dem Shutdown vom März den unberührten Stapel auf dem Pult stehen hat, wird täglich daran erinnert: Im Geschäftsleben kann das Umfeld von einem Tag auf den nächsten komplett anders aussehen. Das sollten wir in unseren Plänen bedenken. Und dabei nicht vergessen: die Visitenkarten überdauerten schon die Spanische Grippe von 1918.

2. Als Händedruck 2.0

Nach Ende des Shutdowns grüssen wir zwar immer noch mit Verbeugungen, Ellbogen und Füssen – aber es scheint angemessen, sich wieder gedrucktes Papier zu übergeben. Das nährt bei den Anhängern der Kärtchen die Hoffnung, dass diese nicht nur wieder in Gebrauch kommen, sondern den Händedruck ersetzen.

3. Als Technologieträger

Auch Finanzkonzerne sind dazu übergegangen, Visitenkarten mit QR-Codes zu bedrucken. Die «Käfer» erlauben einen direkten Zugang zu digitalen Inhalten – und helfen damit, die Papierflut zu bändigen. Sie vereinigen damit das Beste aus der alten und der neuen Welt, sozusagen.

4. Als eleganter Botschafter

Natürlich sind Visitenkarten auch ein Fetisch. Manager brüsten sich gerne mit erlesenem Büttenpapier, gestanzten Goldlettern und eleganten Schriften. Tatsächlich ist die Haptik von Visitenkarte nicht zu unterschätzen, eine edle Karte vermittelt einen ersten Eindruck vom Gegenüber und seinem Unternehmen. Profis sagen: je schwerer und dicker die Karte, desto besser.

5. Als Eisbrecher

In Japan, wo die Karte mit beiden Händen und einer Verbeugung überreicht wird, ist klar: Hier wird ein Geschenk vergeben, allerdings nur an die, welche gleiches entgegnen können. Die einfache Geste des Schenkens – oder Tauschens – schafft so unmittelbar Nähe zwischen Fremden. Die ideale Basis, um im Business als Partner am selben Strick zu ziehen.