Die Nachfrage nach Hauspersonal nimmt aufgrund des steigenden Wohlstands immer weiter zu. Der Schweizer Promi-Butler Hanspeter Vochezer verrät gegenüber finews.ch, was es braucht, um gutes Hauspersonal zu finden.

Gutes Personal zu finden, ist schwierig, heisst es oft lapidar. Doch was das im Detail bedeutet, kann wahrscheinlich keiner besser erklären als der Schweizer Vorzeige-Butler und Chef der Personalvermittlung Swiss Butlers, Hanspeter Vochezer (Bild unten).

In einer eleganten Villa in Küsnacht bei Zürich empfängt er finews.ch, nimmt mit geübten Handbewegungen den Mantel und bietet Kaffee, Wasser und – trotz der Nachmittagszeit – bereits einen Gin Tonic an.

«Gutes Personal ist wirklich extrem schwer zu finden», erklärt er und verzieht dabei keine Mine. «Gewiss, die Wünsche und Vorstellungen sind verschieden, was die Suche manchmal erschwert», sagt Vochezer, «doch einfach aus dem Hut zaubern kann ich gutes Personal nicht».

Überraschungen im Detail

Zwei bis drei Wochen an Vorlaufzeit müssten es schon sein. Am besten seien aber Monate, um eine passende Lösung zu finden. «Bei mir unterlaufen Kandidatinnen und Kandidaten schliesslich einen ausführlichen Screening-Prozess», führt Vochezer weiter aus. Die Klärung allfälliger Fragezeichen in Lebensläufen und natürlich das Prüfen von Referenzen, benötigten seine Zeit.

Vochezer

Zum Standard gehöre auch das Einholen von Straf- sowie Betreibungsregister-Auszügen, betont er. «Solche Dokumente haben bereits so manche Überraschung zu Tage befördert», lobt Vochezer die Vorgehensweise und empfiehlt, hierbei nichts zu übereilen.

Härtetest im Einsatz

Doch mit dem Prüfen von Formalien ist es bei Swiss Butlers nicht getan. Auch das angegebene Fachwissen und die Berufserfahrungen kommen bei Vochezer direkt unter die Lupe. «Wie würden Sie den grossen Holztisch da reinigen», fragt der Swiss-Butlers-Gründer mit strenger Mine und deutet in das Nachbarzimmer, wo an einer langen Tafel eigentlich Benimm-Dich-Schulungen für Banker, Servicepersonal von Luxuskliniken oder für Topmanager stattfinden. «Sie müssen es nicht wissen, doch an der Vorgehensweise erkenne ich die Kenntnisse des Personals», erklärt er.

Falls ein Bewerber oder eine Bewerberin nämlich frage, wo der Tisch erworben wurde, um sich dort nach Pflegehinweisen zu erkundigen, wisse Vochezer sofort, dass hier ein Profi am Werk sei. Einfach ein handelsübliches Mittelchen auszuprobieren, das gehe bei den teuren Einzelstücken meist nicht.

Ruinieren des Lieblings-Pullovers

Auch die Antworten auf Fragen, wie man sich bei der neuen Arbeitsstelle den Start vorstelle, liessen den Schweizer Promi-Butler umgehend erfahrenes Hauspersonal erkennen. So erkundigten sich Profis bei den Hausherren und Hausdamen gleich zu Beginn, welche Gegenstände ihnen besonders heilig seien und wie sie damit umgehen sollten.

«Das beugt Missstimmungen vor und zeigt die Erfahrung von Service-Personal», erklärt Vochezer weiter. «Den Lieblings-Kaschmir-Pullover dürfen Sie nicht ruinieren», mahnt der erfahrene Knigge-Coach. All diese Checks helfen also, um allfällige Probleme beim späteren Arbeitseinsatz zu reduzieren.

Doch neben den Angaben in den Lebensläufen und der tatsächlichen Berufserfahrungen spielen noch andere Dinge bei der Personalsuche beziehungsweise -knappheit eine Rolle. Es gebe überhaupt keine Ausbildung für den Beruf, meint der Personalvermittler. Es gibt keine Berufslehre oder eine spezialisierte Ausbildung, die auf solche Tätigkeiten des Dienens vorbereite. Schwierig ist laut Vochezer zudem, dass es keinen Standardweg gibt, wie Jüngere zu Erfahrung kämen. Da gräbt mancher also vergeblich nach etwas, das gar nicht existiert.

Vermitteln ohne Lizenz

Ginge nicht ein Zuzug aus dem Ausland? Das sei oftmals schwierig, weil Sprachkenntnisse oder das spezifische Wissen für die Schweizer Gegebenheiten fehlten. «Die Kulturen sind manchmal zu unterschiedlich», winkt der Topbutler diesbezüglich ab. Einige probierten ihr Glück, Personal bei ausländischen Vermittlern zu finden. Dies sei aber meist nicht von Erfolg gekrönt, sagt Vochezer.

Die Agenturen bräuchten ausserdem für den Schweizer Markt eine Lizenz, über die sie manchmal nicht einmal verfügten, mahnt er. Rund 70 Prozent der Personen, die er einsetzt, kämen aber ohnehin über Empfehlungen.

Luxushotels ungeeignet

Könnte man gutes Personal dann nicht einfach aus einer artverwandten Branche, etwa von der Luxushotellerie, abwerben? Auch das macht laut dem Personalvermittler kaum Sinn. Denn hier sind die Mitarbeitenden zumeist nur in einem Bereich wie dem Housekeeping, dem Restaurant oder beim Concierge eingesetzt und somit oftmals nur in einer Abteilung perfekt geschult. Zum anderen müsse ein guter Butler vor allem herausragend managen können. Über solche Fähigkeiten verfügten nur wenige in der Hotellerie, weil sie es gewohnt seien, meist Aufträge zu empfangen.

«Als Butler muss man allerdings immer drei Schritte vorausdenken», betont Vochezer. Am Abend müsse das Hauspersonal zum Beispiel prüfen, ob genügend warmes sowie kaltes Mineral und ausreichend Kaffee sowie Milch und Zucker für den Morgen vorhanden seien. «Sonst müssen sie in der Nacht oder am frühen Morgen zu einem Sondereinsatz ran, an dem sie quasi selbst Schuld sind.»

Wertschätzung und Respekt

Bleibt also nur, Personal von anderen Leuten abzujagen? Gute Hausherren und Hausdamen achten aber peinlichst genau darauf, dass das nicht passiert. Superreiche lehren laut Vochezer ausserdem die jüngeren Familienmitglieder, das eigene Personal mit Respekt sowie Wertschätzung zu behandeln und auch hier und da mal ein Trinkgeld zu geben. Dann verliefen Abwerbungsversuche nämlich einfach im Sand.

Und wo all dies nichts hilft, müssten die Gehälter eigentlich ins Unermessliche steigen. «Es werden bereits unglaublich hohe Löhne gezahlt», verrät Vochezer mit einem Lächeln. Bedenken müssten die Auftraggeber, dass nur schon allein die Sozialabgaben in der Schweiz sehr hoch seien. An die professionelle Vermittlungsagentur gehen zudem rund 15 Prozent vom Jahressalär des vermittelten Personals, gibt er obendrein preis.

Steigende Geschäftschancen

Aber hat der Chef von Swiss Butlers keine Angst, dass sein ganzes Geschäftsmodell wegen der Personalknappheit unter Druck gerät? «Nein», entgegnet Vochezer forsch. Es gibt in der Schweiz immer mehr Wohlstand. «Dieser Wohlstand braucht immer mehr Pflege», sagt er mit Verweis etwa auf mehr gelebten Luxus sowie auf grosse Oldtimer-, Gemälde und Uhren-Sammlungen. Neben der steigenden Nachfrage werden Agenturen stets gebraucht werden, welche bei den Bewerbungen die Spreu vom Weizen trennen.

Aber wie soll das Problem mit der Personalsuche und der ganzen Knappheit gelöst werden? «Eine lange Vorlaufzeit ist der Schlüssel, um gutes Personal zu finden», hebt der Promi-Butler als Geheimnis nochmals hervor und verabschiedet den Gast zur fortgeschrittenen Stunde mit einer leichten Verbeugung an der Türe der eleganten Villa.