Ein paar Tausend Franken für eine Handtasche? Unbedingt – solange ein Luxus-Label darauf prangt. Doch der neue Trend ist: Noch teurer, dafür diskreter.

Die Autorin Dollar kostet die Handtasche aus Satin, verziert mit Gold und Swarovski-Steinen.

Bling eben, oder in den Augen der Autorin ein echtes Kunstwerk, welches das Geld mehr als wert ist. Denn es verhilft der Trägerin zu einem Auftritt, der einen nachhaltigen Eindruck bei denen hinterlässt, die ebenso viel Geld für Luxus ausgeben. Oder bei jenen, die es gerne tun würden, wenn sie es sich leisten könnten.

Preisspirale für Handtaschen dreht und dreht

Es scheint jedoch, dass die Autorin den jüngsten Trend im wahren Luxussegment verpasst hat: Die exklusivsten und teuersten Handtaschen sind jene, die den Bling nicht mehr so penetrant zur Schau stellen.

2013 drehte die Preisspirale für Handtaschen schneller als je zuvor, während das Wachstum der Luxusbranche im vergangenen Jahr so lahm wie zuletzt 2009 war, wie «Bloomberg» zu Schätzungen des Beratungsunternehmens Bain & Co schreibt. So seien die Ausgaben für persönlichen Luxus wie Mode und Uhren nur um 2 Prozent auf 297 Milliarden Dollar gewachsen. 2012 waren es noch 10 Prozent gewesen.

Hingegen stiegen die Preise für lederne Handtaschen 2013 so schnell wie seit 2009 nicht mehr, wie Exane BNP Paribas vorrechnete. Kostete die Chanel-Flap-Bag vor vier Jahren noch 2650 Dollar, sind es heuer 4900 Dollar. Der Preis für eine Lady Dior Handtasche verdoppelte sich praktisch auf 4000 Dollar. Der Clou dieser Taschen: Man erkennt sie auch ohne Logo.

Luxus-Boom schadet der Exklusivität

Exklusivität durch Höchstpreise und das Fehlen von Logos. Vuitton folgte dem Trend 2013 und kam mit logofreien Taschen auf den Markt, die für über 5000 Dollar verkauft werden. Es ist ein Versuch von Marken wie Vuitton oder Gucci, in ein noch höheres und noch exklusiveres Marktsegment vorzustossen, nachdem der Luxus-Boom der vergangenen Jahre die Exklusivität ihrer Produkte erodieren liess.

Der Versuche könnte auch scheitern. Denn diese Hersteller bedienen auch den Massenmarkt mit 50-Dollar-Parfüms – echte Exklusivität ist das nicht. «Es gibt immer Käufer, die mehr bezahlen, bloss weil es Hermes oder Dior oder Chanel ist», sagt Rahul Sharma vom Londoner Beratungsunternehmen Neev Capital.

Distinktion vom erschwinglichen Luxus

Gerade in Asien gebe es diese Käuferschicht, die bereit sei, für jenen Luxus mehr auszugeben, der die Exklusivität dadurch erlange, dass er weniger auffällt– zum Beispiel durch das Fehlen von Logos. Diese Strategie sei möglicherweise nur den Marken im Top-Segment vorbehalten, so Sharma. Denn den Käufern solcher Produkte gehe es in erster Linie darum, sich vom «gewöhnlichen» Label-Luxus abzuheben.

Auch wenn die Preise noch so hoch geschraubt werden: Gemäss Fiona Harkin von der Beratungsfirma Stylus in London wird dieser Trend kaum gebrochen. Die Hersteller hätten entdeckt, dass ihre reichsten Kunden «diskreteren Luxus» wünschten, auch wenn er deutlich mehr koste. Der Trend sei ein Zeichen der neuen Ära der Austerität und «ein Resultat des tiefer werdenden Grabens zwischen Reichen und Armen».