Der Arzt und Unternehmer Dietrich Grönemeyer hat unlängst in der Schweiz investiert. Im Interview mit finews.ch verrät er, was er vor hat. Er erklärt auch, wie er die Coronakrise meistert, und was ihn mit seinem Bruder Herbert Grönemeyer bis heute verbindet.  


Herr Grönemeyer, wie haben Sie als Mediziner die Coronakrise und den Lockdown erlebt?

Da ich selber zur Risikogruppe gehöre und vor etwa 20 Jahren eine Herzmuskel-Entzündung hatte, habe ich mich streng an die Vorschriften gehalten. Ich blieb zu Hause. Ich fand es auch richtig, was die Behörden beschlossen haben, um die Pandemie einzugrenzen.

Letztlich war es eine Abwägung zwischen Geld und Gesundheit, die aus meiner Sicht erfreulicherweise zu Gunsten der Volksgesundheit ausging. Alles in allem hat Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern in Europa die Krise sehr gut gemeistert – ebenso die Schweiz.

Der Lockdown hat viele Menschen an ihre psychische Belastbarkeit gebracht und dabei Fragen über das Wohlbefinden aufgebraucht. Wo fängt Gesundheit bei Ihnen an?

Schon bei kleinen Dingen. Einfach mal raus an die frische Luft oder den Mut zu haben, nichts zu tun. Grundsätzlich sind die Ernährung und die tägliche Bewegung zentral – wenn möglich eine Stunde lang, egal was man dabei macht.

«Wer zu wenig Ballaststoffe isst, züchtet in seinem Darm die falschen Bakterien heran»

In Zusammenhang mit gesundem Essen nimmt unser Darm eine ganz wichtige Rolle ein. Denn die meisten akuten oder chronischen Krankheiten haben direkt oder indirekt mit diesem Organ zu tun – etwa Zellulitis, Akne, Hautprobleme, häufige Erkältungen, mitunter auch Depressionen oder Rückenschmerzen – ausser den üblichen Verdächtigen wie Mundgeruch, Allergien und Verstopfungen.

Was raten Sie?

Möglichst gesund zu essen und wenig oder kein Fleisch und dabei auf Ballaststoffe zu achten. Und Gewürze wie Kurkuma, Ingwer, Thymian oder Knoblauch und Heilpflanzen wie die Kamille oder die Zistrose, etwa als Tee zur antibiotischen Vorsorge oder Therapie, einzusetzen.

Wer zu wenig Ballaststoffe isst, züchtet in seinem Darm die falschen Bakterien heran. Viele Ballaststoffe sitzen in Gemüse, Hülsenfrüchten oder Nüssen allen voran Kürbiskerne, Hanfsamen, Erdnüsse, Leinsamen, Wallnuss- oder Cashewkerne. Bis zu zehn Stück am Tag. Davon essen wir allgemein zu wenig.

«Wenn ich ein Steak verzehre, verneige mich innerlich andächtig und bitte um Vergebung»

Für viele Lebensmittel gibt es auch eine gesündere Alternative: Gekochte Linsen oder Erbsen stecken voller Ballaststoffe und liefern fast so viel Protein wie Eier, die dafür aber viel mehr Kalorien aus Fett haben und null Ballaststoffe beinhalten.

Heutzutage sind Vegetarier und Veganer im Trend. Essen Sie Fleisch?

Ich persönlich esse zwar von Zeit zu Zeit Fleisch – aber auch aus Rücksicht auf die Natur ganz selten. Und wenn ich ein Steak verzehre, halte ich es wie die Indianer und verneige mich innerlich andächtig und bitte um Vergebung.

Auch bei Bienen übrigens, wenn ich ihren Honig geniesse. Der ist nun mal ein grandioses Heilmittel. Es wirkt antibakteriell, antiviral und generell antientzündlich – innerlich wie äusserlich.

Alkohol?

Ganz selten. Vertrage ich auch immer weniger. Früher sagten selbst Mediziner, dass ein Glas Rotwein am Tag der Gesundheit nützlich sei. Neue Untersuchungen liefern indessen andere Werte. Weil Alkohol das Immunsystem schwächt und auch Krebs auslösen und das Diabetesrisiko erhöhen kann, sollte man eher darauf verzichten.

Das klingt ganz schön streng.

Nein. Das sind einfach Tatsachen. Aber ich will hier nicht einem Dogmatismus verbissener Askese das Wort reden. Aufs Masshalten kommt es an – wie beim Essen.

Der Name Grönemeyer ist auch durch Ihren Bruder Herbert Grönemeyer international bekannt, der als Musiker und Schauspieler seit langem höchst erfolgreich ist. Im Hintergrund, wenn man so sagen will, haben Sie ein medizinisches Imperium aufgebaut. Wie ist es dazu gekommen?