Mailand ist eine Destination, die man selbst in schwierigen Zeiten guten Gewissens ansteuern und dabei in einem Hotel wohnen kann, das sehr viel mit Reisen zu tun hat. Was will man mehr?

Ist reisen noch opportun in diesen Zeiten, zumal in Europa nicht weit von uns das Elend so unermesslich geworden ist? Das schlechte Gewissen nagt, während die warme Jahreszeit zum Reisen lockt. Reisen vermittelt Eindrücke, ermöglicht Erfahrungen und verhilft per se zu einem besseren Verständnis unserer Welt. Im Idealfall verspürt man auf Reisen auch ein gutes Mass an Gastfreundschaft.

Vielleicht geht es heute eher darum, vernünftig zu reisen – massvoll. Und selbstredend unterstützt man so auch eine ganze Branche, die es in den vergangenen zwei Jahren ohnehin nicht einfach hatte, wie jeder Hotelier, jede Restaurantbesitzerin bestätigen wird.

Mondäne Modemetropole

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Insofern ist Mailand zum Beispiel eine Reise wert – in etwas mehr als drei Stunden von Zürich aus bequem mit dem Zug zu erreichen. Die Hauptstadt der Lombardei ist nicht nur eine der weltweit führenden Modemetropolen, sondern hat auch kulturell, gastronomisch, architektonisch und sportlich einiges zu bieten. Je nach Geschmack, und ohne dass jemand zu kurz käme.

Mit Reisen hat auch ein neues Hotel in Mailand sehr viel zu tun: Das Radisson Collection Hotel, Palazzo Touring Club Milan. Es befindet sich am Corso Italia in Gehdistanz zu einer Metrostation und zum Wahrzeichen der Stadt, dem Mailänder Dom. Die Mailänder Scala ist ebenfalls in der Nähe, wo dann auch das Viertel mit den Modegeschäft, das Quadrilatero della Moda, beginnt.

Eröffnung im Lockdown

Der 1914/1915 von Achille Binda erbaute Palazzo Touring Club Milan ging bereits im vergangenen Herbst auf, zum denkbar ungünstigsten Moment. Denn damals regierte der totale Lockdown in Italien, wie sich General Manager Laurent Heras Guerquin im Gespräch mit finews.ch erinnert. Insofern zieht das wahre Leben erst seit wenigen Monaten im Hotel ein.

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Die von der Grösse her überschaubaren Hotels der Radisson Collection zeichnen sich durch einen Top-Standard (fünf Sterne) aus, sind an historischen und zentralen Adressen domiziliert und verfügen über ein erstklassiges Gastronomie-Angebot. «Das alles können wir erst jetzt wirklich unter Beweis stellen», betont Guerquin.

Buchhandlung im Hotel

Der Mailänder Palazzo verfügt denn auch «nur» über 89 in modernstem Design eingerichtete Zimmer und Suiten. Im Gegensatz dazu verströmt das Hotel-Interieur in der Lobby, in den Gängen oder in der Bar eine Atmosphäre als seien Hotelgäste schon seit hundert Jahren hier ein und aus gegangen. Doch dem ist nicht so. Das Gebäude war früher der Sitz des italienischen Touring Clubs, einer bereits 1894 gegründeten Vereinigung, die recht eigentlich Entwicklungshilfe in Sachen Tourismus in Italien leistete.

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Daran erinnert auch die gediegene Buchhandlung im Hotel, die es schon früher gab, wo aber damals auch noch ein Reisebüro seine Dienste anbot. Tempi passati im digitalen Zeitalter. Doch die bis heute riesige Auswahl an Reisebüchern ist einzigartig und beeindruckend. Dass man sich mit dem einen oder anderen Buch gleich in die angrenzende Bar begeben und dort einen Espresso trinken kann, schafft definitiv ein Gefühl des Wohlbefindens.

Obschon Mailand eine Vielzahl an erstklassigen Restaurants zu bieten hat, wählen nicht wenige Gäste auch das hoteleigene Feinschmecker-Lokal (gemäss Eigenwerbung«New-Wave-Kulinarik»), das Restaurant Bertarelli – benannt nach dem Gründer des italienischen Touring Clubs, Luigi Vittorio Bertarelli – und nicht etwa nach der Milliardärsfamilie Bertarelli aus Genf.

Von 23 auf 85 Hotels bis 2025

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Im Gespräch erzählt Hotelmanager Guerquin, dass die heute chinesisch kontrollierte Radisson-Hotelkette das im Top-Segment angesiedelte «Radisson Collection»-Konzept neuerdings rasant ausbaue. Das Angebot an derzeit weltweit 23 Häusern dieser Art soll bis 2025 auf 85 steigen. In Italien wurde kürzlich im mondänen Skiort Cortina d’Ampezzo ein solches Haus eröffnet, und seit Oktober 2021 ein weiteres Hotel dieser Art in Venedig, für das Guerquin ebenfalls zuständig ist.

Differenzieren will sich die Radisson Collection auch in kultureller Hinsicht. Neben Anlässen aller Art in den diversen Häusern, trägt der chinesische Künstler Fei Wang (Video unten) dazu bei – besser bekannt unter seinem Künstlernamen Mr. Slowboy, inspiriert durch die japanische Comicfigur Ivy Boy. Der frühere Art Director der Werbeagentur OgilvyOne in Peking arbeitet heute in London als Modezeichner, Künstler und Karikaturist (was letztlich auch eine Kunstgattung sein kann).

Menschen als Inspiration

Zur Eröffnung mehrerer Radisson-Collection-Hotels, darunter eben auch das Mailänder Haus, verbringt er jeweils ein paar Tage Woche in der Stadt. Dabei lässt er sich von den vielfältigen Eindrücken und Menschen inspirieren und entwirft so comicähnliche Farbzeichnungen, die zum einen mit den abgebildeten Personen den Geist der Stadt reflektieren und zum andern Szenen im Hotel illustrieren.

Die Kunst von Mr. Slowboy erinnert vom Stil her an Cartoons aus den 1950er- oder frühen 1960er-Jahren und vermittelt den Eindruck, dass es sich dabei um Trickfilme handelt, die man für ein Standbild angehalten hat.

Neue Erlebniswelt entlang der Kanäle

Wie eingangs erwähnt bietet das in jeder Hinsicht vielfältige Mailand eine Fülle an Eindrücken und Erlebniswelten. Als besonderen Tipp empfiehlt Hotelmanager Guerquin das Navigli-Viertel, wo Kanäle aus dem Mittelalter, Restaurants am Wasser und Ateliers in versteckten Höfen sowohl die Einheimischen als auch die Touristen in ihren Bann ziehen. Abends verwandelt sich dieser Stadtteil in ein Ausgehviertel mit Bars und Musikclubs.